Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
Sicher hing der Stil der Einrichtung auch davon ab, dass ich bisher nur in besseren Hotels abgestiegen war, aber es fühlte sich einfach authentischer an als im 21. Jahrhundert.
»Weißt du noch, was Anne über diesen Stadtteil erzählt hat? Du weißt schon, Greenwood hieß er, glaube ich«, fragte Mary mich beiläufig, als ich gerade dabei war, meine Kleider auf dem Bett auszubreiten.
»Hmm, ja sicher. Wieso?«
»Einer der Pagen hat mir erzählt, dass wir uns die Gegend unbedingt anschauen sollten. Er meint, die Atmosphäre dort ist einzigartig. All die Geschäfte und Cafés. Es gibt wohl viel zu sehen und ich finde, wir sollten einen kleinen Ausflug dorthin machen. Vielleicht entdecken wir ein paar neue Kleider oder wir gehen einfach nur Essen. Er erwähnte ein Restaurant, in dem es hervorragendes Essen geben soll. Was meinst du? Hättest du Lust?«
»Ja, warum nicht? Vielleicht gehen wir morgen mal hin. Anne sagte doch, dass es dort auch diese wunderschönen Häuser ganz aus rotem Ziegelstein geben soll, und vielleicht könnte ich dort auch mal zu einem Friseur gehen. Meine Haare sind grauenvoll zurzeit. Lass uns das auf jeden Fall machen«, erwiderte ich voller Vorfreude.
»Ich habe gehört, sie nennen die Gegend um die Greenwood Avenue "die Black Wall Street". Bestimmt wird das ganz toll. Also morgen, ja?«
»In Ordnung. Morgen. Du, hör mal, ich habe in der Stadt ein paar Dinge zu erledigen«, informierte ich sie und versuchte den Satz so nebensächlich wie möglich klingen zu lassen, »wollen wir uns später verabreden, zum Abendessen?«
»Klar, eine gute Idee. Ich wollte mich auch ein wenig umschauen. Ich bin ja jetzt mittellos und brauche dringend einen Job.«
So weit, so gut. Mary war ich los und inzwischen fühlte ich mich auch nicht mehr ganz so gerädert. Etwas später schlenderte ich über die Straßen Tulsas und begann mich etwas zu entspannen. Kein nerviges Zugfahren, keine anstrengende Schiffsreise, kein John Quinn. Über das Fehlen von Letzterem war ich eigentlich gar nicht so glücklich. Aber ich hatte richtig gehandelt. Ein Treffen hätte nirgendwo hingeführt. Wir, beziehungsweise unsere Leben, waren zu unterschiedlich. Endlich erreichte ich das städtische Archiv.
Professor Tyssot und ich hatten uns einige Gedanken über die Berichterstattung während meiner Reise gemacht. Letztendlich hatten wir uns für einen einfachen Weg entschieden. Historische Dokumente und Bauwerke, die die Zeit überdauern würden. Ich musste die Orte nur ausfindig machen und meine Notizen dann geschickt deponieren. Für die Tulsa-Etappe hatten wir einige Museen und Archive durchkämmt, bevor wir uns auf drei Möglichkeiten festgelegt hatten. Ein Verzeichnis von ungewöhnlichen Wettervorkommen in Tulsa und Umgebung, eine Sammlung der Korrespondenz des Bürgermeisters von Tulsa oder einer Liste von nicht verpachteten Gebieten, westlich der Stadt. Ich musste eines der drei Dokumente finden und meine Aufgabe wäre, jedenfalls fürs erste, erledigt. Ich betrat das Haus und traf sogleich auf eine ältliche Dame mit Brille. Wie sich herausstellte, war sie hier die Person, die ich umgarnen musste. Ich hatte auf einen Mann gehofft. Es wäre leichter gewesen, mit meinen weiblichen Reizen zu spielen, als einfach nur höflich zu sein.
»Was kann ich für Sie tun?«, misstrauisch schielte sie durch ihre dicken Brillengläser.
»Guten Tag, ich suche ein paar Dokumente. Sie sind ganz unterschiedlicher Art. Mein Mann hat mich darum gebeten.« Es kam meist besser an, sich in die immer noch gängige Rolle der Frau zu fügen. Die Tatsache, dass ich als junge Frau hier in einem Archiv herumstöbern wollte, schien der alten Lady sowieso schon grotesk genug vorzukommen.
»Worum geht es denn in etwa, meine Liebe?«, hakte sie, dieses Mal etwas freundlicher, nach.
»Nun, er erwähnte zum Beispiel eine Liste der nicht verpachteten Gebiete hier in der Umgebung.«
»Na, das ist ja schon mal ein Anfang. Ich werde gleich mal nachsehen.« Sie war bereits halb im Gehen, als ich sie zurückhielt.
»Wissen Sie, es handelt sich um so viele verschiedene Dokumente, dass ich mir sicher bin, es wäre sinnvoller, wenn ich mich alleine auf die Suche mache. Es wird sicher eine ganze Weile dauern und ich möchte Sie doch nicht von der Arbeit abhalten.« Eine unglaublich lange Zeit sagte sie gar nichts und starrte mich bloß an.
»Na ja, ich habe heute tatsächlich noch ziemlich viel zu tun«, sagte sie und machte eine Geste in Richtung ihres
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