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Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Titel: Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Burton , Mark Salisbury
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Film Regie führen wolle. Im Laufe der Jahre hatten sie drei oder vier Drehbuchentwürfe anfertigen lassen, und ich konnte genau sehen, was da gelaufen war. Es war ein bisschen wie beim ersten BATMAN -Film. Das Projekt lag schon eine Weile herum, und verschiedene Autoren hatten sich daran versucht, bis man sich irgendwann im Kreis gedreht hat. Mir gefiel Scott Franks Version am besten – sie war am klarsten und interessantesten. Das Studio hatte sie jedoch aufgegeben, und das ganze Projekt war in der Entwicklungsphase stecken geblieben.
    Charlie und die Schokoladenfabrik (1971): Wonka (Gene Wilder) sieht zu, wie Arthur Schluckviel in den Schokoladenfluss fällt
    Man könnte meinen, das Buch für die Leinwand zu adaptieren kann nicht so schwer sein, aber das täuscht. Gerade die einfachen, märchenhaften Elemente der Erzählung können im Film nicht eins zu eins übernommen werden. Im Film muss man ein wenig mehr leisten, wenn man nicht nur eine Szene an die andere reihen will. Es muss etwas Substanzielles hinzukommen. Die entscheidende Frage ist: Wer ist dieser Willy Wonka? Ist er nur ein exzentrischer Süßwarenfabrikant?
    An den verschiedenen Drehbüchern konnte ich den gedanklichen Prozess der Autoren sehr gut ablesen. Sie hatten Bedenken, Charlie als Hauptfigur könnte zu langweilig sein, weil er an der Handlung selbst ziemlich unbeteiligt ist. Er ist wie neunzig Prozent der Kinder in der Schule und hält sich lieber im Hintergrund. In den frühen Entwürfen haben die Autoren versucht, Charlie in so eine Art Wunderkind zu verwandeln und den Vater aus dem Skript zu streichen. Die Drehbuchbesprechungen konnte ich mir bildlich vorstellen. »Charlie muss eine aktivere Rolle spielen, und wir müssen den Vater rausnehmen, weil Willy Wonka die Vaterfigur ist.« Und ich halte dagegen und sage: »Nein, er ist keine Vaterfigur! Er ist viel verschrobener als die meisten der Kinder.« Und so haben wir die Figur dann auch tatsächlich aufgebaut.
    Ich wollte die Geschichte mit ein bisschen Abstand betrachten und mich darauf besinnen, was an der Buchvorlage so besonders ist, warum ich mich heute noch daran erinnere – also den wesentlichen Kern des Buches herausfiltern und so originalgetreu wie möglich umsetzen, ohne die Sache zu verkomplizieren und »Charlies Wettlauf gegen die Zeit« daraus zu machen oder etwas Ähnliches.
    Pamela Pettler, die auch schon einen Entwurf für CORPSE BRIDE angefertigt hatte, habe ich als Erste gebeten, sich der Sache anzunehmen, und als Nächsten John August, der das Drehbuch zu BIG FISH geschrieben hat. Bei John hatte ich das Gefühl, dass er dem Material gerecht wurde und zugleich einen frischen Blick darauf hatte. Er bleibt der Buchvorlage im Wesentlichen treu, gibt Willy Wonka aber eine psychologische Grundlage, sodass er nicht nur irgendein Typ ist …
    Es ging auch darum, dem Ganzen eine realistische Anmutung zu geben. Einfach gesagt: Charlies Familie ist verarmt – also sollten sie alle etwas unterernährt aussehen. Charlie sollte dünn sein, kein blonder, rosiger Junge, der aussieht, als hätte er gerade ein üppiges Mittagessen verspeist. Und seine Großeltern sind alt – sie sollten also auch einen gebrechlichen Eindruck machen. Im ursprünglichen Film wird Großvater Joe von Jack Albertson gespielt, der heute erst im richtigen Alter für die Rolle wäre, wenn er denn noch leben würde. Der Film braucht diese Details, um authentisch zu wirken.
    Außerdem wollte ich natürlich Dahls ursprünglichem Werk gerecht werden. Ich habe das Gefühl, dass wir ein wenig geistesverwandt sind. Natürlich haben wir im Film das eine oder andere ergänzt, allerdings ohne von der Vorlage allzu weit abzuweichen. Ein Film ist immer eine Interpretation, und die Geschichte besitzt ohnehin etwas Anarchisches. Wir hatten also gewisse Freiheiten.
    Während der Vorbereitungen zum Film besuchte Burton Dahls früheren Wohnsitz im Dorf Great Missenden in Buckinghamshire. Liccy Dahl erinnert sich, dass Burton Dahls kleine Schreibhütte mit den Worten betrat: »Das ist das Haus der Buckets!« Worauf sie bei sich dachte: »Zum Glück mal jemand, der das Buch versteht.«
    Es ist interessant, zu sehen, wo das Original seine Wurzeln hat. Ich habe immer so meine Bedenken, wenn ich es mit einem Autor zu tun habe, den ich sehr schätze. Ich möchte respektvoll, aber auch nicht zu ehrfürchtig an sein Werk herangehen. Es war spannend, sich die Bedingungen anzuschauen, unter denen Dahl gearbeitet hat, und sein

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