Time to Die - Stirb noch einmal
glaube, sie wird das Ganze gut überstehen.”
Der Chirurg sah sich im Raum um. “Es gibt nichts, was Sie heute noch für Vega tun könnten. Ich schlage vor, Sie fahren alle nach Hause und ruhen sich etwas aus. Sie können morgen wiederkommen und die Patientin besuchen, allerdings nicht mehr als zwei Personen auf einmal. Vielleicht überlassen sie Dr. Gazsi den Vortritt und kommen morgen Nachmittag wieder vorbei?”
Als Dr. Noles gegangen war, ließ Hamal sich nach vorne sinken, sodass sein Kopf fast seine Knie berührte. Er murmelte leise etwas vor sich her, richtete sich dann aber wieder auf und wandte sich an Lexie und die anderen.
“Unsere Gebete sind erhört worden”, sagte er befreit.
“Das sind sie.” Lexie lächelte ihm erleichtert zu. Ihr war ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. “Sie sollten sich auch ein wenig ausruhen.”
“Das werde ich”, sagte er. “Ich bleibe hier.”
“Lassen Sie es mich bitte wissen, wenn es irgendwelche Veränderungen gibt?”, bat Lexie. “Und wenn ich etwas tun kann, für Sie oder für Vega …”
“Sie sind wirklich eine gute Freundin”, erwiderte Hamal. “Ich werde Vega erzählen, dass Sie alle hier waren und dass Sie und Miss Bedell mit mir gewartet haben, bis sie aus dem OP kam.”
Lexie schaffte es gerade noch aus dem Wartezimmer, dann brachen die Tränen aus ihr heraus. Sie konnte sie einfach nicht mehr länger zurückhalten. Die psychische Anspannung hatte sie bis auf die Knochen erschöpft.
Cara legte ihr den Arm um die Schultern. “Wein ruhig”, flüsterte sie voller Verständnis. “Wein für mich mit.”
Lexie schluchzte laut auf. Sie wusste genau, worauf ihre Freundin anspielte. Cara war in jüngster Vergangenheit gezwungen gewesen, ihre Gefühle stets unter Kontrolle zu halten. Das machte es ihr heute beinahe unmöglich, überhaupt noch Tränen zu vergießen. Sie hatte nicht nur mit dem Tod ihres Vaters und ihrer Schwester und den tragischen Umständen fertig werden müssen. Auch die enorme Verantwortung für Bedell, Inc. hatte ihr keine Wahl gelassen. Cara Bedell konnte es sich nicht mehr leisten, ihren Gefühlen nachzugeben. Sie musste hart werden, unabhängig davon, wie jung sie war, und unabhängig davon, ob sie das wollte oder nicht.
Als Deke sah, dass Lexies eigenes Taschentuch bereits völlig durchnässt war, griff er in seine Jackentasche und reichte ihr sein eigenes. Lexie nahm es mit einem dankbaren Lächeln entgegen und trocknete sich die Wangen.
Als sie die Lobby erreicht hatten, rief Cara ihren Chauffeur an und bat ihn, sie am Haupteingang der Klinik abzuholen.
Sergeant Swain begleitete die Gruppe vor die Tür. “Wir halten Sie auf dem Laufenden”, versprach er.
“Wann wird Bain zurück sein?”, fragte Cara.
“Im Laufe des morgigen Tages”, antwortete sein Partner. “Er bleibt über Nacht bei seiner Schwester.”
Als sie zurück in der Villa waren, wollte keine der beiden Frauen alleine sein. Also gingen sie alle vier zusammen in die Küche, wo Deke und Geoff Truthahnsandwiches zubereiteten. Dazu gab es Chips, Eistee und Cola und Kuchen. Sowohl Lexie als auch Cara hatten zwar zunächst behauptet, sie könnten nichts essen, doch als die Köstlichkeiten dann vor ihnen auf dem Tisch standen, änderten sie ihre Meinung rasch.
Deke hätte Lexie gern getröstet und ihr versichert, dass Vegas Unfall wirklich nur ein tragischer Zufall war. Sein Instinkt aber sagte ihm, dass das nicht der Wahrheit entsprach. Obwohl Geoff und er noch keine Gelegenheit gehabt hatten, unter vier Augen über den Vorfall zu sprechen, war er sich sicher: Hinter Vegas Unfall steckte mehr, als der erste Blick vermuten ließ. Und er war sich sicher, dass sein alter Freund die Sache ähnlich sah.
“Was für ein Thanksgiving!”, seufzte Cara.
“Immerhin gibt es noch etwas, für das wir dankbar sein können”, erwiderte Lexie. “Vega hat überlebt. Und sie wird wieder ganz gesund.”
Cara streckte sich und gähnte herzhaft. “Wie kommt es, dass man sich nach solchen emotionalen Anstrengungen immer wie erschlagen fühlt?”
“Ich glaube, wir sind alle müde und erschöpft”, sagte Lexie und blickte in der Runde herum. “Wir sollten essen und dann versuchen, etwas zu schlafen.”
Cara nickte zustimmend und nahm einen kleinen Bissen. Dann noch einen. “Sie machen ein verdammt gutes Truthahnsandwich, Mr. Monday”, lobte sie in scherzhaftem Tonfall.
“Vielen Dank, Ma'am!”, erwiderte Geoff grinsend. “Ihre Zufriedenheit ist unser
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