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Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Titel: Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Monir
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während sie in dem Korsett, das ihre Taille schmaler wirken lassen sollte, nur in flachen Zügen atmen konnte. Sehnsuchtsvoll dachte Michele an ihre Kindheit zurück, als sie noch anziehen konnte, was sie wollte. Es kam ihr vor, als sei das schon sehr lange her, so lange, dass sie sich kaum noch vor Augen rufen konnte, wie diese Kleidung ausgesehen hatte. Aber sie erinnerte sich daran, wie leicht sie sich gefühlt hatte, als sie in Baumwollstoffe gekleidet durch die Stadt gelaufen war, ohne all diese schweren Röcke, die sie erdrückten.
    »Du bist hier gefangen, nicht wahr?«
    Ihr Kopf fuhr hoch. Sie wusste, wer die Sprecherin war, noch bevor sie ihr Gesicht sah: Rebecca Windsor, deren dunkle, bösartige Augen sie im Dämmerlicht des Zimmers anfunkelten.
    »Ich habe versucht, deine dummen Großeltern davor zu warnen. Ein zweizeitiges Kind ist eine Ungeheuerlichkeit. Und die Natur gleicht ihre Fehler stets aus.« Rebecca pirschte vorwärts. In diesem Moment sah Michele das glänzende Messer in ihrer Tasche. Sie versuchte zu schreien, als Rebecca die Klinge hob, brachte aber keinen Ton heraus. Alles wurde schwarz.
    In kalten Schweiß gebadet und nach Luft ringend, erwachte Michele aus dem Albtraum. Beim Anblick ihres Schlafzimmers fand ihr Herzschlag allmählich sein normales Tempo wieder. Zitternd atmete sie aus. Erleichterung durchströmte sie, als sie sich umsah und feststellte, dass sie sich ganz sicher in ihrer richtigen Zeit befand. Es war nur ein Traum, aber das hier ist die Realität. Ich bin hier, wo ich hingehöre.
    Und doch konnte sie nicht anders als sich zu fragen, ob der Traum eine Warnung gewesen war. Die Erinnerung an dieses Gefühl, eine Gefangene in einer anderen Zeit zu sein, jagte ihr einen Schauer über den Köper. Der ganze Nervenkitzel des Zeitreisens war verflogen gewesen, und geblieben war nur hilflose Verzweiflung, als wäre sie ein verirrtes Kind, das den Weg nach Hause suchte.
    Sie traf Walter und Dorothy in der Grand Hall an, wo sie beisammensaßen und so taten, als würden sie sich unterhalten. Aber Michele wusste, dass sie auf sie gewartet hatten. Der siebte Tag nahte, und sie konnte die wachsende Angst in ihren Gesichtern lesen. »Bleib heute zu Hause«, bat Dorothy. »Dann hätten wir ein besseres Gefühl.«
    »Ihr müsst euch keine Sorgen machen, weil ich aus dem Haus gehe. Es ist ja nicht so, dass Rebecca hier weniger gefährlich wäre«, erklärte Michele.
    »Aber wir sind hier«, beharrte Dorothy.
    Michele drückte die Hand ihrer Großmutter. »Ich verspreche euch, dass ich vorsichtig bin. Aber es scheint mir fast sicherer, einfach mein normales Leben weiterzuleben. Wenn ich von Menschen umgeben bin, wird sie es zum Beispiel schwerer haben, an mich heranzukommen, als wenn wir drei zu Hause herumsitzen und warten.«
    Walter nickte. »Aber du kommst direkt nach der Schule nach Hause.«
    »Ich bin noch mit Lisa verabredet«, sagte sie. »Aber danach komme ich gleich nach Hause, versprochen.«
    ***
    Als Michele in die Schule kam, wartete Philip vor ihrem Spind auf sie, und allein sein Anblick genügte, um ihr vorübergehend alle Angst zu nehmen. Er sah aus wie eine Vi sion aus ihren Tagträumen – eine stille Freude lag in seinem Lächeln, als er sie kommen sah, und er lehnte an ihrem Spind, als wollte er der ganzen Welt zeigen, dass er auf Michele wartete. Aber das Erstaunlichste von allem war, dass er endlich in ihre Zeit gehörte. Er war wieder bei ihr – sie waren wieder zusammen, und dieses Wunder schien stark genug zu sein, um sie vor jeder Gefahr zu beschützen.
    »Hi«, begrüßte sie ihn und konnte nicht verhindern, dass ihr Lächeln immer breiter wurde. Er lächelte zurück. Erst zögerten beide und wussten nicht recht, was sie tun sollten, doch dann schloss er sie in die Arme und drückte sie fest an sich. Es war nur eine kurze Umarmung, aber seine Nähe spürte sie noch lange danach.
    Hinter sich hörte sie, wie jemand leise nach Luft schnappte, und als Philip und sie aufsahen, erblickten sie Kaya Morgan, die sich mit rotgeränderten Augen an ihnen vorbeidrängte.
    »Was ist passiert?«, fragte Michele leise.
    »Ich habe Schluss gemacht.« Betreten sah er Kaya hinterher. »Heute Morgen bin ich zu ihr nach Hause gegangen und habe mit ihr gesprochen. Nicht, dass da viel zu beenden gewesen wäre. Sie ist ein toller Mensch, aber wir haben nur zusammen rumgehangen. Es war nichts Ernstes. Ich mochte sie hauptsächlich, weil sie mich abgelenkt hat.«
    »Wovon?«
    »Von dir«,

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