Timeout Statt Burnout
zählen Einsamkeit, Angst, Trauer, Wut, Hass, Ohnmacht, Scham, Schuld, Trotz und Verachtung. Sobald eines dieser Gefühle in uns hochkommt, machen wir gerne andere Menschen dafür verantwortlich. So sind wir z. B. davon überzeugt, der Partner, die Schwiegermutter, der Chef, der ungeliebte Nachbar oder sonst jemand wäre der Verursacher unserer schlechten Stimmung. Wir glauben, es würde uns besser gehen, wenn der andere nicht so wäre, wie er ist.
Timeout-Tagebuch
Nehmen Sie sich Zeit, Ihre Gefühle zu reflektieren und beantworten Sie die folgenden Fragen:
Welche innere Stimmung herrscht überwiegend in mir vor?
Welches Gefühl lehne ich am stärksten ab?
Wie lenke ich mich ab, wenn ungeliebte Gefühle auftauchen?
Wen mache ich üblicherweise für meine ungeliebten Gefühle verantwortlich?
Welches Gefühl hätte ich gerne häufiger?
Wenn wir Bewusstheit in unser Fühlen bringen, fällt es uns leichter zu erkennen, dass andere Menschen nur deshalb unangenehme Gefühle in uns auslösen können, weil die unangenehmen Gefühle bereits in uns vorhanden sind. Die anderen Menschen drücken lediglich unsere »Knöpfe«.
John Gray illustriert dies an einem eindrücklichen Bild: »Stellen Sie sich vor, jemand streift Ihren Arm oder stößt Sie auf der Straße aus Versehen an. Es tut nicht besonders weh. Jetzt stellen Sie sich vor, Sie haben eine offene Wunde oder eine wunde Stelle, und jemand streift Sie dort oder stößt Sie an. Das tut weh. Genauso sind wir, wenn ungelöste Emotionen aus der Vergangenheitin unser Leben treten, besonders sind wir durch die normalen Reibereien einer Beziehung verletzlich.« 16
90 Prozent aller auftauchenden unangenehmen Gefühle bei Erwachsenen haben nichts mit der aktuellen Situation zu tun. Es handelt sich um unterdrückte Gefühle aus der Vergangenheit, die bei einer halbwegs passenden Gelegenheit zum Vorschein gekommen sind.
Aus den unterschiedlichsten Gründen haben wir in der Vergangenheit viele Gefühle nicht unmittelbar gelebt. Als Kinder wurden wir beispielsweise sanktioniert, wenn wir Gefühle zum Ausdruck brachten, die den Erwachsenen unangenehm waren. Insbesondere auf kindliche Äußerungen von Wut, Hass und Trotz reagierten sie, indem sie uns maßregelten. Zeigten wir Angst, Eifersucht oder Trauer, lenkten sie uns ab, nicht selten mit einer Süßigkeit. Mit der Zeit haben wir so gelernt, bestimmte Gefühle besser nicht zum Ausdruck zu bringen und je häufiger wir dies taten, desto perfekter gelang es uns.
Bald versuchten wir unsere Gefühle nicht nur vor anderen zu verbergen, wir wollten sie auch selbst nicht mehr haben. Und so wenden wir viel Kraft und Lebensenergie auf, um die ungeliebten Gefühle gar nicht erst fühlen zu müssen. Wir legen uns »ein dickes Fell zu« oder fressen alles in uns hinein. Beides geht zu Lasten unserer Leichtigkeit und Herzlichkeit und unser Körper reagiert mit Beschwerden und Krankheiten. Die Gefühle sind aber nicht wirklich verschwunden. Runtergeschluckt und in uns hineingefressen sind sie weiterhin lebendig. Sie nutzen jede Gelegenheit, um zum Vorschein zu kommen. Sobald eine aktuelle Situation eine ähnliche emotionale Qualitäthat wie die damalige Begebenheit, in der die Gefühle unterdrückt wurden, zeigen sie sich.
Wir selbst bekommen dies meist gar nicht so genau mit, wohl aber die Menschen, auf die das Ausbrechen unserer unterdrückten Gefühle abzielt. In unserer Reaktion sind wir ihnen gegenüber unangemessen reizbar, emotional aufgeladen und streitsüchtig. Je häufiger wir bestimmte Gefühle unterdrücken, je mächtiger entladen sie sich bei kleinsten Gelegenheiten. Manchmal geraten sie auch außer Kontrolle und wir lassen uns zu extremen Gefühlsausbrüchen hinreißen.
Es gibt einen Weg, mit dem wir diese Abwärtsspirale stoppen und langfristig umkehren können. Vermutlich ahnen Sie es schon: Der Weg heißt – wieder einmal – Achtsamkeit! Wir können lernen, unsere Gefühle mit Hilfe des inneren Beobachters zu erforschen. So ist es möglich, bereits in der jeweiligen Situation mitzubekommen, ob und wie stark eine Gefühlsempfindung aus der Vergangenheit heraus gespeist ist. Und wir können lernen, all unsere Gefühle willkommen zu heißen und bejahend anzunehmen.
Vielleicht fragen Sie sich, wie das denn gehen soll? Unangenehme Gefühle als solche erkennen, sie dann auch noch willkommen zu heißen und zum guten Schluss bejahend zu akzeptieren.
Diana und Michael Richardson haben ein ganzes Buch 17 zum Thema Gefühle
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