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Timm Thaler

Timm Thaler

Titel: Timm Thaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Krüss
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Kapitän sich stumm und gehorsam
    ans Steuer stellte.
    Längsseits des Dampfers lag eine Barkasse der Reederei, die den
    Erben abholen sollte. Jonny turnte mit Timm auf dem Arm über
    Leitern und Treppen, als ob er ein Bündelchen Wäsche trüge.
    Direktor Grandizzi umsprang ihn dabei mit wehendem duftendem
    Spitzentaschentuch wie ein Pudel seinen Herrn.
    Übrigens sah Timm jetzt, daß der Direktor einen fast kahlen Kopf
    hatte. Nur zwei schwarze Haarsträhnen an den Seiten waren zu
    einem spitzen Dreieck nach vorn in die Stirn gekämmt. Sie gaben
    dem runden Gesicht eine Spur von Gefährlichkeit und
    Maskenhaftigkeit.
    In der Barkasse setzte der Steuermann den Jungen in die mit
    Kissen gepolsterte, heckwärts gelegene Ecke der umlaufenden Bank.
    Dabei flüsterte er ihm zu: „Du kriegst noch zwei Flaschen Rum von mir. Für die Wetten. Komm um acht Uhr zum Denkmal von
    Christoph Columbus. Aber allein. Und wenn du Hilfe brauchst,
    komm erst recht, verstanden?“
    Timm nickte nicht. Er sagte nur leise „hm“, denn er hatte
    inzwischen gelernt, vorsichtig zu sein.
    „Also dann viel Glück, mein Junge!“ dröhnte Jonny für die Ohren
    des Direktors. Dann gab er dem Jungen zum Abschied seine Pranke
    und kletterte wieder hinauf auf sein Schiff.
    Als die Barkasse vom Dampfer ablegte, duftete es wieder nach
    Nelken. Direktor Grandizzi hatte sich neben Timm gesetzt. Zwei
    feierlich gekleideten Herren, die bugwärts saßen, gab er durch
    Handzeichen zu verstehen, daß sie leise sein möchten. Die beiden
    nickten verständnisvoll, flüsterten miteinander und sahen dabei den Jungen mit unverhohlener Neugierde an.
    „Signore, ik werde Sie bringen in Ihre Hotel“, sagte jetzt halblaut der Direktor. „Dort Sie werden ruhen für eine Stunde, und dann die Reederei erwartet Sie zu eine kleine Empfang. Ist das gut?“
    Timm, der eben noch der Moses eines mittelgroßen Fracht-
    Passagier-Schiffes gewesen war, fand sich nun in der Rolle des
    umdienerten reichen Erben wieder. Aber da er sich auf der Jagd nach seinem Lachen schon in mancher Verstellung geübt hatte, blieb er
    gelassen. Was ihn erregte, war etwas ganz anderes: daß seine Jagd kein Ziel mehr hatte, daß sein Lachen gestorben war.
    Er nickte zu allem, was Direktor Grandizzi ihm vorschlug. Nur
    einmal, als der Direktor von einer Pressekonferenz um acht Uhr
    redete, schüttelte Timm den Kopf.
    „Ah, sie lieben Presse nikt, signore? Aber Zeitunge sind nitzlich, signore, sehr viel nitzlich!“
    „Ich weiß“, antwortete Timm. In der leicht sckwankenden
    Barkasse fühlte er sich jetzt wieder etwas kräftiger.
    „Wenn Sie sehen ein die Nitzlichkeit von Zeitungen warum Sie
    wollen dann keine Konferenze?“ bohrte Direktor Grandizzi.
    „Weil…“ Timm dachte fieberhaft über eine Ausrede nach.
    Endlich sagte er: „Weil das alles noch so neu für mich ist. Kann
    diese Konferenz nicht morgen sein?“
    „Gewiß, signore. Aber heute abend…“
    „Heute abend will ich mir allein die Stadt ansehen“, fuhr ihm
    Timm ins Wort. Das Dienern des Direktors verleitete förmlich dazu, den Herrn anzufahren. Aber Grandizzi ließ sich dadurch keineswegs beirren.
    „No, no, signore, niikt allein“, wehrte er ab. „Eine Detektive wird Sie jetzt immersu begleiten, weil Sie sind dok so reik, wissen Sie!“
    „Ich will aber allein durch die Stadt bummeln!“ rief Timm.
    Die feierlichen Herren am Bug sahen ihn bestürzt an. Einer
    balancierte in der schwankenden Barkasse auf ihn zu und fragte:
    „Kann ich behilflich sein? Übrigens: Pampini mein Name,
    Chefdolmetscher des Werkes.“ Offensichtlieh hatte er die
    Gelegenheit nur benutzt, um sich dem reichen Erben vorzustellen.
    Aber als er dem Jungen die Hand geben wollte, bog die Barkasse
    gerade scharf nach rechts ein. Er fiel Timm auf den Schoß, rappelte sich mit hundert Entschuldigungen wieder auf, fiel aber bei einer neuerliehen Kurve Direktor Grandizzi in den Schoß.
    Der Direktor brüllte mit rotem Kopf zuerst den Dolmetscher und
    dann den Steuermann der Barkasse an. Den einen nannte er einen
    Tolpatsch, den anderen einen Esel. Dann fiel ihm ein, daß der
    Steuermann kein Deutsch verstand, und er wiederholte den Fluch
    italienisch, wobei er mindestens fünfmal so lang wurde.
    Der Dolmetscher zog sich geduckt zur Bankecke am Bug zurück.
    Gleich darauf legte die Barkasse an den Stufen einer Mole an.
    Ein Chauffeur in blauem Anzug stand bereits da, die blaue Mütze
    ehrerbietig in der Hand. Von ihm sanft gezogen und vom

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