Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Sicherheit?«
»Bin ich das?« Sie spürte seine Hände auf ihrem Rücken. »Ich bin aus einem bestimmten Grund hergekommen, Cheftu.«
Ohne einen einzigen Muskel zu bewegen, zog er sich von ihr zurück. Hinter seinen Augen ging eine Klappe zu, und plötzlich bekam sie Angst. Zu spät? Hatte er sich anders entschieden? »Ich möchte bleiben.«
Er blinzelte.
Sie fuhr mit ihrer schlammigen Hand über seinen glitschigen Rumpf. »Bei dir. Wo du auch bist. In welcher Zeit auch immer. Ich gehöre dir.« Sie begann sich zu fragen, ob ihn der Schlag getroffen hatte, denn immer noch stand er wie angewurzelt vor ihr und blinzelte. »Atmest du noch?« fragte sie schließlich.
Er küßte sie mit aller Kraft. Energie, Wut und Leidenschaft, allzulange gezügelt, brachen sich freie Bahn. Unbeholfen und ungestüm stolperte er mit ihr ans schlammige Ufer. Eng an sie gedrückt, küßte er ihre Stirn und raunte Liebesworte in ihr Ohr. Erst nach mehreren Minuten begriff sie, daß er weinte.
Der Schlamm trocknete in der Hitze, wurde fest und klebrig wie Paste. Lachend und weinend kämpften sie sich aus dem Morast frei. Cheftus starke Arme hielten Chloe fest an seiner Seite. Hand in Hand stiegen sie die Klippe hinunter und liefen an den Ozean, wo sie wie Kinder lachend im flachen Wasser tollten, sich gegenseitig naßspritzten und mit bloßen Händen Elritzen zu fangen versuchten. Erst als die Sonne tief über dem Horizont stand, kamen sie wieder an Land und legten sich an den Strand, um sich von der letzten Tageswärme trocknen zu lassen.
Cheftu kochte die Eier, die sie bei Anbruch der Nacht mit dem übriggebliebenen Brot aßen. Er drückte Chloe an sich, und solchermaßen verbunden verharrten sie in den allmählich abflauenden Wellen, bis die Intensität der Stille beiden zuviel wurde und sie voller Kraft vollendeten, was so ruhig begonnen hatte.
Wie Perlen an einer langen Kette reihten sich die Tage aneinander. Jeder war anders, jeder war einzigartig, und alle zusammen ergaben sie ein Ganzes. Die ersten Tage arbeiteten sie in der Lehmgrube, formten Ziegel, aus denen sie ein Haus bauen würden, und kühlten sich nachmittags ab, indem sie sich im Schlamm wälzten. Gegen Atmu trugen sie ihr Tagespensum an Ziegeln herunter und legten sie aus, entsprechend dem auf dem Boden aufgezeichneten Grundriß ihres Zwei-Zimmer-Hauses mit solidem Flachdach (als Lagerfläche für die heißen Nächte) sowie einem Alkoven zum Kochen. Laut Plan sollte die Tür zu den Palmen hinzeigen. Eines Tages, prophezeite Chloe, würde sie eine Hängematte flechten, in der sie schaukeln, reden, sich lieben konnten.
Eines Morgens entdeckten sie beim Aufwachen eine Skorpionfamilie auf ihrer Schlafmatte, nur Zentimeter von Cheftus Bein entfernt. Schlaftrunken und mit klopfendem Herzen hatte Chloe den ersten Skorpion mit einem Dolch erschlagen, dann waren sie beide nackt in den kühlen Morgen hinausgerannt.
Fünf Tage nach den Skorpionen stand das Haus. Es hatte einige Mühe gekostet, die große Fensteröffnung einzubauen und sie mit Ästen abzustützen, doch dank einiger zusätzlicher Palmwedel und der Leinenfetzen, aus denen sie eine bewegliche Markise gefertigt hatten, wirkte ihre neue Behausung durchaus wohnlich – wenn es einen nicht störte, daß man keine Eingangstür hatte.
Ihre Kochkünste verbesserten sich ständig. Cheftu erklärte ihr, daß das pelzige braune Ding, das sie gefangen hatte, eine Art Hase sei. Er zeigte ihr, wie man ihn aufschnitt, ausnahm, mit in der Nähe wachsenden Kräutern füllte und dann mitsamt der Haut briet. Erstaunlicherweise löste sich die Haut von selbst, wenn das Fleisch durch war. Dank des darin enthaltenen Fettes schmeckte das Fleisch dadurch weniger trocken und zäh.
Sie suchten Austern und fingen mehr Fische. Das Mehl war ihnen ausgegangen, also gab es weder Brot noch Bier, das daraus gebraut wurde.
»Du hast mir nie etwas von deiner Familie erzählt«, sagte Chloe eines Abends. Sie hatten den Tag damit zugebracht, einen ackerfähigen Landstreifen zu bestellen, und sorgfältig die kleinen Schößlinge eingesetzt, die sie während der vergangenen Wochen gezogen hatten.
Sex, ihre wichtigste Freizeitbeschäftigung, kam im Moment nicht in Frage. Die gute Nachricht war, daß die Steckenkrautsamen wirkten. Cheftu war erleichtert.
»Sie kommen aus dem Oryx-«
»Nein, nein«, unterbrach sie ihn auf englisch.
»Deine französische Familie.«
Cheftu verstummte augenblicklich. »Die ist unwichtig«, verkündete er
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