Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
vereinbaren konnte, den Professor und uns dermaßen zu hintergehen, konnte ich nicht verstehen. Doch nun würde es nicht mehr lange dauern, bis ich ihn zur Rede stellen konnte. Jess und ich hatten den Nachmittag im Labor verbracht, um unser weiteres Vorgehen zu planen. Wir durften auf keinen Fall unüberlegt an die Sache herangehen. Mit Viktor war nicht zu spaßen. Schon als er noch mein Freund gewesen war, hatte ich oft hinterhältige Züge an ihm entdeckt. Doch nach unseren jüngsten Erkenntnissen hatte sich seine Menschlichkeit ganz offensichtlich völlig verabschiedet. Aus Andrés und Tommys Erzählungen wusste ich, dass er während meiner Abwesenheit schon beinahe grausam gehandelt hatte. Kaum vorstellbar, wie er heute sein musste. Ich wollte kein allzu großes Risiko eingehen. Andererseits mussten wir um jeden Preis verhindern, dass es Viktor gelang, die Zeitreise Technologie einzusetzen. Schon in unseren Händen war sie extrem gefährlich. Mit dieser Wahrheit musste ich mich auseinandersetzen. Wir hatten Mist gebaut. Doch unter Viktors Leitung würde sie eine Katastrophe bedeuten.
»Wann wollen wir zu ihm gehen?«, fragte Jess mich, nicht ohne einen nervösen Ausdruck in ihren Augen.
»Gleich morgen.«
»In Ordnung«, erwiderte sie zögerlich.
Ich konnte merken, dass ihr die ganze Sache nicht ganz geheuer war. Mir ging es ähnlich. Doch wir hatten keine Wahl. Irgendjemand musste etwas unternehmen. Und für diesen Job kamen nun mal nur wir infrage.
»Ich glaube, ich fahre jetzt nach Hause. Ich könnte wirklich ein bisschen Schlaf gebrauchen«, stellte ich fest. »Was ist mit dir?«
Die letzten Wochen und Tage hatten uns beiden ziemlich zugesetzt. Jess, die sonst immer aussah wie der junge Frühling und an der kein Mann ohne große Augen vorbeigehen konnte, hatte nun dunkle Ringe unter den Augen und ihr ansonsten immer perfekt gepflegtes Äußeres vernachlässigte sie inzwischen mehr und mehr. Ihr Haar war zu einem lieblosen Zopf zurückgebunden und der Nagellack blätterte bereits ab. So hatte sie sich ihren Job in unserem Unternehmen sicher nicht vorgestellt. Auch schien ihr der Professor sehr zu fehlen. Obwohl sich die beiden noch nicht lange gekannt hatten, waren sie schnell enge Kollegen, ja beinahe Freunde geworden. Doch bis diese Sache endgültig geklärt war, blieb uns nichts anderes übrig, als uns gegenseitig zu bemitleiden und zu trösten.
»Ja, ich glaube, ich werde auch nach Hause fahren. Sehen wir uns dann morgen früh?«
Ich nickte und wir gingen gemeinsam in Richtung Ausgang. Auf halbem Weg informierte ich Jess darüber, dass ich mich noch bei Roberta bedanken wollte. Ihr Mann war wirklich großartig gewesen. Ich verabschiedete mich von Jess und ging langsam in die entgegengesetzte Richtung. Nachdem ich um die erste Ecke gebogen war, wartete ich ab, bis Jess das Gebäude verlassen hatte. Erst, als ich ihren Motor starten hörte, machte ich mich erneut auf den Weg zum Ausgang. Draußen hielt ich vorsichtig nach ihr Ausschau. Doch der Wagen war nirgends mehr zu sehen. Ich steuerte auf mein eigenes Auto zu und öffnete die Fahrertür. Auch wenn es mir eventuell etwas mehr Sicherheit gegeben hätte, wollte ich Jess nicht dabeihaben, wenn ich zu Viktor ging. Dies war eine Sache zwischen mir und ihm. Wenn er wirklich dafür verantwortlich war, dass John in der Zukunft und Tommy zu ihm übergelaufen war, dann wollte ich Jess da nicht mit hineinziehen. Sie war noch nicht lange bei uns und Viktor war alles zuzutrauen. Ich würde die Sache ohne sie regeln. Ich startete den Motor und verließ das Firmengelände.
Kurze Zeit später fand ich mich vor einem modernen Gebäude in der Innenstadt wieder. Über dem Haupteingang konnte man die unfertige Unterkonstruktion eines Firmenlogos sehen. Entweder war Viktor noch nicht dazu gekommen, den Van-Orten-Schriftzug anbringen zu lassen, oder er hatte es absichtlich noch nicht getan. Ich parkte meinen Wagen in einer Querstraße und schritt langsam auf das Gebäude zu. Ein Anflug von Angst überkam mich. Schnell dachte ich an John und an Professor Tyssot. Die Angst war wie weggeblasen. Ich würde heute jede noch so kleine Information aus Viktor herausquetschen, ich würde John helfen und ich würde Tommy entweder den Krieg erklären oder auch ihm helfen, sollte er unfreiwillig in die Sache hineingezogen worden sein.
Der Haupteingang war nicht verschlossen, doch ich konnte nirgendwo einen Sicherheitsbeamten oder einen Portier entdecken. Vielleicht waren
Weitere Kostenlose Bücher