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Tim (German Edition)

Tim (German Edition)

Titel: Tim (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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bleiben.
    Tom war in diesem Sommer aber nicht er selbst.
    »Was ist los mit dir?«, sprach ich ihn darauf an.
    Tom seufzte. »Ich bin hier, Julie nicht.«
    Ich schaute ihn erstaunt an. »So schlimm?«
    Tom nickte. Bis dahin wusste ich nicht einmal, dass er überhaupt eine Freundin hatte. Aber ich konnte sehr gut nachvollziehen, wie er sich fühlte — aus naheliegenden Gründen.
    »Meinst du, sie vermisst dich genauso?«
    »Ich hoffe es.«
    Der beste Tag des Sommers war, als ihn seine Eltern aus dem Camp abholten, aber auch nur weil eine liebeskranke Julie mit im Auto saß. Er flog regelrecht in ihre Arme und küsste sie heftig. Als er merkte, dass die ganze Gang um ihn herum versammelt war, entschuldigte er sich. Er war verdammt stolz, als er uns seine Julie vorstellte.
    Ich nutzte die zwei Wochen im Camp zum entspannen — zumindest im Vergleich zu meinem sonstigen Stundenplan. Ich verbrachte viel Zeit auf dem Trampolin, schwamm aber jeden Tag zwei bis drei Stunden, um nicht zu faul zu werden.
    Als ich nach Minneapolis zurück kam, stürzte ich mich allerdings sofort wieder in die Arbeit. Zwei Wochen waren eindeutig genug zum abschalten. Ich legte meinem nächsten Brief an Charlie ein paar Zeitungsartikel über mich bei, die ich ihm bis dahin vorenthalten hatte. Einige ließen mich wie ein Vollidiot aussehen, aber ich wollte sie Charlie dennoch schicken. Ich schüttete ihm auch mein Herz aus, wie sehr mich einige dieser Artikel ärgerten. Aber daran musste ich mich wohl gewöhnen.

Kapitel 51: Charlie
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    Ich genoss Tim‘s Brief, in dem er hauptsächlich über Camp White Elk und die Gang schrieb. Er schickte mir eine Reihe von Zeitungsartikeln, die von seinen Erfolgen berichteten. Es war auch ein Interview dabei, in dem er nach seinen olympischen Ambitionen gefragt wurde. Seine Antwort, dass er auf die Olympischen Spiele 2008 hin arbeite, wurde offen verhöhnt. Alle gingen davon aus, dass Tim bei den Qualifikationen für die Olympischen Spiele in Athen teilnehmen würde. Warum sollte Tim darauf verzichten? Der Reporter ließ Tim in seinem Interview unartikuliert wirken, weil für ihn Worte wie privat , persönlich oder nicht bereit dafür keinen Sinn ergaben. Wie talentiert Tim wirklich war und wie hoch die Erwartungen an ihn waren, erkannte ich in anderen Artikeln. Darin stand, dass jeder in den Twin Cities wusste, wie gut Tim war und dass es nach den National Championships , die am Ende des Monats stattfanden, das ganze Land wissen würde.
    Moment , dachte ich. Nationals ? Sie sprachen hier nicht von den Schüler-Meisterschaften, sondern von den nationalen Meisterschaften, an denen die besten Athleten des Landes teilnahmen. Und sie schrieben nicht nur davon, dass Tim daran teilnehmen, sondern sie gewinnen würde. Sicher, Tim hatte einen guten Coach, aber mit Sicherheit keinen, der für gewöhnlich nationale Champions hervor bringt. War Tim wirklich so gut? Ich wusste, dass er seinen Coach aufrichtig verehrte. Er würde seinen rechten Arm für ihn hergeben. Sein Coach wurde niemals laut und wusste Tim immer zu loben. Er umarmte ihn auch häufig und war immer aufrichtig. Kein Sprung wurde als perfekt bezeichnet, bis er es war. Keiner wurde schlecht bezeichnet, es sei denn er war es. Das war die Atmosphäre, in der Tim aufblühen konnte: aufrichtige Liebe und Unterstützung.

    Zwei Tage später rief ich Norman an und fragte nach Tim‘s Coach. Ich fragte mich, wie er damit umgehen würde, dass Tim auf Athen verzichten wollte. Wenn Tim als College -Student an den Spielen 4 Jahre später teilnahm, würde für einen High-School -Coach nicht mehr viel vom Ruhm seines ehemaligen Schülers abfallen. Norman versprach mit Tim und Coach Nelson — es war das erste Mal, dass ich seinen Namen hörte — zu reden und sich bei mir zu melden.
    Den Rückruf erhielt ich 2 Tage später.
    »Als erstes habe ich 2 Nachrichten von Tim für dich«, begann Norman das Telefonat. »Erstens: ›ich liebe dich‹. Und zweitens: ›wie kannst du es wagen meinen Vater, aber nicht mich anzurufen‹ .« Wir lachten beide herzhaft, bevor Norman zum eigentlichen Thema kam. »Charlie, Coach Nelson hat ausschließlich Interesse an Tim. Ruhm und Anerkennung sind ihm völlig unwichtig. Er versteht zwar nicht, warum Tim auf die Spiele 2008 hin arbeitet, aber er weiß auch, dass Tim kein kleines Kind ist, das dumme Entscheidungen trifft. Er steht voll hinter ihm.«
    Ich war erleichtert und auch ein bisschen beruhigt. Er erzählte auch von seinem

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