Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
kannst du den Rest der Zeit ja in Jutesäcke gehüllt umherlaufen.«
Ich musste lachen und versprach ihr, noch heute einen Einkaufsbummel zu machen.
Unsere Reise startete am 2. November 1921. Wir fuhren mit dem Zug nach New York, um dort an Bord der RMS Scythia zu gehen. Bevor das Schiff auslaufen würde, blieben uns noch zwei Tage Zeit. Ich mietete erneut ein Zimmer im Waldorf und Thomas, der nervige Hotelangestellte, war höchst erfreut, mich wiederzusehen. Zumindest tat er so.
Nachdem wir uns von der Reise etwas erholt hatten, beschlossen wir, am Abend auszugehen. Ich warf mir eines meiner neuen Kleider über und machte mich richtig hübsch. Als ich aus dem Bad kam, staunte John nicht schlecht.
»Mein lieber Mann, ich glaube, heute Abend habe ich die best aussehende Frau in ganz New York an meiner Seite. Ach was rede ich, in ganz Amerika!«, sagte er voller aufrichtiger Bewunderung.
»Ach, sei still!«, zierte ich mich und brachte ihn mit einem langen, intensiven Kuss zum Schweigen.
Wir machten uns auf und spazierten durch die Straßen der Stadt, die, auch schon im Jahre 1921, niemals schlief. Nach einiger Zeit gingen wir in den Central Park und ließen uns auf einer Bank nieder. Es war bitterkalt, doch unsere dicken Mäntel wärmten uns und wir kuschelten uns aneinander.
»Leana, ich muss dich jetzt unbedingt um etwas bitten«, sagte John plötzlich. »Ich weiß, dass du mir möglicherweise eine Abfuhr erteilen wirst, aber ich halte es so nicht mehr länger aus.«
Mir wurde ganz unbehaglich und ich konnte mir bereits vorstellen, was nun folgen würde. Ich hatte gehofft, dass er sich weiterhin geduldig und verständnisvoll verhalten würde. Allerdings konnte man es eigentlich unmöglich von ihm erwarten.
»Du hast die ganze Zeit darauf bestanden, mich im Unklaren zu lassen, was deine strikten Reisepläne betrifft. Anfangs dachte ich mir nichts dabei. Ich ging davon aus, dass du in unserer Verbindung eventuell nichts weiter als eine lockere Affäre siehst. Eine Art emotionales Souvenir deiner Reise, weißt du? Aber nach allem, was geschehen ist, und bei allem, was wir inzwischen für einander empfinden, kann ich mir das nicht länger weismachen. Ich will wissen, was los ist und warum du nach Berlin musst. Ich weiß, du lebst in Frankreich. Wieso also Deutschland? Ich habe mir den Kopf zermartert, aber es tut mir leid, von allein komme ich nicht auf den Grund. Du wirst ihn mir nennen müssen. Die Basis einer ernsthaften Verbindung zwischen Mann und Frau ist Aufrichtigkeit. Ich habe dir so vieles von mir preisgegeben und Abby höchstwahrscheinlich noch mehr. Ich kann nicht mit dir gehen, wenn du mich weiter im Unklaren lässt. Verstehst du das?«, endete er und ich wartete auf die üblichen Alarmglocken. Doch sie ertönten nicht. Irgendwie war der Gedanke verlockend, ihm alles zu erzählen. Was konnte schon passieren? Entweder kam er nicht mit mir, weil ich es ihm weiterhin verschwieg, oder er kam nicht mit, weil er mich mit Sicherheit für wahnsinnig halten würde. Alles in mir wollte ihm erzählen, was es mit meiner Reise auf sich hatte. Gleichzeitig hatte ich geradezu panische Angst davor.
»Jetzt machst du wieder dein Reisegesicht«, sagte er und drückte mich fester an sich. »Ich will dich nicht drängen, aber das ist mein Angebot. Nun bist du an der Reihe.«
Nicht drängen? Das hier war praktisch Erpressung!
»Ich will dir ja alles sagen. Du machst dir keine Vorstellung, wie sehr mich diese Sache zwischen uns belastet. Ich will dich weder belügen noch empfinde ich unsere Beziehung als Souvenir«, ich lächelte und atmete dann tief ein. »Ich werde dir alles erzählen. Wirklich alles. Doch du musst mir versprechen, dass du mir, egal, wie die Worte sich für dich anhören müssen, bis zum Ende zuhörst. Und vor allem musst du mir versprechen, dass du mich nicht in eine Klinik einweisen lässt. Sollte dir die Sache zu verrückt vorkommen, musst du mich einfach gehen lassen.«
»Oh Mann, mir schwant Übles«, erwiderte er und lehnte sich zurück. »Dann leg los. Ich verspreche hoch und heilig, dass ich dich ernst nehmen werde.«
»Also gut«, sagte ich und versuchte einen passenden Anfang für meine Geschichte zu finden. »Kannst du dir vorstellen, dass die Menschen einmal zum Mond fliegen werden?«
Nachdem ich meine Geschichte zu Ende erzählt hatte, verging eine schier endlos wirkende Weile, bis er sich dazu durchringen konnte, etwas zu erwidern. Immer wieder öffnete er seinen Mund,
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