Tim (German Edition)
Schaltkreise in Mom‘s Kopf durcheinander gebracht hat.«
»Charlie war das«, bestätigte John seinem Sohn. »Charlie, es hat mich über 200 Dollar für zwei Paar Schuhe gekostet. Das ist mehr, als meine ganzen Schuhe zusammen gekostet haben. Aber Hal so glücklich zu sehen ist jeden einzelnen Penny wert.«
»Am ersten Trainingstag kommt also Hal in diesen schönen neuen Schuhen an«, setzte Coach Johnson die Geschichte fort. »Ich hätte darauf wetten können, dass er nicht länger als eine Woche durchhält.« Er grinste Hal an, der zurück lächelte. »Wir machten also ein paar Aufwärmübungen und besprachen den Trainingsplan für das kommende Jahr. Als ich erwähnte, dass wir bei jedem Training 8 bis 12 Meilen laufen, stöhnten schon ein paar der Jungs. Hal zuckte nicht einmal mit der Wimper und sah überhaupt nicht besorgt aus. Ich schickte sie also laufen — sechzehn Runden, also vier Meilen.« Coach Johnson machte eine kurze Pause und trank einen Schluck, bevor er weiter sprach. »Die Läufer teilen sich für gewöhnlich in drei Gruppen auf. Du hast diejenigen, die immer vorne weg laufen. Ein Teil von ihnen fällt aber immer in die zweite Gruppe zurück. Das sind die, die kämpfen müssen, um an den Führenden dran zu bleiben, es aber schaffen. Und dann hast du die Nachzügler, die aber eigentlich keine Gruppe sind, sondern sich verteilen. Diese geben spätestens nach ein paar Wochen auf und verlassen das Team. Die meisten aber noch früher. In dieser Gruppe hatte ich Hal gesehen. Da hatte ich mich aber getäuscht. Hal lief los und hielt sich auf Platz zwei der Führungsgruppe. Ich war verdutzt und beobachtete ihn. Er führte zwar nicht, aber er bestimmte das Tempo. Immer wenn sich der Führende etwas zurück fallen ließ, lief auch Hal ein bisschen langsamer. Wenn ein anderer versuchte, sich abzusetzen, blieb Hal dicht an ihm dran. Nach den vier Meilen stolperten die meisten über die Ziellinie, aber nicht Hal. Er lief noch eine viertel Meile weiter. Ich war wirklich erstaunt. Ich ging zu ihm und stellte fest, dass er kaum außer Atem war. Das sagte ich ihm auch und fragte, ob er noch weiter laufen könnte. Hal antwortete: ›Ich laufe acht bis zwölf Meilen jeden Abend. Vier sind mir nicht genug, aber den Rest laufe ich später‹ . Ich war auch überrascht, dass Hal nicht als Erster durchs Ziel gekommen ist. Das hättest du sicher geschafft, oder?« fragte Coach Johnson.
»Ja, aber ich dachte mir, dass ich mich damit als Neuling bei meinem Team nicht gerade beliebt machen würde«, antwortete Hal.
»Ein paar Tage später sprach ich mit dem Sportlehrer an Hal‘s ehemaliger Junior High und fragte ihn, warum er mich nicht auf Hal aufmerksam gemacht hat. ›Hal wer?‹ , bekam ich als Antwort. Als er nach einer Beschreibung Hal einer Klasse zuordnen konnte, sagte er jedoch: ›Dieser Junge kann keine 10 Meter laufen. Ein totaler Loser‹ . Tut mir leid Hal, aber das war ein wörtliches Zitat. Mich würde wirklich interessieren, was in diesem Sommer passiert ist.« Coach schaute uns alle erwartungsvoll an.
»Charlie —« begann Hal, aber ich würgte ihn ab.
»Nicht Charlie«, sagte ich. »Es war Tom. Und Hal wurde gerade bestimmt nicht zum ersten Mal Loser genannt«, beruhigte ich den Coach. »Ihr hättet sehen müssen, wie Tom ihn auseinander genommen hat an diesem Abend. Selbst ich war schockiert. Weißt du noch, was er gesagt hat?« fragte ich Hal.
Er nickte. »Wie sollte ich das jemals vergessen?«
»Tom sagte wörtlich: ›Hal, du bist eine Null, deine Klamotten sind scheiße, deine Frisur ist lächerlich, du bist tollpatschig und traust dich deswegen nicht, bei irgendetwas mitzumachen. Und du hast keine Freunde. Habe ich recht?‹ . Natürlich hatte er recht und Hal wusste es. Tom fragte, ob er sich ändern wollte. Natürlich wollte er das. Und genau das passierte. Sie liefen mit ihm, schwammen mit ihm, quälten ihn auf dem Trampolin, bewarfen ihn mit Bällen, besorgten ihm neue Klamotten, verpassten ihm eine neue Frisur und sorgten dafür, dass er den Kopf oben behielt und lauter sprach. Das ganze machten sie fast zwei Wochen lang Tag für Tag und Hal schien darin aufzublühen«, erzählte ich.
Hal grinste. »Ich liebte jede einzelne Minute. Ich mochte nie, wie ich war. Und dann waren da Charlie und die 6 anderen Jungs, die mich nicht ignorierten, sondern einbezogen, mir ihre Aufmerksamkeit schenkten und mich durchs Boot Camp schickten. Es war die pure Hölle, außer das Laufen. Beim Laufen
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