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Tijuana Blues

Tijuana Blues

Titel: Tijuana Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Trujillo Muñoz
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sprechen.«
    Der alte Mann nickte. Aber in seinem Blick lag immer noch Argwohn. »Wie sind Sie auf mich gekommen? Wie haben Sie mich gefunden?«
    »Die Regierung Ihres Landes hat mir geholfen. Das FBI.«
    Diesmal war Mister Kaul wirklich erstaunt. Er musterte den Rechtsanwalt voller Respekt. Morgado war jetzt kein Eindringling mehr, sondern Teil einer verschworenen Bruderschaft. »Sie sind ein sehr wichtiger Mann in Ihrem Land, oder?«
    »Nicht gerade sehr wichtig. Aber sehr neugierig.«
    Der alte Mann forderte sie mit einer Geste auf, sich zu ihm ans Becken zu setzen. »Trinken. Was wollen Sie trinken?«, fragte er.
    »Wodka«, sagte Leobardo.
    »Zwei Wodkas«, fügte Morgado hinzu.
    »Womit kann ich dienen? Wie kann ich helfen?«, fragte der alte Mann.
    »Ich bin Rechtsanwalt«, hob Morgado an.
    »Offensichtlich.«
    »Ein Sohn von Ihnen, ein Sohn aus Ihrer Ehe mit Carmen Padilla, hat mich angeheuert, um Ihren Aufenthaltsort herauszufinden. Alles, was ich wusste, war, dass Sie im Auftrag des Schriftstellers William Burroughs nach Tijuana gekommen waren und dass …«
    »Schön langsam, amigo « , stoppte ihn der Alte, als der Diener mit den Getränken kam.
    »Und dass Sie nach einem Schusswechsel im El Tecolote in Tijuana im Dezember 1951 verschwunden sind«, fuhr Morgado fort. »Und dass Sie sich nie mehr bei Ihrer Familie in Mexiko gemeldet haben.«
    »Er, dieser Sohn, hat lange gebraucht, mich zu finden.«
    »Sie haben Ihre Spuren sehr gut verwischt, Mister Keller.«
    Der alte Mann schüttelte heftig den Kopf. »Mister Keller war einmal. Nennen Sie mich Mister Kaul. Ich bin Thomas Kaul. So heiße ich jetzt.«
    Morgado schwieg einen Moment. Erst als er bemerkte, dass der alte Mann sich beruhigt hatte, sprach er weiter: »Ihre mexikanische Frau und Ihr Sohn hatten nicht das Geld, um großartig Ermittlungen anzustellen.«
    »Und jetzt haben sie es? Sie sind jedenfalls hier, nicht wahr?«
    »Nein. Meine Arbeit wird sie nicht viel kosten.«
    »Wie? Keine Kohle?«
    »Neugier. Der Wunsch, die Wahrheit herauszufinden. Das ist mein Lohn. Ich bin gekommen, um Ihnen eine einzige Frage zu stellen: Warum?«
    »Warum ich von jetzt auf nachher abgetaucht bin? Ist das Ihre Frage?«
    »Ja. Was ist geschehen, dass Sie eine so radikale Entscheidung getroffen und Ihre Familie zurückgelassen haben?«
    Der alte Mann tauchte einen Fuß in das Wasser des Schwimmbeckens und schüttelte ihn in der Luft aus. Er will Zeit gewinnen, dachte Morgado. »Ich wusste nicht … ich wusste nicht, dass ein Kind unterwegs war. Sie hat mir nichts gesagt. Für mich war sie eine Freundin, eine Geliebte auf Zeit. Sie verstehen das, oder? Beautiful, das Fräulein. Ich habe nie vorgehabt, in Mexiko zu bleiben. Nur ein paar Monate, so lange wie ich brauchte, um das Geschäft anzuleiern.«
    »Was für ein Geschäft?«, fragte Leobardo argwöhnisch.
    »Ich war Alan Brods Partner. Ich gab vor, Lehrer am Mexico City College zu sein, aber in Wahrheit war ich Drogenverteiler. Ich war damals jung, und alles erschien mir leicht, so leicht, dass ich die Gefahr nicht erkannte.«
    »Dave Tercerero?«
    » Yes. Son of a bitch. Ich habe ihn über meine panamesischen Freunde kennen gelernt.« Die Stimme des Alten war deutlich von Zorn und Bitterkeit geprägt.
    »Und Burroughs?«, fragte jetzt Leobardo.
    »Er schuldete uns viel Geld, und er war prominent, nachdem er seine Frau getötet hatte. Er hätte nach Tijuana gehen sollen. Er wollte eine Ranch an der Grenze kaufen und wie ein Mexikaner leben.« Der alte Mann hatte jetzt abgehoben und lebte wieder ganz im Jahr 1951. »Burroughs konnte nicht aus der Hauptstadt weg. Und ich musste die Reise machen. Mein Pech. Dave wartete an der Grenze auf mich. Ich sollte der Partner sein. Was er nicht wusste, war, dass Alan und ich schon vorher Partner waren. Und Alan hat die Falle gerochen. Deswegen hat er mir seine Autoschlüssel gegeben. Wissen Sie das? Wie ich aus dem El Tecolote fliehen konnte? Wie sie ihn getötet haben?«
    »Ja. Das weiß ich«, sagte Morgado.
    » Good. Er starb. Ich lebte. Aber im Gefängnis. Eine Woche nachdem ich die Grenze überschritten hatte, haben sie mich geschnappt. Sie haben mich zu zwanzig Jahren verurteilt. Ein Urteil, das zum Himmel stank. Aber ich legte Berufung ein. Sie verkürzten die Strafe auf vierzehn Jahre. Nach zehn Jahren war ich draußen. Ich kam mit hundert Dollar ins Gefängnis und mit drei Millionen wieder hinaus. Das Gefängnis ist die beste Geldanlage von allen. Ich bin der Beweis.

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