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Timm Thaler

Timm Thaler

Titel: Timm Thaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Krüss
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tuschelten und flüsterten miteinander und
    warteten ungeduldig darauf, daß das richtige Spiel endlich anfinge.
    Vorn in der zweiten Reihe saßen drei Leute still auf ihren Plätzen und dachten über ganz verschiedene Dinge nach. Die alte Frau
    Rickert ärgerte sich darüber, daß sie mit dem Vagabunden einer
    Meinung war. Sie hielt nichts von Vagabunden (obwohl sie sehr viel Geld an Bettler verschenkte). Sie hätte lieber dem König recht
    gegeben, weil er so ernst und so schön war.
    Herr Rickert, der an ihrer rechten Seite saß, versuchte, in dem
    schwachen Dämmerlicht Timms Gesicht zu erkennen. Aber nur ein
    kleiner dünner Lichtstrahl traf die Stirn des Jungen, die bleich wie das Gesicht des Königs war. Herr Rickert fürchtete, daß der Einfall seiner Mutter, die Marionettenbühne zu besuchen, nicht sehr
    glücklich war; denn tags zuvor hatte er Timm weinen sehen.
    Timm hatte nur einen Gedanken: Wenn jetzt nur niemand mit mir
    spricht! Es würgte ihn im Halse, als müsse er ersticken. Und immer wieder wie ein Kehrreim kehrten die letzten Zeilen des Vorspiels in seinem Gedächtnis wieder: „Das Lachen unterscheidet Mensch und
    Tier. Und man erkennt den Menschen stets daran, daß er zur rechten Stunde lachen kann… lachen kann… lachen…“
    Da ging der Vorhang wieder auf, und eine sehr blasse, sehr ernste Prinzessin, die aus einem Schloßfenster heraussah, zog die Augen
    und nach und nach auch die Gedanken Timms auf sich.
    Im Schloßgarten unter dem Fenster erschien jetzt der königliche
    Vater der Prinzessin. Als seine Tochter ihn sah, zog sie sich rasch und leise vom Fenster zurück.
    Seine Majestät, der König, ließ sich auf dem Rand eines
    Springbrunnens nieder und klagte dem Wasser und den Blumen sein
    Leid: daß er alle denkbaren Spaße und Spaßmacher bemüht habe, um
    seine Tochter zum Lachen zu bringen, aber leider, leider ohne
    Erfolg.
    Seufzend erhob der König sich wieder, und die Kinder im Saal
    waren jetzt mucksmäuschenstill.
    Seine Majestät wanderte im Schloßgarten auf und ab, jammerte
    über sich und über seine Tochter und blieb plötzlich stehen und rief:
    „Wenn doch jemand sie zum Lachen brächte! Ich gäbe ihm auf der
    Stelle die Prinzessin zur Frau und das halbe Königreich dazu!“
    In diesem Augenblick bog der Vagabund mit dem fremden
    traurigen König gerade in den Schloßgarten ein. Er hatte den
    verzweifelten Ausruf des königlichen Vaters gehört und rief ohne
    Umschweife: „Majestät, ich nehme Euch beim Wort! Wenn ich die
    Prinzessin zum Lachen bringe, bekomme ich sie zur Frau! Das halbe Königreich könnt ihr behalten; denn dieser Herr, der mich begleitet, wird mir sein ganzes geben.“
    Der König sah die beiden Wanderer, die ihm unfreiwillig
    zugehört hatten, verwundert an. Der blasse fremde König gefiel ihm besser als der rotwangige gesunde Vagabund. (Könige haben in
    solchen Dingen einen eigenen Geschmack.) Trotzdem hielt er sich an sein Wort und sagte: „Wenn es dir gelingt, Fremder, die Prinzessin zum Lachen zu bringen, wirst du ein Prinz und ihr Gemahl!“
    Das genügte dem Vagabunden. Er sprang davon und ließ die
    beiden Könige allein unter sich zurück.
    Dann fiel der Vorhang, und eine kurze Pause trat ein. Für die
    kleinen Zuschauer wurde es jetzt spannend. Würde die Prinzessin
    lachen?
    Timm Thaler hoffte insgeheim, daß sie ernst bleiben würde. Sie
    war ihm unter dem kurzen Spiel zu einer Schwester geworden, mit
    der er Hand in Hand einer lachenden Welt hätte Trotz bieten mögen.
    Aber Timm wußte zu gut, wie die meisten Märchen enden. Er
    wartete mit Beklemmung auf den Augenblick, da die Prinzessin
    lachen würde.
    Und leider brauchte Timm nicht lange zu warten. Als der
    Vorhang aufging, lehnte die Prinzessin wieder am Fenster, und die beiden Könige saßen auf dem Springbrunnenrand. Hinter der Bühne
    war Gesang und Gelächter zu hören, und plötzlich bog der Vagabund in den Schloßgarten ein. Er führte an einem goldenen Halsband
    einen Schwan mit sich. Ein dicker Mann hielt die rechte Hand an
    eine Schwanzfeder des Schwans, als sei sie daran festgeklebt. Mit der linken Hand zog er ein dünnes Männlein hinter sich her, und das zog wiederum eine alte Frau mit sich und die Frau einen Buben und der Bub ein Mädchen und das Mädchen einen Hund. Und alle
    schienen wie von Zaubergewalt aneinandergekettet zu sein. Auch
    sprangen und hüpften sie, wie von unsichtbaren Federn bewegt, auf und ab und hin und her. Und sie lachten, daß der Schloßgarten

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