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Tigermilch

Tigermilch

Titel: Tigermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie de Velasco
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zusammen ins Freibad gehen?
    Klar, sagt Jameelah und nickt wie blöde.
    Los, sage ich und ziehe Jameelah mit mir, das Apfelmusglas in der Hand, latschen wir die Wilmersdorfer rauf und runter, immer rauf und wieder runter.
    Wir sammeln für die Straßenkinder in Guatemala, haben Sie vielleicht eine kleine Spende für uns, so geht das die ganze Zeit. Mir ist langweilig, ich muss aber zugeben, dass Jameelah echt gut darin ist, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Sie erfindet Geschichten von Guatemala und den Bergen da. Die Kinder schnüffeln Klebstoff, weil sie so hungrig sind. Von ihren Vätern werden sie geschlagen und flüchten in den Dschungel. Ich sehe alles genau vor mir, die Berge und die wilden Tiere im Dschungel und das saftige Grün der Bäume.
    In Guatemala ist alles grüner als hier, grüner und saftiger, sagt Jameelah, aber auch dunkler und trauriger, dabei schüttelt sie wie wild das Glas, als wäre es irgendein guatemalisches Indianerinstrument.
    Guatemaltekisch heißt das, sagt Jameelah, als wir im Klo bei Eis Tiziano stehen und die großen Münzen und Scheine aus dem Glas holen. Das Geld brauchen wir, weil wir Amir ein Star-Wars-Handtuch schenken wollen, das gibt es gerade beim Kaufland.
    Wir sind doch auch Straßenkinder, sagt Jameelah, wir sind Kinder, und da ist die Straße, also sind wir Straßenkinder, und der Kotz-Krüger kann es nicht beweisen, dass wir was rausgeholt haben, der muss glauben, dass wir einfach schlechte Spendensammler sind.
    Wir gehen zurück zum Tapeziertisch, und als Jameelah Lukas sieht, fängt sie wieder an, das Glas mit den übrig gebliebenen Münzen zu schütteln. Der Kotz-Krüger will es ihr gerade abnehmen, da springt der Boden vom Apfelmusglas ab, und alle Münzen fallen klimpernd auf die Straße.
    Herrje, sagt der Kotz-Krüger, ihr seid mir vielleicht ein Paar.
    Warte, ich helfe dir, sagt Lukas und hockt sich neben Jameelah auf den Boden, gemeinsam sammeln sie die Münzen auf.
    Und, gehen wir gleich ins Freibad, frage ich.
    Klar, sagt Lukas und lächelt, dabei schaut er mich mit seinen großen Bambiaugen an. Ich kann darin die Freibadwiese schimmern sehen, ich sehe sein grünes Handtuch, wie es auf der Wiese liegt, langsam, Stück für Stück bewegt er sich auf Jameelah zu, aber genau in dem Moment, wo Jameelah nach seinen Haaren greift und ihn küssen will, springt er auf und galoppiert davon, er galoppiert davon und verschwindet für immer in seinem grünen Leben.
    Man kann keine grünen Wiesen in Bambiaugen schimmern sehen, ich weiß, das geht nur beim letzten Einhorn. Es war eine Fata Morgana, so wie bei Menschen, die durch eine endlose Wüste wandern und schrecklichen Durst haben.
     
     
    Ach, sagt Jameelah, als wir nach dem Freibad in der Bahn sitzen und nach Hause fahren, Lukas.
    Was, frage ich.
    Nichts, sagt Jameelah, süß ist er. Obersüß.
    Und?
    Was und?
    Was ist denn jetzt mit euch, frage ich.
    Weiß nicht, sagt Jameelah und schaut auf den Boden, irgendwie nichts.
    Vielleicht liegt das an dieser Schule, sage ich, Laura hat mal erzählt, die werden erst mit 14 aufgeklärt. Vielleicht weiß er ja erst seit Kurzem, wie alles so geht.
    Quatsch!
    Doch, echt! Die denken, jemanden zu vergewaltigen heißt, jemanden nach seiner Telefonnummer zu fragen.
    Hör auf, sagt Jameelah, so blöd ist Lukas nicht!
    Dann musst du dich einfach mal allein mit ihm treffen, sage ich, nicht immer Schwimmbad und so, ich meine Eincremen ist gut für den Anfang, aber dabei darf es nicht bleiben.
    Er mag mich aber schon, glaube ich.
    Klar mag er dich, sage ich, aber er ist ein Waldtier, der kommt nicht von allein, den musst du jagen oder noch besser, eine Falle auslegen.
    Ja, sagt Jameelah und schaut aus dem Fenster und deswegen ist jetzt Schluss.
    Womit?
    Schluss mit Üben.
    Wovon redest du, sage ich.
    Komm, du weißt schon.
    Nein, weiß ich nicht.
    Doch, weißt du, sagt Jameelah und schaut mich verschwörerisch an.
    Ach so, das meinst du.
    Ich will nicht mehr üben, sagt sie, ich will jetzt mal so richtig mit jemandem ins Bett. Das erste Mal und so, verstehst du, Lukas und ich.
    Ja, ich auch, sage ich, dabei weiß ich gar nicht, mit wem.
    Auf dem Nachhauseweg überlege ich angestrengt. Ich denke an den süßen Typen aus dem Tiergarten. Mit dem wäre es eigentlich schön, vielleicht würde dann alles nach Weleda riechen, so stelle ich mir das ungefähr vor, aber am Ende, da kann ich mir niemand anderen außer Nico vorstellen.
    Zu Hause sehe ich, dass ich einen schlimmen

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