Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
noch ein Stück gemeinsam gehen?«
Alle Alarmglocken schrillten und sagten mir, ich solle die Finger von diesem Verbrecher lassen, doch wie es eben bei Frauen oftmals vorkommt, missachtete ich sie konsequent.
»Gerne, John. Gehen wir noch ein Stück zusammen.«
Wir schlenderten eine Weile die Promenade entlang und unterhielten uns über Nebensächlichkeiten. Es war schön, so wie ein erstes Date. Ich genoss es sehr. Beinahe hatte ich die Sache mit dem Bild schon vergessen. Er war wahnsinnig interessant. Außerdem natürlich groß und kräftig. Die Falten um seine Augen verrieten, dass er gern lachte und viel in der Sonne unterwegs gewesen war. Alles in allem sah er aus wie der lebendig gewordene Darsteller eines dieser kitschigen Groschenromane. Der verruchte, mysteriöse Held sozusagen. Hin und wieder, wenn der Wind kurz die Richtung wechselte und vom Meer her kam, konnte ich ihn riechen. Ich hatte einmal gelesen, dass Männer und Frauen sich gegenseitig riechen konnten, um so herauszufinden, ob ihre Gene zueinanderpassten. Daher kam auch der Spruch "Sich nicht gut riechen können". Gefiel einer Frau der Geruch ihres Gegenübers nicht, war es ziemlich sicher, dass sie mit diesem Mann keine gesunden Kinder zeugen würde. Dieser Instinkt war noch aus Urzeiten und diente der Fortpflanzung. Wenn der Artikel, den ich damals im Wartezimmer meines Zahnarztes aus Langeweile gelesen hatte, recht behielt, dann wären unsere Kinder sicher perfekt. Ich schweifte mit meinen Gedanken so sehr ab, dass ich gar nicht gemerkt hatte, dass John plötzlich angestrengt einen Punkt hinter mir fixierte.
»Was ist denn mit Ihnen?«, fragte ich verwundert.
»Ich bin nicht sicher. Warten Sie kurz. Ich will nur … oh verdammt!«, rief er aus und drehte sich schlagartig um.
Wir waren etwa zehn Meter von einem langen und beträchtlich baufällig wirkenden Bootssteg entfernt und er schien abzuschätzen, wie schnell er dort hinkommen könnte. Nervös geworden, starrte ich in die Richtung, in die er eben noch so konzentriert geschaut hatte, und sah zwei Männer auf uns zueilen. Sie trugen Anzüge und einer von ihnen zog gerade eine Waffe unter seinem Jackett hervor. Das musste ein schlechter Traum sein! Mir war egal, was diese Kerle von ihm wollten. Ich konnte einfach nicht glauben, dass ich mich erneut in eine unfassbar prekäre Situation gebracht hatte.
»John, der Mann dort hat eine Waffe«, sagte ich dennoch merkwürdig gefasst, ohne den Blick von den Männern abzuwenden.
»Ja, der andere vermutlich auch. Los, kommen Sie!«, rief er und packte meinen Arm.
»Nein, ich will nicht. Lassen Sie das gefälligst!«
»Vergessen Sie’s, Leana. Die beiden da werden nicht so locker mit dem Thema Monet umgehen wie ich. Und wenn Sie jetzt nicht mit mir kommen, werden sie Sie in Gewahrsam nehmen und ewig verhören. Wollen Sie das?«
»Natürlich nicht!«, quietschte ich. »Ich reise morgen ab!«
»Nicht, wenn Sie jetzt hier stehenbleiben! Los jetzt!«
Mit einem Ruck zog er mich in Richtung Steg und ich hatte gar keine andere Wahl, als zu rennen, um nicht hinzufallen. Offenbar handelte es sich bei den beiden Männern um Polizisten, und wenn ich ehrlich war, hatte ich wirklich keine Lust, mich mit ihnen zu unterhalten. Alles an mir war falsch. Der Trick war, nicht aufzufallen, und das hier würde mehr als auffällig enden. Also rannte ich. Kurz vor Ende des Stegs hielten wir an und John sprang in eines der Boote. Er löste ein Seil, hielt mir dann die Hand entgegen und sah mir direkt in die Augen. Er musste nichts sagen. Die Botschaft war klar. Ich zögerte noch kurz, sah mich noch einmal um und stellte fest, dass die beiden Polizisten bereits gefährlich nahe waren. Ich atmete tief ein und dann packte ich Johns Hand und sprang ins Boot. Unglaublicherweise hatte es einen Außenbootmotor. Ich hatte so etwas im Jahr 1921 nicht erwartet, doch er sprang beim ersten Versuch an und wir gewannen sofort an Fahrt. Ich musste mich gut festhalten, um nicht durch den plötzlichen Wellengang ins Wasser befördert zu werden. Plötzlich fiel ein Schuss.
»Achtung, ducken Sie sich!«, rief John unnötigerweise. »Sie versuchen, den Motor zu treffen, damit wir nicht weiterkommen. Vorsicht!«
Ein weiterer Schuss fiel, doch dann schienen sie aufzugeben und außer dem knatternden Bootsmotor war nichts mehr zu hören. John schien genau zu wissen, wo die Fahrt hinging und ich entspannte mich etwas.
»Ist das Ihre Art, einer Dame zu imponieren?«, fragte ich ein
Weitere Kostenlose Bücher