Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Timm Thaler

Timm Thaler

Titel: Timm Thaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Krüss
Vom Netzwerk:
Junge langsam auf dieses Auto zuging, erkannte er Jonny
    – ebenfalls verkleidet.
    Die Turmuhr hatte ausgeschlagen. Es war Mitternacht, „die
    schwarze Stunde der Straßenbahnen“. Timm öffnete den Schlag und
    setzte sich neben den Steuermann.
    Jonny sagte: „Entschuldigen Sie, ich bin bestellt. Nehmen Sie das nächste Taxi!“ Dabei sah er seinen Fahrgast nicht an, sondern ließ seine Augen suchend über den Markt wandern.
    „Besuche Schwan-Kleb-An. Gewinne, was die Prinzessin
    gewann“, erwiderte Timm halblaut.
    Jetzt fuhr Jonnys Kopf zur Seite: „Menschenskind, Timm, wie
    siehst du denn aus?“
    „Mein Zimmermädchen hat einen Verehrer bei der christlichen
    Seefahrt, Jonny!“
    „Ist jemand hinter dir her?“
    „Ich glaube nicht.“
    Das Auto fuhr zwischen einzelnen erleuchteten Schaufenstern
    zum Rödingsmarkt hinauf, bog dort scharf rechts ein und nahm
    Richtung auf das Hafenviertel.
    „Ist dir jemand auf den Fersen, Jonny?“
    „Könnte sein, Timm. Seit einer Stunde hab’ ich so ein Gefühl, als würde ich beschattet. Aber es ist nur so ein Gefühl, verstehst du?
    Einen bestimmten Wagen oder eine bestimmte Person, die mich
    verfolgen, konnte ich bis jetzt nicht ausmachen. Wir werden
    Seitenstraßen benutzen.“
    Neben dem Steuermann ließ Timms Erregung etwas nach. Er
    hatte sich diese Taxifahrt um Mitternacht viel dramatischer
    vorgestellt. Obwohl sie jetzt ständig durch geheimnisvolle dunkle Nebenstraßen fuhren, waren dies die ruhigsten Augenblicke eines
    Tages voller Hintertreppen.
    Jonny fuhr schnell, aber sicher. Manchmal warf er einen Blick in
    den Rückspiegel. Aber niemand schien ihnen zu folgen.
    Das Auto, das ihnen bald darauf ständig folgte, fuhr ohne Licht.
    Mehrere Male setzte Timm zu Fragen über Kreschimir an; aber
    Jonny fuhr ihm dazwischen: „Wart’s ab, bis du ihn siehst, Timm! Ich bitte dich darum.“
    „Darf ich dich etwas fragen, was nichts mit Kreschimir zu tun hat, Jonny?“
    „Was willst du wissen?“ (Sie fuhren jetzt bereits durch Altona.)
    „Woher wußtest du, daß der Baron und ich mit dem Flugzeug
    kamen?“
    Der Steuermann lachte. „Erinnerst du dich an einen Herrn namens
    Selek Bei?“
    „Na und ob!“
    „Der hat Verbindung mit uns aufgenommen und es uns mitgeteilt.
    Als euer Flugzeug kam, haben wir alle Taxis am Flugplatz
    wegengagiert. Ihr hättet gar kein anderes Taxi nehmen können als
    dieses. Gehört meinem Schwager.“
    „Aber woher wußtet ihr denn, daß wir ein Taxi nehmen? Wir
    fahren normalerweise mit den Wagen der Firma.“
    „Selek Bei wußte, daß ihr inkognito kommt, Timm. Nicht einmal
    die Firma sollte etwas von eurer Ankunft wissen. Die Idee, dem
    Baron deine Stiefmutter auf den Hals zu hetzen, kam auch von Selek Bei. Hat es was genützt?“
    „Nein, Jonny. Nichts hat genützt. Und wenn Kreschimir auch
    nicht helfen kann, dann…“
    „… dann will ich einen Besen fressen, Timm. Samt Stiel und
    Borsten. Aber red nicht mehr davon. Wart’s ab!“ (Sie waren jetzt
    nicht mehr weit von der Elbchaussee entfernt und Ovelgönne nahe.) Plötzlich lachte Jonny unvermittelt.
    „Was hast du denn?“
    „Ich muß an dein Geschäft mit dem Baron denken. Als du deine
    Aktien gegen eine Reederei getauscht hast. Hab’ natürlich sofort
    geschaltet und eine Reederei genannt, von der ich genau wußte, daß sie zu verkaufen ist. Hast du sie tatsächlich bekommen?“
    „Ich hab’ den Kaufvertrag in der Tasche, Steuermann.“
    „Alle Achtung, Timm! Der HHD ist ein Bombengeschäft! Wenn
    du einen Steuermann brauchst…“
    Jetzt fuhren sie in die Elbchaussee ein, und Jonny sah im
    Rückspiegel das Auto ohne Licht, das ihnen folgte.
    Er sagte dem Jungen nichts, erhöhte nur die Geschwindigkeit und
    schielte immer wieder in den Rückspiegel.
    Timm sagte etwas, aber Jonny hörte nicht hin. Er sah, daß auch
    das Auto hinter ihnen die Geschwindigkeit erhöhte und langsam
    näher kam.
    Die Bremsen quietschten wie Schweine unter dem
    Schlachtmesser. Jonnys Rechte bewahrte Timm davor, mit dem Kopf
    in die Windschutzscheibe zu stoßen. Das Taxi hatte hart gebremst.
    Das verdunkelte Auto schoß an ihnen vorbei. „Raus!“ brüllte Jonny.
    Schon hörte man weiter vorn das Aufschreien anderer Bremsen.
    Der Steuermann zerrte Timm hinter sich her. Über die Straße,
    eine steile, enge Stiege hinunter, in ein Gebüsch zur Rechten, über eine Mauer, in einen Bierkeller, auf der anderen Seite des Bierkellers wieder hinaus, abermals über eine Mauer und eine zweite,

Weitere Kostenlose Bücher