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Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Titel: Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Monir
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in diesen Jahren durchgemacht haben müsst«, sagte sie. »Es tut mir so leid zu hören, was Rebecca euch und meinen Eltern angetan hat. Aber wir werden nicht zulassen, dass sie gewinnt.« Vor Wut knirschte Michele mit den Zähnen, als sie begriff, dass ohne diese wahnsinnige Zeitreisende alles in ihrem Leben gänzlich anders verlaufen wäre. Sie wäre mit beiden Eltern und ihren Großeltern aufgewachsen, Marion hätte Michele nicht als Alleinerziehende großziehen müssen – und vor allem wäre Michele jetzt nicht mit sechzehn Jahren Waise.
    »Rebecca hat meine ganze Familie zerstört«, flüsterte sie, als ihr das ganze Ausmaß des Grauens bewusst wurde. Sie hob den Blick und sah ihre Großeltern an. »Was will sie mir antun?«
    Walter und Dorothy sahen einander an, und es entstand eine quälende Stille, weil sie nicht wussten, was sie sagen sollten.
    »Sie will meinen Tod, richtig?«, fragte Michele unumwunden.
    Nach einer Pause sagte Walter: »Aber vergiss nicht, im Augenblick kann sie dir noch nichts tun. Deshalb müssen wir dich von hier fortbringen. Wir können uns gut vorstellen, wie sehr du dein altes Zuhause und deine Freunde vermissen musst, daher haben wir One-Way-Tickets für einen Flug nach Los Angeles gebucht. Wir können dort bleiben, bis die Gefahr vorüber ist.«
    »Nein«, sagte Michele entschlossen. »Rebecca terrorisiert meine Familie schon länger, als ich auf der Welt bin. Egal, wohin ich gehe, sie wird mich finden. Deshalb muss ich vorbereitet sein, wenn es so weit ist. Ich muss diese Sache zu Ende bringen.«
    »Aber … wie kannst du nur?«, sprudelte Dorothy hervor. »Wie kannst du hierbleiben, wenn sie im Haus herumspukt? Wie kannst du zur Schule gehen und so tun, als wäre alles wie immer, wenn dir vielleicht nur noch sieben Tage bleiben? Wenn wir fortgingen, wäre wenigstens …«
    »Es würde nichts ändern«, unterbrach Michele sie. »Woher wissen wir, dass sie uns nicht einfach dorthin folgt? Es gibt nur eine Lösung: Ich muss einen Weg finden, sie aufzuhalten – endgültig.« Während sie sprach, wunderte sich Michele darüber, wie ruhig sie klang, obwohl ihr Le ben sich von jetzt auf gleich in einen Horrorfilm verwandelt zu haben schien. Aber bei dem Gedanken an ihre Familie, die Rebecca ihr genommen hatte, überwanden Wut und Entschlossenheit ihre Angst. Plötzlich füllte Philips Gesicht ihre Gedanken aus, und in diesem Moment erfasste sie die Sehnsucht, am Leben zu bleiben, um bei ihm zu sein. Diese Sehnsucht war so überwältigend, dass Michele glaub te, alle Hindernisse auf ihrem Weg bewältigen zu können.
    Michele nahm das Album an sich und blätterte darin, bis sie auf das Bild von ihrem Vater stieß, auf dem sie ihn damals zum ersten Mal gesehen hatte: sein Firmenporträt aus dem Jahr 1900. Auf diesem Foto war er einunddreißig, aber in seinen Augen lag eine Schwere, die ihn älter wirken ließ. Der fröhliche Junge von 1887 war kaum noch zu erkennen.
    »Was ich nicht verstehe, ist Folgendes: Wenn die Freundschaft zwischen Irving und Rebecca 1888 endete, warum arbeitete er dann so viele Jahre später noch für die Familie?«, wollte Michele wissen.
    »Das Merkwürdigste ist, dass dieses Foto von Irving ursprünglich gar nicht in dem Album war«, sagte Dorothy mit gedämpfter Stimme. »Es ist erst in den 1990er Jahren aufgetaucht, am Tag nach seinem Verschwinden.«
    »Wir haben Nachforschungen in der Familie angestellt, um so viel wie möglich über Rebecca und Irving herauszufinden«, fuhr Walter fort. »Das war nicht einfach, da inzwischen so gut wie jeder verstorben war, der die beiden damals gekannt hatte. Aber wir konnten mit ihrer Nichte Frances Windsor sprechen.«
    Bei diesem Namen durchfuhr Michele ein Ruck des Wiedererkennens. Sie hatte die kleine Frances, die 1910 noch Frankie genannt wurde, bei ihrer Begegnung mit Clara Windsor gesehen. Frankie war Claras jüngere Schwester.
    »Frances war über neunzig, als wir sie ’93 besuchten, aber sie hatte noch immer ein gutes Gedächtnis. Rebecca war die Schwester ihres Vaters George gewesen, und sie erinnerte sich an ihre Tante als seltsames, unfreundliches schwarzes Schaf der Familie. Rebecca hat nie geheiratet und nichts aus ihrem Leben gemacht. Frances erinnerte sich, dass sie ständig auf mysteriöse Reisen ging und manch mal mehrere Jahre am Stück verschwunden war. Nach dem Tod ihrer Eltern erbte George dieses Haus, und Rebecca zog in eine Stadtvilla am Washington Square, aber sie war nur noch selten in der Stadt.

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