Time to Die - Stirb noch einmal
behindert war, eine Beziehung einzugehen. Lexie schüttelte unmerklich den Kopf. Ja, ihr war bewusst, dass sie dazu neigte, alle Männer mit ihrem Exverlobten über einen Kamm zu scheren. Aber nicht einmal der Mann, der sie gebeten hatte, seine Frau zu werden und den Rest ihres Lebens mit ihm zu verbringen, war in der Lage gewesen, über "ihren Fehler" hinwegzusehen. So hatte er es genannt – "ihren Fehler". Wie sollte sie da nur glauben, dass irgendein anderer sie trotzdem lieben konnte?
“Ich habe vollstes Vertrauen in meine Angestellten, Mr. Garrett”, erwiderte Lexie. “Und ich bin überzeugt, wenn Sie Ihre Untersuchungen abgeschlossen haben, werden Sie mir zustimmen müssen.”
“Ich kann verstehen, dass Sie so denken, Miss Murrough. Es ist immer einfacher zu glauben, ein Fremder wolle einen töten als ein Freund oder langjähriger Mitarbeiter.”
Bevor Lexie ihm antworten konnte, kam Bain durch die Tür geschossen, dicht gefolgt von seinem Partner. “Der Wagen wurde heute Morgen gestohlen gemeldet. Der Besitzer hatte den Schlüssel stecken lassen, als er in einer Tankstelle bezahlt hat. Als er wiederkam, war sein Auto weg.”
“Hat jemand den Autodieb beobachtet?”, fragte Ty.
“Niemand”, antwortete Bain.
“Dann wissen wir auch nicht mehr”, warf Geoff ein.
“Sieht so aus”, räumte Bain ein. “Aber wir werden das noch genauer überprüfen. Ich werde mit dem Besitzer des Wagens und dem Tankwart sprechen.”
“Danke.” Lexie lächelte ihn dankbar an.
Bain zuckte nur mit den Schultern und blickte dann zu Larry Nesmith, der gerade die Videokassette aus dem Rekorder nahm.
“Wartet auf mich, ich komme mit euch.” Als Nesmith an Lexie vorüberging, sagte er bedauernd: “Tut mir leid, dass wir ihn nicht identifizieren konnten. Aber wir kriegen den Mistkerl!” Dann sah er zu Deke. “Wenn ihr Jungs von Dundee irgendwas braucht, sagt einfach Bescheid. Bedell, Inc. Security steht euch jederzeit zur Verfügung!”
Er zog eine Visitenkarte aus der Innentasche seines Jacketts und reichte sie Deke.
Deke nahm die Karte und steckte sie in seine Brusttasche. “Alles klar. Danke, Larry.”
Als schließlich alle weg waren, warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. “Wie wäre es mit einem späten Lunch? Es ist schon nach drei und du hast seit dem Frühstück nichts mehr gegessen.”
“Ich glaube wirklich nicht, dass ich etwas essen kann. Wenn ich zu Hause wäre, würde ich mir eine Tasse Tee machen und …” Sie schluckte. “Ich hasse es so sehr, nicht in meiner Wohnung zu sein! Ich hasse es, mich von Feuerwerkskörpern zu Tode erschrecken zu lassen! Und ich hasse es, rund um die Uhr bewacht werden zu müssen.”
“Ich wünschte, ich könnte dich nach Hause bringen. Aber hier ist es sicherer für dich.”
“Das mag sein, aber ich weiß nicht, wie lange ich es hier noch aushalte, bevor ich den Verstand verliere.”
“Halte durch. Das hier wird nicht ewig andauern.”
Sie seufzte resigniert. “Etwas anderes bleibt mir wohl gar nicht übrig.”
Alice Kennedy war seit sechs Jahren Witwe. Ihre zwanzig Jahre alten Zwillingstöchter gingen auf die Universität in einer anderen Stadt. Ihre Eltern waren bereits verstorben und ihr einziger Bruder lebte weit weg in Kalifornien. Sie hatten ihn seit der Beerdigung ihrer Mutter vor drei Jahren nicht mehr gesehen. Abgesehen von ein paar Freundinnen, mit denen sie ab und an bummeln oder ins Theater ging, war Alice allein auf dieser Welt. Wenn sie nicht ihren Beruf gehabt hätte – sie war Pressesprecherin von Helping Hands –, wäre ihr Leben wohl unerträglich gewesen.
Keine Frage: Alice war einsam.
Ihre Freundinnen schüttelten den Kopf über ihre Beziehung zu Robert Lufti. Sie verstanden nicht, wie Alice mit jemandem zusammen sein konnte, der nicht nur fünfzehn Jahre jünger war als sie. Sondern der auch eine andere Hautfarbe hatte, an einen anderen Gott glaubte und aus einem anderen Land kam.
“Was in aller Welt hast du mit diesem Mann gemeinsam?”, fragten ihre Freundinnen.
Alice wusste nicht, was sie antworten sollte. Wie hätte sie ihren Freundinnen erklären sollen, dass dieser junge Mann, der so gar nicht zu ihr zu passen schien, sie unglaublich glücklich machte? Robert war ein stiller und entspannter Charakter, mit einem schüchternen Lächeln und einem klaren Verstand. Er hatte ihr eine Welt eröffnet, die sie bisher nicht kannte: andere Musik, anderes Essen und andere Perspektiven. Und er hatte Leidenschaft zurück in ihr
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