Time to Die - Stirb noch einmal
den Parkplatz hinter Lexies Haus. Auch wenn er nicht wusste, wann sie und ihr Bodyguard auftauchen würden, würde er hier warten. Schließlich hatte er heute nichts anderes zu tun. Und die Panik, die sich in ihrem Gesicht abzeichnen würde, wenn sie seine Überraschung entdeckte, wollte er sich auf keinen Fall entgehen lassen.
5. KAPITEL
D eke ging ein wenig langsamer, um sein Tempo Lexies leichtem Humpeln anzupassen. Sie hasste es, wenn das jemand tat. Bevor diese Kugel sie in den Rücken getroffen hatte, war sie einigermaßen sportlich gewesen. Sie war gejoggt und geschwommen, hatte Softball gespielt und gerne getanzt. Jetzt musste sie sich glücklich schätzen, dass sie noch laufen und schwimmen konnte. Ja, sie hatte Glück im Unglück gehabt; immerhin war ihr Rückenmark nicht ganz durchtrennt worden. Und was geschehen war, war geschehen. Soviel sie auch darüber nachdachte – es ließ sich nun nicht mehr ändern.
Warum sollte sie also überhaupt daran denken?
Weil sie sich in Deke Bronsons Gegenwart so hilflos fühlte. Und genau gegen dieses Gefühl hatte sie die letzten zehn Jahre lang angekämpft. Sie hatte zwar eine Behinderung, aber sie war eine starke und unabhängige Frau, die sehr gut alleine zurechtkam.
Außer, wenn ihr Leben von einem unbekannten Bombenleger bedroht wurde.
Deke öffnete die Hintertür. Aus der Ferne erklang leises Verkehrsrauschen. Sie waren die einzigen Menschen auf dem Parkplatz, nur auf dem benachbarten Hof hielten sich ein paar Leute auf. Sie traten gemeinsam hinaus in die Herbstsonne.
“Bleiben Sie bitte zurück”, sagte Deke, während er seinen Blick über das gesamte Areal schweifen ließ und schließlich an den vier Wagen hängen blieb, die in einer Reihe am hinteren Ende des Hofes parkten. “Ich muss zuerst Ihr Auto untersuchen.”
“Worauf wollen Sie mein Auto denn untersuchen” Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, da wurde ihr klar, was er meinte. Sie wurde blass. “Auf Bomben?”
Er nickte. “Bleiben Sie mit dem Rücken zur Tür stehen und bewegen Sie sich keinen Zentimeter, egal was passiert. Haben Sie verstanden?”
Sie nickte.
“Das würde ich gerne laut und deutlich von Ihnen hören”, sagte er bestimmt.
“Ja, ich habe verstanden.”
Lexie presste sich an die Tür und beobachtete, wie Deke auf ihren SUV zuging. Plötzlich erschütterte eine laute Detonation den Parkplatz. Aus dem Auto, das am linken Ende der Vierergruppe geparkt war, schlugen hohe Flammen. Überall flogen Plastik- und Metallteile durch die Luft. Deke drehte sich auf dem Absatz um und rannte zu Lexie zurück. Doch bevor er sie erreichte, ging eine zweite Explosion los. Der rote Mustang, der neben dem ersten Auto gestanden hatte, spuckte nun ebenfalls Feuer.
Oh Gott! Warum in aller Welt zerstörte jemand die Autos ihrer Nachbarn?
Deke wurde von der Druckwelle der zweiten Explosion direkt in Lexies Arme geschleudert. Ehe sie sich versah, packte er sie und drückte sie gegen die Hintertür. Gerade als er sie aufstieß, detonierte erneut ein Auto. Diesmal hatte es Lexies Wagen getroffen.
Rasch schubste Deke sie ins Gebäude. Sie stolperte, verlor ihren Stock. Er verhakte sich im Türrahmen. Während Deke versuchte, die Tür mit dem Fuß zu schließen, legte er seinen Arm um ihre Hüfte und presste sie an sich, sodass sein Körper wie ein Schutzschild zwischen ihr und den Flammen stand. Endlich knallte die Tür ins Schloss.
Durch das zerbrochene Hinterfenster sahen sie, wie nur Sekunden später das vierte Auto – ein weißer Mercedes – explodierte. Bibbernd vor Angst, hing Lexie an Deke. Sie stand so unter Schock, dass sie kaum Luft bekam.
Atme tief durch. Beruhig dich. Du bist in Sicherheit. Deke ist auch in Sicherheit. Keiner ist verletzt. Autos kann man ersetzen.
Deke beeilte sich, Lexie vom Fenster wegzuführen. Aus dem Aufzug stiegen gerade einige andere Bewohner des Apartmenthauses. Zum Teil trugen sie noch ihre Pyjamas und Pantoffeln.
Roy und Betsy Morrison, ein Paar mittleren Alters, dem der Mercedes gehört hatte, kamen zuerst heraus, danach folgte Susan McKelvey, die Besitzerin des roten Mustangs.
“Was ist denn nur passiert?”, wollte Roy wissen. “Wir waren gerade beim Frühstück, da hörten wir eine schreckliche Explosion.”
“Als ich aus dem Fenster sah, habe ich gesehen, dass der Wagen von Wilsons in Flammen stand”, ergänzte Susan.
“Sie sollten sich alle sofort zurück in Ihre Wohnungen begeben”, forderte Deke die verwirrten Anwohner auf.
Weitere Kostenlose Bücher