Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)
dreieinhalb Jahre voneinander getrennt zu sein. Ich fand es wieder einmal erstaunlich, wie schnell man sich an manche Dinge gewöhnt. Er fehlte mir nach nur wenigen Stunden schon wieder so sehr.
8 Tim
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Wie versprochen holte Charlie mich pünktlich um 10:00 Uhr ab. Ich hätte ihn gerne zur Begrüßung geküsst, aber das musste warten. Es waren zu viele Leute unterwegs.
Ich konnte es kaum erwarten, bis wir unser Coming Out hinter uns hatten. Dann konnte ich Charlie endlich immer und überall küssen.
Ich bat ihn, mich zu Mr. Billings, dem Turmsprung-Coach zu begleiten. Er stimmte zu und wir gingen zu Fuß. Unterwegs schauten wir noch kurz beim Sportdirektor vorbei. Ich dankte ihm für die Gastfreundschaft, lehnte aber das Stipendium ab, das er mir am Vorabend angeboten hatte.
Danach gingen wir zu Mr. Billings. Auch bei ihm bedankte ich mich, vor allem für die Möglichkeit, mit dem Team zu trainieren. Eine Bemerkung darüber, dass das Wohnheim einiges zu wünschen übrig ließ, konnte ich mir allerdings nicht verkneifen. Charlie sah mich fragend an.
»Gott Charlie, hier scheint niemand wirklich zu studieren«, erklärte ich.
Coach Billings schmunzelte.
»Ich nehme an, du hast bessere Noten als der Durchschnittsathlet hier?«
»Ich bekomme nur A‘s «, gab ich zu. »Habe ich schon immer.«
»Und ich wette, du arbeitest wie verrückt dafür. Wie schaffst du es, gute Noten zu bekommen und so außergewöhnliche Leistungen in 2 Sportarten zu erreichen? Hast du noch Zeit für etwas anderes übrig?«
»Nein, aber ich versuche, Samstag Abend auszugehen«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
»Ich weiß nicht, was du im nächsten Jahr vorhast, aber ich glaube du würdest Schwierigkeiten haben, dich hier zurechtzufinden«, sagte Coach Billings. »Ich werde dafür bezahlt, um hier etwas zu erreichen und wir arbeiten viel. Aber viele unserer Schüler haben andere Dinge im Kopf. Die viele harte Arbeit, die du in den Sport und auch deine Bildung investierst, könnten dir hier einige Studenten übel nehmen.«
»Ich habe Spannungen in beiden Teams gespürt«, antwortete ich. »Ich glaube, an einer kleineren Schule wäre das nicht der Fall.«
»Nein, aber du wirst einen Top-Trainer brauchen. Sag mir Bescheid, wenn ich dir bei diesem Problem irgendwie helfen kann.«
»Danke. Der Gymnastik-Coach an der University of Minnesota hat mir ein ähnliches Angebot gemacht. Ich könnte Hilfe gebrauchen.«
»Tim, ich werde dir jetzt etwas im Vertrauen erzählen.«
Er schaute Charlie an. Entweder, um zu überlegen, ob er ihm vertrauen konnte, oder als Hinweis, dass er sich in Luft auflösen sollte.
Ich war mir nicht sicher. Aber ich sagte Coach Billings, dass Charlie es so oder so von mir erfahren würde.
»So wie es aussieht, werde ich bei den Olympischen Spielen in Peking der Coach des Turmsprung-Teams sein. Ich weiß nicht, warum du nicht in Athen teilgenommen hast, aber ich gehe davon aus, dass du für Peking planst. Deine öffentlichen Aussagen gingen immer in diese Richtung.«
»Das habe ich vor.«
»Ich denke, dass du nicht so naiv bist, dass dir nicht klar ist, dass es politische Entscheidungen sind, wer die Trainer bei den Olympischen Spielen werden. Wir haben hier an der IU einen Ruf, dass wir diese politischen Spielereien sehr gut beherrschen. Ich hoffe, das verärgert dich nicht.«
»Nichts von dem, was ich hier gesehen habe, hat mich überrascht oder verärgert.«
»Es wird mir eine Ehre sein, dein Coach in Peking zu sein.«
Bei der Gelegenheit fiel mir ein, dass er bereits jetzt etwas für mich tun konnte.
»Nun, ich hätte da etwas politisches in eigener Sache zu regeln. Mein High-School -Coach konnte nicht nach Athen, weil ich nicht gefahren bin. Ich glaube, Sie sind genau der Mann, der mir dabei helfen kann. Ich würde ihn gerne nach Peking mitnehmen.«
Coach Billings stellte mir ein paar Fragen zu unserem Team und zu seinen Trainingsmethoden.
»Er liebt seine Springer«, sagte ich. »Und das merken wir beim Training in jeder einzelnen Minute. Er erlaubt jedem einzelnen, sein Potential zu erreichen. Ihm ist klar, dass er an einer öffentlichen High School nicht viele Champions formen kann, aber das ist auch nicht sein Ziel. Er möchte nur, dass wir unser Bestes geben. Und er hat mir dabei geholfen, meine Leistungen zu erreichen.«
»Ich würde ihn unglaublich gerne kennenlernen. Und er ist als Assistenz-Coach in Peking willkommen. Das ist ein Versprechen.«
Ich antwortete ihm, indem ich von meinem
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