Time to Die - Stirb noch einmal
möglich”, stimmte Geoff ihr wenig überzeugt zu.
“Dir ist es gestattet, auf deine Gefühle zu hören und diese Hinweise außer Acht zu lassen”, sagte Deke. “Wir aber müssen uns möglichst objektiv mit allen Verdachtsmomenten beschäftigen. Die Erfahrung zeigt, dass die schlimmsten Verbrecher oft sanft und freundlich – ja sogar charmant – wirken können.”
“Ich verstehe aber immer noch nicht, warum Farris auf der Liste der Verdächtigen steht. Der Mann könnte keiner Fliege …”
“Dein Finanzchef hat sechs Monate in der Psychiatrie verbracht, nachdem er seine Exfrau über Monate hinweg verfolgt und bedroht hat”, merkte Deke an.
“Das weiß ich. Er ist sehr offen mit diesem Teil seiner Vergangenheit umgegangen, als ich ihn damals eingestellt habe.”
“Aber er hat Ihnen bestimmt nicht gesagt, dass er immer noch in Behandlung ist, oder?” Ty sah sie eindringlich an. “Er geht immer noch ein Mal pro Woche zum Therapeuten, obwohl sein Klinikaufenthalt inzwischen sieben Jahre zurückliegt. Wussten Sie das?”
“Nein”, gestand Lexie ein.
“Aber so ist es nun. Wir können ihn nicht von der Liste unserer Verdächtigen streichen.”
“Das verstehe ich.” Dies alles war Lexie wirklich zuwider. Sie wollte nicht im Privatleben anderer herumwühlen und Sachen herausfinden, die niemanden etwas angingen, außer die Betroffenen selbst. Hatte nicht jeder von ihnen schon mal etwas getan, das er bereute, das er am liebsten ungeschehen machen würde, für das er sich schämte? Und die einfache Tatsache, dass jemand Ausländer war, dass er einer anderen Nationalität, Rasse oder Religion angehörte, sollte niemanden verdächtig machen. Aber ihr war auch klar, dass es die Aufgabe der drei Dundee-Agenten war, alles und jeden zu verdächtigen.
Ein lautes Klopfen an der Tür kündigte das Chattanooga Police Department an. Sie hatten Bain eigentlich früher erwartet, doch er hatte irgendwann angerufen, um zu sagen, dass er sich verspäten würde. Er wollte noch auf einen Bericht warten, der ein wenig Licht in einige Aspekte des Falls bringen könnte.
Als Bain den Raum betrat, sah er zunächst Lexie an und lächelte. Die drei Männer erhoben sich und schüttelten dem Lieutenant die Hand. Dann ging Bain zu Lexie hinüber, beugte sich zu ihr hinab und fragte: “Wie geht es dir?”
“Es geht mir gut.” Als er sie skeptisch musterte, bekräftigte sie: “Wirklich. Es geht mir gut. Deke hat sich großartig um mich gekümmert.”
Bain blickte kurz zu Deke und sagte dann: “Ich bin froh, das zu hören.”
“Was ist denn nun die neue Erkenntnis, die Sie mit uns teilen wollten?”, fragte Ty Garrett.
“Wir wissen jetzt, welche Mitarbeiter von Helping Hands eine Waffe besitzen.” Bain ging zur Kaffeemaschine, goss sich einen Becher ein und setzte sich neben Lexie. “Außerdem haben sich die Ballistiker die Kugel vorgenommen, die die Ärzte in Maliks Körper gefunden haben.”
“Haben Sie die Kugel schon durch die Datenbank gejagt?”, fragte Ty.
“Ja, aber leider ohne Ergebnis.”
“Welche Waffe?”, hakte Geoff nach.
“Eine neun Millimeter”, erwiderte Bain. “Wahrscheinlich eine Smith & Wesson.”
“Und hat irgendjemand auf der Liste eine solche Waffe?”, fragte Deke.
“Alice Kennedy hat vor ein paar Monaten eine Smith & Wesson als gestohlen gemeldet”, antwortete Bain. “Und eine der Assistentinnen, Lynette Seales, hat so eine Pistole. Es gibt noch ein paar andere Mitarbeiter, die Waffen besitzen, aber keine neun Millimeter.”
Lexie sah sich im Raum um. “Ich weiß schon, was ihr alle denkt – weil Robert und Alice zusammen sind, geht ihr davon aus, dass er ihre Pistole gestohlen hat. Ich weigere mich, zu glauben …”
“Lexie, Süße, niemand beschuldigt Robert.” Bain strich ihr mitfühlend über den Arm. “Wer auch immer Malik erschossen hat, war wahrscheinlich schlau genug, eine Waffe zu benutzen, die nicht auf direktem Wege zu ihm als Täter führte.”
“Aber ihr werdet Alice und Robert verhören müssen, oder?” Lexie seufzte unglücklich auf.
“Tut mir leid.” Bain nickte. “Aber ja, das müssen wir. Und wir werden auch Lynette Seales’ Waffe sicherstellen und untersuchen müssen.”
“Haben Sie bereits die Alibis überprüft?”
“Bei den beiden Damen sind wir noch dabei. Aber mit Robert, Jafari und Hamal haben wir bereits gesprochen. Bedauerlicherweise hat keiner der drei für den fraglichen Zeitraum ein überzeugendes Alibi.”
Deke blickte auf.
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