Tim (German Edition)
reden können«, gab ich zu. »Ich glaube, nun bin ich wirklich eifersüchtig.«
Ich lenkte das Thema zurück auf seine sportlichen Erfolge. Beim Turnen meisterte er viele schwierige Elemente mühelos. Die fehlende Zeit führte jedoch dazu, dass er nicht immer das Level erreichte, das einige seiner Mannschaftskameraden hatten. Beim Turmspringen war das allerdings anders und Tim war ein wirkliches Naturtalent. Es gab keinen Sprung, den er nicht konnte und sein Trainer hatte Probleme, neue Sprünge zu finden, um Tim herauszufordern. Besonders vom Sprungturm gewann er jeden Preis, den man gewinnen konnte und er war im vergangenen Jahr der Kapitän des U14-Teams. Der Schwimmverein versuchte ihn zu halten, aber Tim fühlte sich der High School verpflichtet. Also entschied er sich, in den nächsten Jahren für das Schulteam zu springen. Außerdem mochte er den Trainer der Mannschaft, den er bei einigen der Wettbewerbe kennen gelernt hatte.
Das alles aus Tim heraus zu holen war wie Zähne ziehen. Erst mit der Zeit wurde es für ihn leichter, über sich selbst zu reden. Besonders über seine Familie plauderte er zum Schluss wie ein Wasserfall und ich hatte den Eindruck, dass er begierig darauf war, mich zum Teil dieser Familie zu machen.
»Lass uns nach Hause gehen. Ich freue mich darauf, Hal wieder zu sehen«, schlug Tim am Nachmittag vor. Mir ging es genauso. Also packten wir unsere Sachen zusammen und fuhren zurück.
Betsy, Norman und Carl hatten für das Essen das Haus auf den Kopf gestellt. Das Wohnzimmer war fast leer, bis auf eine große Tafel, mit Plätzen für uns fünf, vier von Carl‘s Freunden, Hal und seinen Eltern. Es gab noch zwei weitere freie Plätze, ich wusste jedoch nicht, für wen diese vorgesehen waren. Tim und ich fragten, ob wir bei den letzten Vorbereitungen helfen konnten, Betsy lehnte jedoch dankend ab und schickte uns zum umziehen. Ich fragte Norman, ob Krawatte für das Essen angemessen war und er nickte zustimmend. Tim war davon nicht begeistert, sagte jedoch nichts.
Als wir wieder nach unten kamen, saßen Betsy, Norman und Carl, beide ebenfalls in Jackett und Krawatte, in der Küche auf der Couch, die für gewöhnlich im Wohnzimmer stand. Ich dachte an die Partys meiner Familie und wie gestresst und aufgeregt meine Eltern bei den letzten Vorbereitungen umher liefen. In diesem Haus war auch das komplett anders.
Wenige Minuten später klingelte es an der Tür und wir gingen gemeinsam ins Wohnzimmer, um die Gäste zu begrüßen. Carl‘s Freunde, zwei Jungs und zwei Mädchen, kamen als erste an. Carl stellte mir Gabe, Nancy, Bill und Terri höflich vor und wir schüttelten Hände.
Gabe schaute sich um und seufzte. »Dad, ich fühle mich underdressed «, sagte er zu Norman. »Du hättest uns warnen sollen«, warf er Carl vor.
»Ich hatte Angst, dass ihr dann nicht kommen würdet«, gab Carl zu.
Im gleichen Moment, in dem Carl seinem Freund antwortete, schaute ich Norman an. »Dad?«
»Jungs, ihr seht gut aus. Macht euch nicht verrückt«, sagte Norman zu Gabe und Bill. »Charlie, viele Freunde von Tim und Carl sagen Mom und Dad zu uns. Und wir lieben es.«
»Für uns ist das normal«, erklärte Gabe. »Viele von Carl‘s Freunden stehen den beiden genauso nah wie ihren eigenen Eltern. Meine Eltern sind geschieden und ich sehe meinen Vater kaum. Deshalb ist Norman mein richtiger Dad.«
»Warum die Party?« fragte Terri und lockerte damit die etwas getrübte Stimmung wieder auf.
»Tim hat Charlie, seinen Betreuer aus dem Sommercamp, und Hal, einen Jungen aus seiner Gruppe, eingeladen. Wir dachten uns, Carl könnte auch ein bisschen Gesellschaft gebrauchen«, erklärte Betsy lächelnd. Ein weiteres Klingeln unterbrach unseren Smalltalk. Betsy öffnete einem Paar im mittleren Alter die Tür.
»Ich bin Coach Johnson und das ist meine bessere Hälfte, Phyllis«, stellte sich der Mann und seine Gattin vor.
»Herzlich willkommen«, begrüßte Norman die beiden und gab ihnen die Hand. »Als wir Hal und seine Eltern einluden, erwähnte Hazel, dass Sie vielleicht gerne Charlie kennen lernen würden. Deshalb die Einladung.«
»Ich habe eine Menge über diesen Hal gehört«, sagte Phyllis. »Ich freue mich darauf, ihn endlich kennenzulernen. Vielen Dank für die Einladung.«
»Charlie möchte sicher auch alles über Hal‘s Abenteuer beim Geländelauf erfahren«, sagte Betsy zu Coach Johnson. »Hal weiß übrigens nicht, dass Sie auch hier sind. Es wird also auch für ihn eine
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