Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)

Menschen. Man konnte Haar- und Augenfarbe im Vorfeld festlegen und sogar die Lebenserwartung beeinflussen. Doch am meisten Beachtung wurde dem künftigen Status des noch ungeborenen Menschen beigemessen. Jungen Eltern war es enorm wichtig, dass ihr Nachwuchs in seinem späteren Leben ein möglichst hohes P-Level erreichte. John fühlte sich abgestoßen von dieser Entwicklung. Gut möglich, dass er in dieser Sache rückständig dachte. Doch in seinen Augen führte dieses Vorgehen letztendlich nur zu weiteren Katastrophen. So wie die Menschheit in den natürlichen Kreislauf der Natur eingegriffen hatte, indem sie Gift in die Luft und in die Ozeane gepumpt hatte, so machte sie nun dieselben Fehler bei der künstlichen Beeinflussung der Evolution. Er war sich ganz sicher, dies würde kein gutes Ende nehmen.
    Ein paar hundert Meter weiter konnte er Miles erkennen. Sie waren verabredet. Er hatte oft darüber nachgedacht, ob er Miles über seine bevorstehende Abreise informieren sollte. Doch sicher würde der lieb gewonnene Freund dann nur neugierige Fragen stellen und John hatte im Moment nicht den Nerv, diese zu beantworten. Die Situation war zu fragil. Er hatte schon genug damit zu tun, den Plan am Laufen zu halten. Miles würde schon klarkommen. Man würde ihm einen neuen Mitbewohner zuteilen und das Leben ginge weiter.
    Nun hatte sein Mitbewohner ihn ebenfalls entdeckt und winkte ihm zu.
    »Da bist du ja«, begrüßte Miles ihn.
    »Sorry, hat ein bisschen gedauert.«
    Die beiden Männer zogen los, um ein paar Drinks zu nehmen und das Wochenende zu genießen. John fiel plötzlich auf, dass er diese Abende vermissen würde. Im Jahr 2018 hatte er bisher keine tieferen Freundschaften geknüpft. Abgesehen natürlich von den Teammitgliedern. Aber Tyssot war ein wenig zu alt für ihn und Tom ein wenig zu verliebt in Leana. Trotz seiner ausweglosen Situation hatte er im letzten Jahr eine Menge Spaß mit Miles gehabt. Sie verstanden sich, auch ohne viele Worte zu wechseln, jederzeit. So sehr er sich auch wünschte, diesen Ort endlich verlassen zu können, so schwer würde es für ihn sein, diese neue Freundschaft aufzugeben.
     
    Ein paar Tage später war es so weit. Das Treffen mit seinem Kontaktmann sollte etwas außerhalb der Stadt am Rande einer wenig genutzten Straße stattfinden. John war extrem nervös. Jedes Geräusch ließ ihn aufhorchen. Der Mann war schon ziemlich spät dran. Ob er es sich anders überlegt hatte? Unwahrscheinlich. John hatte ihm vorsichtshalber erst die Hälfte der Summe gezahlt. Sicher würde er auf den Rest nicht verzichten wollen. Außerdem wusste John, wo er arbeitete, wo er täglich zu finden war. Dass er jetzt einen Rückzieher machte, ergab keinen Sinn. Wieder tauchte ein Fahrzeug am Horizont auf. Das musste er sein. Und tatsächlich, kurze Zeit später stieg van Ortens Mitarbeiter aus seinem windschnittigen, silbrig glänzenden Gefährt und ging zögerlich auf John zu. Bei ihm angelangt, fragte er zuerst nach dem Rest der Bezahlung. John hob eine Augenbraue und bat darum, das Gerät zuerst sehen zu dürfen. Vorsichtig zog der Mann ein kleines Kästchen aus seiner Jackentasche. Auf der Oberseite prangte das Van-Orten-Logo. Während sein Gegenüber das kleine Behältnis öffnete, um den Inhalt preiszugeben, schob John langsam, wie hypnotisiert, seinen Hemdsärmel hoch. Erleichtert tat der Mann es ihm gleich. John aktivierte seinen Chip und nannte die Summe, daraufhin hielten sie ihre Handgelenke kurz aneinander. Binnen einer Sekunde hatte der Betrag den Besitzer gewechselt.
    »Was muss ich wissen?«, wandte sich John sogleich an den jungen Mann.
    Offenbar war dieser froh darüber, dass John ihm diese Frage stellte. Vielleicht hatte er Angst, dass John sich mit dem Gerät in seine molekularen Einzelteile zerlegen und die Polizei zu ihm führen würde. Er aktivierte das Gerät, welches, bei näherer Betrachtung, nicht größer als eine Kreditkarte war.
    »Hier nehmen Sie die Einstellungen zum Datum vor. Wenn Sie sich 100-prozentig sicher sind, dass alles korrekt ist, können Sie das Gerät aktivieren. Das tun Sie mit diesem Knopf hier. Aber mit 100-prozentig sicher MEINE ich wirklich sicher! Einen Fehler bei der Konfiguration würden Sie schnell bereuen. Treten Sie Ihre Reise nur an, wenn der Energielevel bei hundert Prozent ist. Es kann vorkommen, dass in der Zentrale Tests oder Wartungen durchgeführt werden. Dann wird der Level niedriger sein. Sie benötigen aber volle hundert, um heil durch