Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)
der Schule. Eines von Kayas Anhängseln hat an ihrer Pinnwand gepostet, dass sie und Philip das heißeste Pärchen auf dem Ball sein werden. Er geht mit ihr zum Herbstball.«
Michele schloss die Augen und dachte an den Vorabend zurück, als Philip im Jahr 1934 ihr Lied gespielt hatte. Er würde nicht mit einem anderen Mädchen ausgehen, jetzt, da er mich wiedergefunden hat. Das würde er nicht tun.
»Ich weiß, das ist ätzend«, fuhr Caissie fort. »Aber … es ist wohl der Beweis, dass er wirklich nicht dein Philip ist. Denn nach dem, was du mir erzählt hast, wollte doch dein Philip immer nur mit dir zusammen sein. Er würde doch nicht in die Zukunft kommen, um seine Zeit dann damit zu verschwenden, mit anderen Mädchen auszugehen. Das ergibt keinen Sinn.«
»Ja …«, sagte Michele leise. »Aber … es ist etwas passiert. Gestern bin ich nach der Schule zum Osborne gefahren.« Sie lächelte Caissie verlegen an. »Ich weiß, du glaubst jetzt wahrscheinlich, ich werde zum Stalker. Aber ich musste einfach mit ihm reden. Ich trug den Schlüssel um den Hals und wurde in die Vergangenheit versetzt, ins Jahr 1934. Und er war da, Caissie. Ich sah ihn am Fenster, und er spielte Klavier, spielte unser Lied. Die beiden Philips sehen nicht nur gleich aus, sie tragen auch denselben Ring, und er lebt jetzt im selben Apartment, in dem mein Philip sein späteres Leben verbrachte. Wie könnten sie also nicht ein und dieselbe Person sein?«
Caissie starrte sie verwirrt an.
»Er hat mir etwas gegeben, das ich Philip zeigen soll, ein Lied. Er glaubt, es könnte ein Hinweis für ihn sein, der seiner Erinnerung auf die Sprünge hilft«, vertraute Michele ihrer Freundin an. »Ich muss nur noch den richtigen Zeitpunkt finden, um es ihm zu geben.«
»Das ist einfach nur … verrückt«, stellte Caissie fest. »Dein Philip glaubt also wirklich, dass er der neue Philip ist?«
»Nun, was ich ihm erzählt habe, hat ihn ziemlich überrascht, also kann er sich anscheinend nicht daran erinnern, in früheren Jahren in die Zukunft gereist zu sein. Aber trotzdem glaubte er, dass der neue Philip nur er selbst sein kann – oder eine andere Version von ihm. Ich meine, wie sonst ließe sich die Ähnlichkeit erklären, der Ring und das alles?«
Caissie schüttelte den Kopf. »Wirklich, zum ersten Mal in meinem Leben weiß ich keine Antwort.«
Es klingelte, und die beiden Mädchen eilten ins Schulgebäude. Michele fiel auf, dass die Wände neu dekoriert waren: Auf Plakaten wurden Motto und Veranstaltungsort für den Herbstball bekannt gegeben. Von Caissie hatte sie erfahren, dass das Planungskomitee diese Informationen traditionell bis zur letzten Minute geheim hielt, was am Tag vor dem Ball meistens für eine regelrechte Völkerwanderung zu den Geschäften auf der Fifth Avenue sorgten.
Werft euch für einen stilechten Herbstball aus dem Vergoldeten Zeitalter in euren feinsten Zwirn!
Die Worte sprangen Michele förmlich von den Plakaten entgegen. Den Mittelpunkt bildete ein Gibson Girl in Abendrobe, das mit einem Gentleman im gepflegten Anzug tanzte, während darunter der Schriftzug prangte: 19. November, 20.00 Uhr, Starlight-Roof-Ballsaal im Waldorf-Astoria Hotel.
Während Michele das Plakat betrachtete, konnte sie ein Kichern nicht unterdrücken. Das Motto war einfach zu ironisch. Genauso gut hätten sie Werbung für den Halloween-Ball von 1910 machen können, auf dem sie Philip kennengelernt hatte.
»Ich muss schon sagen, unsere Schule ist wohl als einzige überheblich genug, um sich den alten Geldadel als Motto auszusuchen«, hörte sie eine männliche Stimme scherzhaft hinter sich.
Michele drehte sich um und entdeckte Ben Archer.
»Tja, ein wildes Saufgelage wird das wohl nicht«, stimmte sie zu. »Hoffentlich kannst du Walzer tanzen. Wenn es ein richtig altmodischer Ball wird, kann ich dir aus gut unterrichteter Quelle verraten, dass nicht allzu viel Rock oder Hip-Hop gespielt werden wird.«
»Keine Sorge, auf der Tanzfläche mache ich immer eine gute Figur«, sagte Ben augenzwinkernd.
Doch als Michele Kaya und Philip zusammen in den Korridor einbiegen sah, gefror ihr das Lächeln auf den Lippen.
»Kommt, Leute. Wir sollten zum Unterricht«, sagte Caissie, die dem Blick ihrer Freundin gefolgt war.
Ben kam mit ihnen, und es ließ sich nicht vermeiden, dass sie Kaya und Philip begegneten, die vom anderen Ende des Gangs auf denselben Klassenraum zusteuerten. Philip blickte Michele in die Augen, und ausgerechnet in diesem Moment
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