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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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hielt ihn an die erste Kanone.
    Es gab eine bescheidene Explosion, ein Wölkchen schwarzen Rauchs, der Pfeil flog davon und landete hundert Meter vor dem ersten Trebuchet.
    »Jetzt mein Pulver und mein Pfeil.«
    Der Professor hielt den Stab an die zweite Kanone.
    Es gab eine laute Explosion und eine dichte Rauchwolke. Der  Pfeil landete etwa drei Meter neben einem Trebuchet. Er lag im Gras.
    Oliver schnaubte. »Ist das alles? Ihr werdet mir verzeihen, aber ich habe —«
    In diesem Augenblick schien der Pfeil zu explodieren und Flammen in alle Richtungen zu spucken. Das Trebuchet fing sofort Feuer, und Männer stürzten mit den Wassersäcken der Pferde herbei, um es zu löschen.
    »Ich verstehe…« sagte Lord Oliver.
    Doch das Wasser schien das Feuer eher noch zu verteilen und nicht zu löschen. Mit jedem neuen Guß loderten die Flammen höher, die Männer wichen verwirrt zurück. Am Ende mußten sie hilflos zusehen, wie das Trebuchet vor ihren Augen verbrannte. In wenigen Augenblicken war es nur noch ein Haufen  verkohlter, rauchender Trümmer.
    »Bei Gott, Edward und dem heiligen Georg«, sagte Oliver.
    Johnston verbeugte sich leicht und lächelte.
    »Ihr habt die doppelte Reichweite und einen Pfeil, der sich  selbst entzündet — wie?«
    »Das Pulver ist sehr fein gemahlen und deshalb viel explosiver. Die Pfeile sind bestrichen mit Öl, Schwefel und Ätzkalk, vermischt mit Werg. Jede Berührung mit Wasser entzündet die Mischung — hier ist es die Feuchtigkeit des Grases. Deshalb steht der Sand bereit, denn sollte auch nur eine winzige Spur davon auf meine Finger gelangen, würde sie wegen der Feuchtigkeit meiner Haut sofort zu brennen anfangen. Es ist eine sehr empfindliche Waffe, Mylord, und sehr heikel im Gebrauch.«
    Er wandte sich nun der dritten Schale zu, die neben Marek stand.
    »Nun, Mylord«, sagte Johnston und nahm einen Stecken in die Hand, »bitte ich Euch, genau darauf zu achten, was passiert.« Er tauchte den Stecken in die dritte Schale, so daß sich die Spitze mit der öligen, stinkenden Mischung überzog. Dann hielt er den Stecken in die Luft. »Wie Ihr seht, passiert nichts. Und es wird auch stunden-oder tagelang nichts passieren, bis…« Mit der theatralischen Geste eines Zauberers tauchte er den Stecken in ein kleines Gefäß mit Wasser.
    Die Spitze des Steckens zischte, fing an zu rauchen und loderte dann auf. Die Flammen waren von einer tief orangen Farbe.
    »Oh«, seufzte Oliver erfreut. »Ich muß einen Vorrat davon haben. Wie viele Männer braucht Ihr, um diese Substanz zu mahlen und herzustellen?«
    »Mylord, zwanzig genügen. Fünfzig wären besser.«
    »Ihr sollt fünfzig haben, oder auch mehr, wenn Ihr wollt«, sagte Oliver und rieb sich die Hände. »Wie schnell könnt Ihr sie herstellen?«
    »Die Herstellung ist nicht langwierig, Mylord«, erwiderte Johnston, »aber man darf sich auch nicht überhasten, denn es ist eine gefährliche Arbeit. Und ist die Substanz fertig, stellt sie
    innerhalb der Burg eine Gefahr dar, denn Arnaut wird Euch sicherlich mit Brandsätzen angreifen.«
    Oliver schnaubte. »Das ist mir gleichgültig, Magister. Macht Euch sofort an die Arbeit, und ich werde sie noch heute nacht benutzen.«
    In der Munitionskammer sah Marek zu, wie Johnston die Soldaten in Zehnerreihen aufstellte und jedem einen Mörser gab. Dann ging Johnston die Reihen entlang und blieb hier und dort stehen, um Anweisungen zu geben. Die Soldaten murrten über das, was sie »Küchenarbeit« nannten, aber Johnston sagte ihnen, daß es sich, in seinen Worten, um die »Kräuter des Krieges« handelte.
    Nach einigen Minuten kam Johnston zu Marek und setzte sich mit ihm in eine Ecke. Während sie den Soldaten bei der Arbeit zusahen, sagte Marek: »Hat Doniger dir gegenüber auch behauptet, daß man die Vergangenheit nicht ändern könne?«
    »Ja. Warum?«
    »Wie's aussieht, sind wir Oliver bei der Verteidigung seiner Burg eine große Hilfe. Diese Pfeile werden Arnaut zwingen, seine Belagerungsmaschinen zurückzuziehen — zu weit, um noch was ausrichten zu können. Keine Belagerungsmaschinen, kein Angriff auf die Festung. Und abwarten wird Arnaut kaum wollen. Seine Männer wollen schnell Beute machen – wie alle freien Kompanien. Wenn sie die Burg nicht gleich einnehmen  können, ziehen sie weiter.«
    »Ja, das stimmt…«
    »Aber wenn man den Geschichtsbüchern Glauben schenkt,  fällt die Burg an Arnaut.«
    »Ja«, sagte Johnston. »Aber nicht wegen der Belagerung. Sondern weil ein

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