Tim (German Edition)
paar Kollegen stellten sich mir bereits vor und ich fühlte mich gleich wohl. Alle waren locker und freundlich.
Die Teamsitzung begann um 11:00 Uhr. Nachdem ich mich kurz vorgestellt hatte, taten die anderen das selbe. Eine hübsche Frau, die ich etwa 5 Jahre älter als mich selbst schätzte, haute mich förmlich um.
»Ich bin Priscy, das steht für Priscilla. Ich bin hier die Quoten-Lesbe.«
Jetzt oder nie, dachte ich mir. »Das macht mich dann wohl zum Quoten-Schwulen«, sagte ich lächelnd.
Ich wusste nicht, was für eine Reaktion erwartet hatte. Es kam einfach keine. Stattdessen stellte sich der nächste Mitarbeiter vor, ein junger schwarzer Mann.
»Ich bin Fawn, der Quoten-Neger«, sagte er lachend.
Meine Sexualität war kein Thema bei der Arbeit — zumindest vorerst. Erst einige Tage später kam einer der zwei Kollegen, mit denen ich beim Mittagessen zusammen saß, wieder auf das Thema zu sprechen.
»Du bist also schwul?«, fragte er aus dem nichts. »Hast du einen Freund?« Ich hatte mich entschlossen, so wenig wie möglich über Tim zu erzählen und wenn es irgendwie möglich war, nicht zu lügen.
»Ja. Sein Name ist Tim, er geht aber noch in den Twin Cities zur Schule«, antwortete ich. Wie erwartet nahm mein Kollege an, dass ich vom College spreche.
»Warst du am College geoutet?«
»Nicht wirklich. Nur bei einigen wenigen«, gab ich zu.
»Aber Tim ist in St. Paul geoutet?«, hakte er weiter nach.
»Ich wünschte, er wäre in Rockford gewesen«, wich ich der Frage aus. Danach ging die Unterhaltung zu anderen Themen über. Scheinbar hatte ihm meine Antwort gereicht.
Priscy hingegen gab sich nicht so leicht zufrieden. Sie lud mich ein paar Tage später mit ihrer unverwechselbar direkten Art zum Essen ein. Es war mehr eine Anordnung als eine Einladung. Ich sagte aber sofort zu, denn sie war mir wirklich sympathisch.
»Hast du einen Freund?«, kam sie direkt auf den Punkt. Ich gab ihr die gleiche Antwort wie meinen Kollegen zuvor. »Die Uni in St. Paul?«, fragte sie weiter. Ich wusste nicht, was ich ihr sagen sollte und sie bemerkte mein Zögern sofort. »Also nicht die Uni«, stellte sie fest. Ich antwortete immer noch nicht. »Wenn du nicht darüber reden möchtest, brauchst du es nur zu sagen. Bis dahin werde ich aber nicht locker lassen.« Sie zwinkerte mir schelmisch zu. »Also, welche Schule?«
» Southwest High School «, antwortete ich nach einer längeren Pause.
»Wie alt bist du nochmal?«
»22«, antworte ich.
»Dann schätze ich, er ist 17 oder 18?«
»16«, gab ich zu.
»Wow, du magst sie aber jung«, sagte sie lachend.
»Es ist eine lange Geschichte und ich glaube, ich habe schon mehr gesagt, als ich hätte sagen sollen. Wobei, vielleicht solltest du ein bisschen mehr hören, damit du keinen falschen Eindruck von mir hast.«
»Komm doch nachher mit zu mir und erzähl Priscy die ganze Geschichte. Lass uns jetzt aber über etwas anderes reden. Ich freue mich bis dahin darauf, deine Geschichte zu hören.« Wir wechselten das Thema und sprachen über die Arbeit. Die Unterhaltung war angenehm und entspannt.
Nachdem wir gezahlt hatten, fuhren wir zu Priscy.
»So, spuck es aus«, forderte sie, nachdem wir uns gesetzt hatten. Ich erzählte ihr die ganze Geschichte, detailliert. Ich hätte gerne hier und da zusammengefasst, aber jedes Mal, wenn ich das versuchte, stellte sie eine weitere Frage. Als ich fertig erzählt hatte, schwiegen wir beide einen Moment.
»Tim klingt wirklich toll. Ich würde den Jungen gerne kennenlernen«, sagte sie schließlich.
»Das wird in den nächsten 18 Monaten nicht passieren«, sagte ich. »Erst dann wird er 18. Ich werde dann auch nicht mehr hier in Des Moines sein.«
»Dann komm mich gefälligst besuchen«, sagte sie in ihrem fordernden Ton. »Und bring Tim mit.«
»Wie kann man bei so einer charmanten Einladung nein sagen?«, antwortete ich und grinste.
Wir waren uns sympathisch und begannen ein bisschen miteinander zu flirten. Es machte mir wirklich Spaß. Wir redeten auch über Sex. Sie fragte, ob ich schon einmal mit einer Frau geschlafen habe. Ich fragte, ob sie schon mal etwas mit einem Kollegen hatte. Beide Fragen wurden mit nein beantwortet. Ich verabschiedete mich am Abend mit dem Versprechen, darüber nachzudenken, ob ich mir eine Affäre mit ihr vorstellen konnte.
Ich wünschte Tim in meinem Brief viel Spaß im Camp und freute mich darüber, dass er bei meiner Abschlussfeier war. Ich fügte hinzu, dass ich es genauso schade fand,
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