Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
alles. Von Bergen über flache Ebenen bis hin zu friedlich grasenden Büffeln auf saftigen Wiesen. Büffel … Dass ich die einmal sehen würde, hätte ich auch nicht erwartet. Wie immer rumpelte und polterte der Zug bei voller Fahrt beängstigend. Doch lieber klammerte ich mich alle paar Meter irgendwo fest, als permanent aus dem Fenster zu starren und den ohnehin wenig vorhandenen Sauerstoff mit vier anderen Personen zu teilen. Ich hatte gerade eine beachtliche Strecke aufrecht gehend und ohne Sturz hinter mich gebracht, als der Zug in eine Kurve einfuhr. Offenbar wollte der Lokführer alles aus seinem stählernen Gefährt herausholen, denn er dachte nicht daran, die Geschwindigkeit rechtzeitig zu drosseln. Es tat einen starken Ruck und schon lag ich, alle viere von mir gestreckt, bäuchlings auf dem Gang des Waggons. Leise fluchend und voller hinterlistiger Mordgelüste rappelte ich mich wieder hoch.
Ich versuchte, die Glastür einer der Abteile als Spiegel zu benutzen, um meine Frisur zu richten. Relativ erfolglos, wie sich herausstellte. Dafür fiel mein Blick auf etwas im Inneren des Abteils. Ein paar Gepäckstücke waren aus der Ablage gefallen und lagen nun kreuz und quer auf dem Boden herum. Bei genauerer Betrachtung stach eine Tasche besonders hervor. Ihr Verschluss hatte sich geöffnet und der Inhalt war ein kleines Stück herausgerutscht. Das war doch nicht möglich! Ich presste mein Gesicht gegen die Scheibe und versuchte, einen besseren Winkel zu erwischen. Eindeutig. In dieser Tasche befand sich ein Gemälde. Nur war es nicht irgendein Gemälde. Es handelte sich um die Seerosen! Hier vor mir lag das Bild, welches vor ein paar Wochen in New York gestohlen worden war. Ich erkannte es eindeutig. In der Zeitung war ein Foto abgedruckt gewesen. Mir stockte der Atem. Wie kam es hierher? Und wie wahrscheinlich war es, dass ausgerechnet ich es fand? Unzählige Gedanken kreisten in meinem Kopf und daher bemerkte ich gar nicht, dass ich längst nicht mehr allein auf dem Gang war.
»Kann ich Ihnen behilflich sein, Miss?«
Ein etwas zu klein geratener Zugangestellter musterte mich misstrauisch.
»Nein, nein. Vielen Dank«, erwiderte ich und wendete mich so schnell und unauffällig wie möglich von der Tür des Abteils ab. »Ich hatte nur kurz das Gleichgewicht verloren, kein Grund zur Sorge.«
Eilig drückte ich mich an ihm vorbei und ging zurück zu meinem Abteil. Das Gemälde hatte nichts mit mir zu tun. Es war schon schlimm genug, dass ich am Tag seiner Entwendung anwesend gewesen war. Diese Situation war allerdings geradezu lachhaft! Ich ließ mich wieder auf meinen Platz fallen. Der Professor schlief. Ich dachte nach. Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder war das Gemälde gefunden worden und nun auf dem Weg zurück ins Museum. Dies erschien mir allerdings unwahrscheinlich, da man solch einen wertvollen Kunstgegenstand sicher besser verpackt hätte und garantiert nicht allein in der Gegend herumliegen lassen würde. Ebenso war die Richtung, in die der Zug fuhr, falsch. Sollte das Bild doch wieder aufgetaucht sein, so würde es sicherlich auf direktem Wege zurück nach New York gehen. Also blieb nur noch Möglichkeit Nummer zwei. Der Dieb war hier im Zug. Mein Rücken kribbelte und ich sah mich automatisch um. Hier im Abteil wirkte niemand verdächtig. Natürlich nicht!, schalt ich mich selbst. Der Dieb wäre ja wohl nicht hier, sondern drüben, im anderen Waggon, bei seiner Beute. Ob ich richtig lag? Wenn ja, sollte ich es jemandem sagen? Ich war nicht sicher. Also entschied ich mich, eine zweite Meinung einzuholen. Etwas zu grob rüttelte ich am Arm des Professors.
»André, aufwachen. André!« Da war er wieder, der nie verwendete Vorname. »Professor Tyssot? Wachen Sie auf.«
»Was zum …?«, er grummelte ärgerlich vor sich hin. »Leana, was ist denn los? Sind wir etwa schon da?«
»Nein, ich muss mit Ihnen reden. Draußen.«
»Oh, in Ordnung. Gehen wir. Ich würde ohnehin gerne in den Speisewagen gehen. Ich glaube, ich könnte ein ganzes Pferd verdrücken!« Er gähnte herzhaft und folgte mir auf den Gang hinaus.
»Na, dann schießen Sie mal los, meine Liebe.« Er blickte mir neugierig ins Gesicht und kratzte sich am Kopf.
»In Ordnung«, begann ich mit gedämpfter Stimme. »Es gibt da etwas, das ich Ihnen noch nicht erzählt habe. Etwas, das in New York geschehen ist.«
»Fahren Sie fort.« Seine Miene war nun wieder die des strengen Professors.
»Nun ja, ich war dort, mehr oder weniger,
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