Time to Die - Stirb noch einmal
dreißig Minuten sehe ich nach dir.”
“In Ordnung. Vielen Dank.”
Es hatte einmal eine Zeit gegeben, in der sie es gehasst hatte, alleine zu sein. Aber das war die alte Lexie gewesen – das junge Mädchen, das gerne feierte, durch die Welt reiste und die Gesellschaft von vermeintlich wichtigen Leuten suchte. Heute liebte sie es viel ruhiger, ohne Trubel und zu viele Menschen. Inzwischen hatte sie allerdings vielleicht ein wenig zu viel Zeit alleine verbracht. Ab und an alleine zu sein, war gut, aber einsam zu sein, das war gar nicht gut. Erst unlängst hatte sie sich eingestehen müssen, wie sehr sie sich einen Mann an ihrer Seite wünschte.
Das wird aber nicht Deke Bronson sein. Er ist dein Bodyguard, nicht dein Liebhaber, und er ist auch nicht ein Geschenk des Himmels.
Sobald der verrückte Attentäter gefasst wäre, würde Deke sie verlassen, und sie würde ihn nie wiedersehen.
Wenn es etwas gab, was Toni nicht mochte, dann, versetzt zu werden. In letzter Zeit hatte Jafari es zur Gewohnheit werden lassen, ihre Verabredungen entweder in letzter Minute abzusagen oder zu spät zu kommen. Oder auch gar nicht zu erscheinen und nicht einmal anzurufen. Wenn sie nicht so verrückt nach diesem Typen wäre, würde sie diese Achterbahnfahrt, zu der ihre Beziehung geworden war, keine Sekunde länger mehr mitmachen. Als sie sich kennengelernt hatten, war er der perfekte Gentleman gewesen. Aufmerksam und rücksichtsvoll, hatte er ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen.
Dann, etwa vor zehn Tagen, war eine Veränderung in ihm vorgegangen. Er schien oft abgelenkt, so als ob irgendjemand oder irgendetwas anderes ihm wichtiger war als sie. Sie hatte ihn schließlich darauf angesprochen, und er hatte sich für seine Gedankenlosigkeit entschuldigt und sie angefleht, ihm zu verzeihen.
“Ich mache mir Sorgen wegen meines Studiums”, hatte er erklärt. “Ich habe meine Bücher ein wenig vernachlässigt und zahle jetzt den Preis dafür.”
Toni hatte diese Entschuldigung ohne Weiteres akzeptiert, besonders, da er sich anschließend alle Mühe gab, besonders liebevoll zu sein. Und zwar so sehr, dass sie eigentlich damit gerechnet hatte, dass er um ihre Hand anhalten würde. Bisher aber hatte er das Thema mit keiner Silbe angesprochen.
Heute aber hatte er sich etwas geleistet, das das Fass zum Überlaufen brachte: Tonis Mutter war nach Chattanooga gekommen, eigens um Jafari endlich kennenzulernen und mit ihnen zu Mittag zu essen. Tonis Freund jedoch war zu spät gekommen. Angeblich hatte sein Wagen einen Platten gehabt – aber wie lange konnte es schon dauern, einen Reifen zu wechseln? Als Jafari endlich im Restaurant erschien, saßen Toni und ihre Mutter bereits beim Nachtisch.
Den Rest des Nachmittags hatte Jafari sich größte Mühe gegeben, Tonis Mutter mit seinem Charme um den Finger zu wickeln. Aber diesmal würde es mehr brauchen als ein paar Komplimente, um Toni zu besänftigen. Nachdem ihre Mutter sich wieder auf die Rückfahrt nach Atlanta gemacht hatte, bat Toni Jafari, sie allein zu lassen.
“Bitte sei nicht ärgerlich auf mich”, sagte er.
“Ich bin nicht ärgerlich. Ich bin verletzt und enttäuscht.”
“Verzeih mir bitte.”
“Ich brauche etwas Zeit zum Nachdenken, Jafari. Ich liebe dich, aber so geht das einfach nicht weiter.”
“Gut, ich lasse dich erst mal in Ruhe, damit du etwas Zeit hast, mir zu verzeihen. Dann aber …”
Sie hatte ihn beinahe aus der Tür geschubst. “Ich rufe dich an, wenn ich so weit bin.”
Seitdem saß sie grübelnd herum und trank ihren Lieblingschardonnay.
Männer! Zum Teufel mit ihnen.
Deke ging in die Küche und traf dort wie gehofft auf Cara Bedells Köchin.
“Das haben wir gleich.” Mrs. Eddins schmunzelte, nachdem er ihr sein Anliegen erklärt hatte. “Geben sie mir zehn Minuten. Wollen Sie warten, oder soll ich Aldridge bitten, es Ihnen zu bringen?”
“Ich komme in zehn Minuten wieder.”
Deke trat in den Innenhof, der an die Küche angrenzte. In seiner momentanen Verfassung könnte er wirklich einen Drink gebrauchen. Allerdings würde es dann wahrscheinlich nicht bei dem einen bleiben, und er hatte schon lange aufgehört, sich zu betrinken. Seit …
Vor sieben Jahren hatte er sich an Andrews Todestag volllaufen lassen. Dann war er in seinen glänzenden neuen Mercedes gestiegen, um von einem Wochenende, das er mit irgendeiner Frau auf dem Land verbracht hatte, nach Hause zu fahren. Er hatte kräftig aufs Gas gedrückt. Die Radarkontrolle, in
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