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Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Titel: Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Monir
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schwieg Philip, und als er sprach, war seine Stimme von Staunen erfüllt. »Als ich jünger war, kurz nachdem du mich verlassen hast, habe ich ganze Tage damit zugebracht, von einem anderen Leben zu träumen, einem Leben mit dir. Ich habe mir vorgestellt, jemand anderes zu sein, jemand, der in deiner Zeit geboren wurde, damit wir richtig zusammen sein können, mit allem, was dieses Wort bedeutet. Glaubst du … glaubst du, ich könnte das tatsächlich wahr gemacht haben?«
    »Ich wünschte, wir könnten es irgendwie herausfinden. Gibt es etwas, irgendetwas, das ich dem neuen Philip als Hinweis geben kann? Etwas, das ihm dabei hilft, sich zu erinnern?«
    Philip dachte eine Weile nach. »Warte hier.« Er stieg durch das Fenster ins Zimmer, raffte ein paar Blätter Papier von seinem Flügel zusammen und kam wieder auf die Feuertreppe. »An diesem Lied habe ich gerade gearbeitet, als ich dich draußen sah. Bisher habe ich nur einen Refrain und eine Bridge, keine Strophe. Gib ihm diese Noten, dann könnt ihr das Lied zusammen vollenden. So kannst du ihn an uns erinnern und daran, wer er einmal war.« Er lächelte sie voller Gefühl an. »Schließlich haben wir uns beim Komponieren ineinander verliebt.«
    Bei seinen Worten zog sich Micheles Herz zusammen. Sie nahm die Notenblätter und drückte sie an sich. »Was ist, wenn dieser Philip kein Musiker ist?«
    Er grinste, und für einen kurzen Moment sah Michele wieder den Teenager in ihm. »Er wird einer sein. Es ist einfach unmöglich, dass irgendeine Version von mir ohne Musik überleben könnte.«
    Als Michele merkte, wie die Zeit an ihr zu zerren begann, griff sie nach seiner Hand. »Philip, ich glaube, ich werde zurückgeschickt, aber … ich liebe dich. In jedem Alter, in jedem Körper, in jeder Zeit … ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich, Michele!«, rief Philip, während er zusah, wie der Wind sie von der Feuertreppe trug. »Für immer.«
    Kurz darauf fand sie sich auf dem Gehweg vor dem Osborne wieder, im 21. Jahrhundert und umgeben von den vertrauten modernen Gerüchen und Bildern. Ihr Blick blieb am vorderen Fenster im ersten Stock hängen, das jetzt leer war. Und dann huschte eine Gestalt dahinter vor bei, der junge Philip Walker aus der Gegenwart.
    Michele wollte gerade in die Lobby laufen und die Treppen hinaufstürmen, um ihm die Notenblätter zu zeigen, als sie neben ihm eine weitere Person entdeckte: Kaya Morgan sah von einem Schulbuch auf und lachte über etwas, das er gerade gesagt hatte. Also war ihre Beziehung schon auf der Stufe des gemeinsamen Lernens angekommen. Das ging ja schnell.
    Michele kehrte dem Osborne den Rücken und machte sich auf den Nachhauseweg. Obwohl es ihr einen Stich versetzte, Philip mit Kaya zu sehen, fühlte sie sich nicht besiegt – wie sollte sie auch, mit den Notenblättern in ihren Händen und nach der unglaublichen Entdeckung, dass Philip nicht nur einen Weg zu ihr gefunden hatte, sondern sogar in dasselbe Apartment, in dem er Jahrzehnte zuvor gelebt hatte?

Die Gabe des Sehens bezeichnet die Fähigkeit gewöhnlicher Menschen, Geister und Zeitreisende zu sehen und mit ihnen zu interagieren. Menschen mit dieser Gabe bezeichnen sich auch als Meiden, und viele von ihnen glauben, sie würden Gespenster sehen. In Wahrheit aber sind diese Erscheinungen keine Gespenster, sondern Zeitreisende, die in der anderen Zeit noch nicht ihre volle Sichtbarkeit oder körperliche Gestalt angenommen haben.
    Wir konnten herausfinden, dass die Gabe des Sehens innerhalb einer Familie weitergegeben wird. Zum Zeitpunkt dieses Eintrags im Jahr 1880 deuten unsere Versuche darauf hin, dass in den Vereinigten Staaten fünf Prozent aller Familien diese Gabe besitzen. Das bedeutet, wir Hüter der Zeit müssen ständig wachsam sein. Unsere Taten in der Vergangenheit und Zukunft könnten beobachtet werden.
    – DAS HANDBUCH DER ZEITGESELLSCHAFT

4
    Dritter Tag
    A ls Michele am Freitagmorgen zur Berkshire High kam, wartete Caissie zwischen den Säulen vor dem Haupteingang auf sie. Sobald Michele sie eingeholt hatte, redeten beide gleichzeitig: »Ich muss dir was erzählen.«
    »Du zuerst.« Michele hatte den unbehaglichen Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Freundin bemerkt. »Ist alles okay?«
    »Mir geht’s gut. Es ist nur … na ja, weißt du noch, wie ich die unselige Entscheidung getroffen habe, Kaya bei Facebook als Freundin hinzuzufügen?« Verlegen rollte Caissie mit den Augen. »Tja, ich wollte, dass du es von mir erfährst, nicht durch den Flurfunk in

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