Tim (German Edition)
Zeit bis dahin. Wenn wir uns an meinem Geburtstag an einander binden, müssen wir diese Frage für unsere gemeinsame Zukunft beantworten. Dafür ist jetzt nicht die richtige Zeit. Die nächsten drei Jahre sind aber eine ganz andere Frage. Wir haben uns versprochen, uns zu schreiben und ehrlich miteinander zu sein. Ich würde auch kein Versprechen von dir annehmen, das dich bis zu meinem 18. Geburtstag zur Enthaltsamkeit verpflichtet. Sex macht Spaß, oder?
Versprich mir bitte nur eins: falls du mit jemandem Sex haben solltest, erzähl mir davon und sage mir, ob sich dadurch für uns etwas ändert. Ich verspreche dir, das gleiche zu tun. Ehrlich gesagt sehe ich da aber keine größeren Probleme, denn schließlich haben viele Menschen Sex, bevor sie ihren Lebenspartner kennenlernen, oder? Wichtig ist nur, dass wir ehrlich sind und uns alles erzählen.
Ich ergänzte meinen Brief mit ein paar kurzen Erzählungen über Weihnachten, wünschte Charlie ein frohes neues Jahr und hängte eine Art kurzes Tagebuch an, das auch in den nächsten beiden Briefen folgen sollte. Es passierte nichts Außergewöhnliches in meinem Leben und es gab keine anderen wichtigen Fragen, die wir zu klären hatten. Charlie schien es ähnlich zu gehen. Ich schickte Charlie ein aktuelles Foto von mir mit, damit er etwas anderes zum ansehen hatte als die paar Fotos aus dem Camp. Ich hatte mich in den paar Monaten zwar nicht verändert, war mir aber sicher, dass er sich trotzdem darüber freuen würde.
Kapitel 29: Charlie
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Tim‘s vierter Brief begann genau so, wie ich es erwartet hatte. Ich soll mit dem Bullshit aufhören. Es war ein tolles Gefühl, Tim so gut zu kennen. Außerdem kam er in dem Brief auf das Thema Sex zurück. Im Grunde erteilte er mir die Erlaubnis, Sex mit anderen zu haben. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Ich hatte die Frage ursprünglich gestellt, um ihm diese Erlaubnis zu geben. Besser gesagt wollte ich, dass er selbst erkennt, dass er mir gegenüber nicht verpflichtet war, darauf zu verzichten und sich für mich aufzusparen. Mich freute aber, dass wir bei dieser Frage die gleichen Argumente im Kopf hatten und gleich darüber dachten. Wie dem auch sei, das Problem war damit gelöst — zumindest für die nächsten drei Jahre. In meiner Antwort versprach ich ihm, davon zu erzählen, falls irgend etwas passieren würde.
Es war aber ein anderer Satz in seinem Brief, der für mich von viel größerer Bedeutung war: ›Wenn wir uns an meinem Geburtstag an einander binden, müssen wir diese Frage für unsere gemeinsame Zukunft beantworten‹. Wenn, nicht falls . Der Unterschied zwischen diesen zwei Worten ist zwar marginal, aber unbestreitbar. Und ich war mir hundertprozentig sicher, dass Tim das ganz genau wusste. Mir wurde warm ums Herz.
Tim‘s Briefe im Februar und März enthielten das gewohnte Tagebuch. Ich genoss jedes einzelne Wort davon. Ich antwortete ihm mit meinem fünften Brief in ähnlicher Form und gratulierte Tim nachträglich zum Geburtstag. Der sechste Brief hingegen war nicht einfach für mich zu schreiben.
Pete, mein Mitbewohner, wusste nicht so recht, was er von mir halten sollte. Ich ging von heute auf morgen zu einer vernünftigen Zeit ins Bett — 1:00 Uhr war für einen College -Studenten eine angemessene Zeit. Außerdem stand ich spätestens um 7:30 Uhr auf und machte jeden Tag Frühstück. Ich begann regelmäßiger und dafür weniger zu essen, ging jeden Tag mindestens eine Meile spazieren und zwei bis drei mal pro Woche schwimmen. Ich verlor ihm gegenüber nie ein Wort zu den Änderungen in meinem Leben, den Gründen dafür und ich versuchte auch nicht, sie ihm aufzudrängen. Dennoch ging er oft mit spazieren, wodurch wir uns etwas besser kennenlernten. Eines Abends überraschte mich Pete jedoch.
»Du onanierst doch, oder?«, fragte er unvermittelt.
Ich wusste nicht, wohin die Frage führen sollte, aber ich antwortete dennoch. »Ja, klar. Du sicherlich auch?«
»Hast du es schon einmal mit jemanden zusammen gemacht?«
So langsam verstand ich, wohin die Frage führte. »In der High School «, gab ich zu.
»Hättest du Lust drauf?«
Was für eine Frage! Sicher hatte ich das. Aber was würde Tim dazu sagen? Er hatte mir die Erlaubnis gegeben, oder? Ich entschied mich jedoch, nicht sofort darauf zu antworten. »Ich gehe erstmal duschen. Ich denk darüber nach.«
»Okay, nur kein Druck. Ich denke Sex macht Spaß und fühlt sich gut an. Keine Verpflichtungen«, stammelte er.
»Ich
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