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Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Titel: Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Monir
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Großeltern das Zimmer verlassen hatten, kuschelte sie sich auf dem Sofa zusammen; ihr Herz hämmerte erwartungsvoll, als sie auf den Startknopf drückte.
    Das Band begann mit so viel Schnee und Rauschen, dass Michele einen furchtbaren Augenblick lang dachte, dass vielleicht überhaupt nichts anderes darauf wäre – doch dann erschien auf dem Vierzolldisplay das schöne Gesicht der jugendlichen Marion Windsor. Bei diesem Anblick zog sich Micheles Herz zusammen, und sie schlug sich die Hand aufs Herz. »Mom.«
    Sie sah so jung aus, fast jünger als Michele selbst. Marions kastanienbraune Haare waren zu einem Pferdeschwanz hochgebunden, der die Überschwänglichkeit ihrer Gesichtszüge betonte. Sie trug Jeans und ein rosa T-Shirt, und als sie sprach, klang ihre Stimme heller, als Michele sie je gehört hatte.
    »Los geht’s«, sagte ihre Mutter in die Kamera. »Er wartet schon.«
    Marion drehte die Kamera von sich weg und setzte das Windsor Mansion in Szene, während sie aufZehenspitzen aus dem Schlafzimmer und die große Treppe hinunterschlich. Ihre Taschenlampe war die einzige Beleuchtung in diesem Video.
    »Ich muss ganz leise sein«, flüsterte Marion hörbar in die Kamera, als sie die Grand Hall durchquerte und einem dunklen Korridor folgte. »Mom und Dad würden allen Ernstes eine Stecknadel fallen hören!«
    Lautlos öffnete sie die Tür zur Bibliothek und schlüpfte hindurch. Staunend beobachtete Michele, wie die junge Marion auf Zehenspitzen auf die verglaste Bücherwand am anderen Ende des Raums zuging und ihre Hände flach dagegen drückte. Das Regal schwang auf und offenbarte ein großes, klaffendes Loch.
    »O mein Gott«, schrie Michele auf. Was war das?
    Das Kamerabild fuhr näher heran, und Michele erkannte, dass das Loch in der Wand in Wirklichkeit ein dunkler, gemauerter Tunnel war, groß genug, um aufrecht darin stehen zu können. Zielstrebig kroch Marion hindurch und leuchtete mit der Taschenlampe voraus, bis ein zweiter Lichtstrahl auftauchte und Marion wie angewurzelt stehen blieb. »Schatz!«, rief sie mit aufgeregter Stimme.
    Er trat ins Licht, und Michele rang nach Luft. Es war ihr Vater.
    Irving Henry nahm Marion behutsam die Kamera aus der Hand und legte sie auf einem Mauervorsprung ab, ehe er die junge Frau in seine Arme zog. Klappernd fiel seine Taschenlampe zu Boden, als er Marion in die Luft hob.
    Micheles Augen füllten sich mit Tränen. Es war das erste Mal, dass sie ihre Eltern zusammen sah. Die Liebe, die sie auf diesem Display sehen konnte, war so stark und ihre Eltern wirkten so lebendig, dass es ihr vorkam, als wären sie wieder da.
    Michele starrte ihren Vater bewundernd an – sie konnte kaum glauben, dass sie tatsächlich ihn selbst sah, statt nur ein uraltes Foto anzustarren. Er trug seine beste Imitation eines 1990er-Outfits: ein Pearl-Jam-T-Shirt zu Bluejeans und Converse. Trotzdem erkannte Michele in ihm den vik torianischen jungen Mann, der er in Wirklichkeit war – von seiner korrekten Haltung bis hin zu der altmodischen Färbung seiner warmen Stimme, wenn er Marions Namen flüsterte.
    Eine Gänsehaut überlief Micheles Arme, während sie ihre Eltern auf dem Bildschirm miteinander flüstern und lachen sah. Marion schmiegte den Kopf an Irvings Schulter, und er legte schützend die Arme um sie. Michele konnte nicht genug davon bekommen, die beiden zusammen zu sehen. Ihr fiel auf, dass ihr Vater mit seinem seitlich gescheitelten, hellbraunen Haar, den hellen, blauen Augen und dem ernsthaften Lächeln wie eine jüngere Version des früheren Hollywoodstars Paul Newman aussah.
    Das ist mein Dad!, staunte Michele. Bis zu diesem Moment hatte sie sich nie eingestanden, wie viel Zeit ihres Lebens sie damit zugebracht hatte, sich einen Vater zu wünschen. Immer hatte sie sich danach gesehnt, ihn ihren Freundinnen als »Dad« vorzustellen und zu wissen, dass er für sie da wäre. Dass er ihr aufhelfen würde, wenn sie fiel, und sie am Tag ihrer Hochzeit zum Altar führen würde.
    »Ich wollte nur sichergehen, dass du weißt, worauf du dich einlässt.« Als Michele diese eindringlichen Worte von Irving hörte, richtete sie sich auf und sah genauer hin.
    »Natürlich weiß ich das«, antwortete Marion bestimmt. »Das alles hier brauche ich nicht – weder das Geld noch die Villa, überhaupt nichts von diesem Leben, wenn ich dafür nicht bei dir sein kann.«
    »Aber Marion«, sagte Irving zögerlich, »du kennst mich seit zwei Jahren. Was ist, wenn du jetzt mit allem und jedem brichst,

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