Tim (German Edition)
freundschaftliche Umarmung. Als ich Tim in den Arm nahm, brach er in Tränen aus. Es fiel mir schwer ihn zu beruhigen, denn mir ging es nicht besser. Auch ich weinte, meine Hände zitterten und ich wollte Tim nie wieder loslassen. Wir küssten und umarmten uns, während wir uns immer wieder sagten, dass wir uns liebten. Wir hielten uns fest und wollten beide nicht loslassen. Norman, Betsy und Carl standen neben uns und sahen uns traurig zu.
Es dauerte eine Weile, bis wir uns beide wieder gefangen hatten. Nachdem unsere Tränen getrocknet waren, begleiteten mich alle vier zu meinem Auto, wo wir uns ein zweites Mal von einander verabschiedeten. Nachdem ich Tim noch einmal lange umarmt und ihm ins Ohr geflüstert hatte, wie sehr ich ihn liebte, stieg ich ein. Durch das offene Fenster küsste er mich ein letztes Mal. Ich setzte das Auto in Bewegung, bevor es mir noch schwerer fiel, mich von ihm loszureißen.
Ich kam knapp vier Blocks weit. Um keinen Unfall zu bauen, fuhr ich rechts ran. Ich legte den Kopf in meine Hände und fing wieder an zu heulen. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich dort so saß. Aber es dauerte eine ganze Zeit, bis ich mich schließlich auf den Heimweg machen konnte.
Kapitel 24: Tim
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Ich war am Boden zerstört, nachdem Charlie losgefahren war. Mom und Dad gaben ihr Bestes, um mich zu trösten. Aber Erfolg hatten sie damit nicht wirklich. Wir setzten uns eine Weile zusammen ins Wohnzimmer und unterhielten uns. Aber alles war für mich bedeutungslos. Ich konnte immer nur an Charlie denken und mich auf nichts anderes konzentrieren. Alle versuchten, mich von meinen Gedanken an Charlie abzulenken und mich aufzumuntern. Auch Carl war extra-nett an diesem Abend. Er fragte mich sogar, ob er bei mir schlafen sollte, damit ich nicht so alleine bin. Ich dankte ihm, lehnte jedoch ab. Ich wollte alleine sein und über die vergangenen Tage nachdenken. Trotz des traurigen Abschieds waren es die schönsten Tage meines Lebens und ich wollte sie am liebsten immer und immer wieder erleben. Ich ging an diesem Abend besonders früh ins Bett. Mom und Dad sahen ein bisschen besorgt aus, sagten aber nichts. Sie wünschten mir nur eine gute Nacht. Carl sagte noch einmal, dass er für mich da sein würde, falls ich meine Meinung noch ändern sollte.
Ich ging in mein Zimmer und zog mich aus. Dann legte ich mich nackt ins Bett, in der gleichen Position, in der ich mit Charlie geschlafen hatte. Das Kissen roch noch immer nach ihm und ich hielt mich daran fest. Ich wackelte mit dem Hintern und versuchte mir vorzustellen, dass Charlie hinter mir lag. Es war aber nicht dasselbe. Die Wärme seines Körpers und sein Atem, den ich immer in meinem Nacken spüren konnte, fehlten mir. Vierzig Monate sollte ich ohne das Gefühl der Geborgenheit auskommen, das ich jedes Mal empfand, wenn Charlie mich im Arm hielt. Wie sollte ich das aushalten?
Der Gedanke an die kommenden Monate machte mich fast wahnsinnig und ich fragte mich, ob Charlie auch so empfand. Er wirkte etwas gefasster bei unserem Abschied. Wahrscheinlich, um es mir nicht noch schwerer zu machen , dachte ich. Ich war mir sicher, dass es ihm in diesem Moment genauso schlecht ging, wie mir. Ich hoffte nur, dass er gut in Rockford ankommen würde.
Ich entschied mich, noch an diesem Abend meinen ersten Brief an Charlie anzufangen. Genau genommen fing ich fünf Mal damit an. Ich kam mir vor wie ein kleiner Schuljunge, der seinen ersten Liebesbrief schreibt. Okay, ich gebe es zu. Im Vergleich zu Charlie war ich ein kleiner Schuljunge und es war auch mein erster Liebesbrief. Ich schaffte es nicht wirklich, meine Gefühle in Worte zu fassen. Das frustrierte mich. Alles klang so unbedeutend im Vergleich zu dem, was ich wirklich für Charlie empfand. Ich liebte ihn über alles und ich brauchte ihn wie die Luft zum atmen. Vierzig Monate. Ich überlegte noch einmal, wie ich das nur aushalten sollte. Ich legte den angefangenen Brief zur Seite und drückte meinen Kopf in das Kissen. Ich holte tief Luft und genoss Charlie‘s Geruch. Ich konnte nicht anders und weinte mich in dieser Nacht in den Schlaf. Auch in meinen Träumen gab es nur ein Thema: Charlie.
Kapitel 25: Charlie
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Auf meinem Heimweg hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Über Tim, unsere Beziehung und die Regeln, die ich aufgestellt hatte. Ich zweifelte nicht daran, dass sie richtig waren, aber es war verdammt schwer, nicht auf der Stelle umzudrehen, nach Minneapolis zurück zu fahren und mich zu Tim ins Bett zu
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