Time of Lust | Absolute Hingabe | Band 2 | Roman von Megan Parker
Liebe wollte. Hayle war nicht zu Hause. David küsste mich im Nacken, dann hatten wir Sex. Doch diesmal lief etwas anders. David war genauso zärtlich wie immer, er brachte mich auch zum Höhepunkt, aber ein undefinierbares Detail fehlte. Und als ich anschließend in seinen Armen lag und darüber nachdachte, fand ich den Unterschied. Der kleine Schmerz war ausgeblieben, der beim letzten Mal bei mir eingesetzt hatte, als sein bestes Stück zu voller Größe herangewachsen war. Vielleicht war er nicht so erregt gewesen? Oder ich war nicht mehr so empfindlich? Dann traf mich eine schlimme Erkenntnis ... Es war gerade dieser kleine Schmerz, der ein ganz eigenes Prickeln in mir ausgelöst und mich in Ekstase versetzt hatte! Aber ich ließ mir nichts anmerken, denn ich konnte angesichts der Tatsache, dass er soeben mit mir geschlafen hatte, auch nicht wirklich enttäuscht sein. Allein seine Erregung und seine Befriedigung waren es wert, mich ihm immer wieder hinzugeben, selbst wenn ich dabei auf das so sehr geliebte Prickeln verzichten musste.
***
Durch meinen gesundheitlichen Zustand war mein Alltag noch etwas eingeschränkt. David behandelte regelmäßig meine gequälten Füße. Um meine Narben konnte ich mich selbst kümmern, viermal täglich mussten sie eingecremt werden. Und ich freute mich auf den Zeitpunkt, wo ich endlich wieder Sportschuhe tragen durfte. Mir fehlte die Bewegung. Obwohl in New York Winter war, sah ich von unserer Terrasse aus ständig Leute joggen. Auf Ivory konnte ich mit meinen High Heels wenigstens ins Fitnesscenter, um ein paar Kraft-Übungen zu machen. Hier würde man mich mit hochhackigen Schuhen sicher nirgends trainieren lassen. David sagte, ich müsse nur Geduld haben, es würde alles so werden, wie ich es mir wünschte. Vielleicht hatte er recht und ich war einfach zu ungeduldig.
Was mir jedoch berechtigte Sorgen bereitete, war mein unkontrollierbarer Trieb auf der Suche nach Erniedrigung. Eines Tages erwischte ich mich selbst dabei ... in einem exklusiven Schuhgeschäft. Ich probierte perlmuttfarbige High Heels an und kniete mit einem Bein auf dem Boden, um einen Riemen zu schließen, als plötzlich wunderschöne, gepflegte Herrenschuhe aus schwarzem Lack-Leder neben mich traten. Ich bekam sofort Herzrasen ... Dann erst merkte ich, dass ich dem zugehörigen Herren den Weg versperrt hatte. Er sagte nichts und blieb einfach nur neben mir stehen. Verträumt sah ich zu ihm auf und unsere Blicke trafen sich. Er war sehr attraktiv, ungefähr in Santiagos Alter. Am liebsten hätte ich mich auf der Stelle vor ihm auf den Rücken gelegt. Ich wollte diesen Schuh auf meinem Körper spüren. Ich sehnte mich fast schmerzhaft danach, wehrlos unter diesem Mann zu liegen. Ich wollte sein Gewicht auf mir spüren und mich seiner Willkür ausliefern. Ich war mir sicher, er würde das richtige Maß an Gewalt für mich finden. Ich wollte diesen Schuh auf mir! Meine Lippen öffneten sich mit einem leisen Seufzen. Ein letzter Funke von Verstand riss mich jedoch aus meinen Fantasien. Leicht schwindelig erhob ich mich und schob meinen zweiten Schuh aus seinem Weg, sodass er vorbeigehen konnte. Sehnsüchtig sah ich ihnen hinterher, dem Herren und seinen beiden Lustobjekten ...
Kurz überlegte ich, mir ähnliche Schuhe zu kaufen. Nur für mich. Ich hätte sie David schenken können ... zur Tarnung. Aber dann begriff ich, dass mir der schönste Herrenschuh nichts brachte, wenn nicht ein Mann mit der richtigen Einstellung darin steckte. Nie würde ich David ändern können. Nicht mal auf meine Finger würde er damit treten wollen. Plötzlich erschrak ich vor meinen eigenen Gedanken und verließ fluchtartig das Schuhgeschäft, ohne etwas gekauft zu haben.
***
Eine Woche später passierte es zum ersten Mal, dass ich Sex mit David hatte, ohne dabei Befriedigung zu erlagen. Ich hatte auch nicht genug Mut, ihm einen Orgasmus vorzuspielen. David war schließlich Arzt. Doch er reagierte sehr einfühlsam, schloss mich in seine Arme und erklärte mir tröstend, dass es völlig normal wäre, nicht jedes Mal zum Höhepunkt zu gelangen. Es tat so weh, dass ich mein Geheimnis, meine seltsame Neigung, vor ihm verbergen musste. Mittlerweile betrachtete ich meine Sucht schon wie eine böse, heimtückische Geisteskrankheit, über die man nicht sprechen durfte. Ich müsse mir jemand anderen suchen, hatte er angedroht, wenn ich solche Wünsche hätte.
Umso schwerer fiel es mir, Santiago aus meinem Gehirn zu verbannen.
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