Tina und Tini 05 - Die geheimnisvolle Rumpelkammer
versaust du das gute Bild?“ fragte Tina fast empört.
„Nun schaut doch mal genauer hin! Fällt euch denn nichts auf?“
„Da ist was drunter“, sagte Tobbi unsicher.
„Na, endlich hat’s geklingelt! Und ob da was drunter ist! Im Zweifelsfalle Ölfarben, wie man sieht, wenn man nicht gerade blind ist“, Tini wurde ganz zappelig beim Anblick der verständnislosen Gesichter ihrer Freunde. „Und was glaubt ihr, versteckt sich hinter dem Bild? Denkt doch mal nach — na?“
„Ein Bild?“
„In der Tat — und was für ein Bild?“
Tina und Tobbi sahen sich an.
„Vermutlich ein sehr wertvolles Bild aus der Sammlung des Konsul von Stanner !“
„Ich muß mich setzen“, sagte Tina tonlos. „Du glaubst...“
„Ich glaube nicht nur, ich bin ganz sicher. Herr Piepenhahn , der Butler des Konsuls, hat sich von Herrn Kohnekamp und seinen Komplicen überreden lassen, die wertvolle Gemäldesammlung seines Brötchengebers um ein paar besonders wertvolle Stücke zu verringern. Und um die Sache zu vertuschen, hat er die Bilder einfach übermalt. So kann er sie ungehindert aus dem Haus schaffen, und die Herren Ölscheichs oder ihre Helfer können sie unbemerkt über die Grenze schmuggeln. Daß ich darauf nicht eher gekommen bin!“
„Tini, du bist ‘ne Wucht!“ sagte Tobbi bewundernd. „Aber wie bist du gerade heute darauf gekommen?“
„Durch einen puren Zufall. Ich habe im Museum einem Mann zugeschaut, der so ein altes wertvolles Bild von einer Übermalung befreite. Mein Glück war dabei, daß er eine kleine Flasche mit dem Rest der dazu nötigen Flüssigkeit wegwarf.“
„Eines verstehe ich nicht“, meinte Tina. „Wieso merkt der Konsul die Diebstähle nicht? Auch wenn er so selten hier ist, einmal muß es ihm doch auffallen. Oder glaubst du, daß er den ganzen Keller oder Dachboden voll solcher Schätze hat?“
„Nein, das wohl kaum.“
„He, mir fällt da was ein!“ Tobbi sprang auf und ging erregt im Zimmer auf und ab. „Hat Berni nicht gesagt, Herr Piepenhahn nähme seine Bilder immer wieder mit nach Hause, er würde nie etwas verkaufen? Und wir haben auch gesehen, daß er mit einem Bild im Rucksack zurückfuhr. Aber woher wissen wir, daß es dasselbe Bild ist, das er mit zurücknimmt? Es kann doch auch eine Kopie des gestohlenen Bildes sein!“
„Und wo bekommt er die so schnell her?“ fragte Tini zweifelnd. „So ein Gemälde kopiert man doch nicht in ein paar Stunden — und schon gar nicht in so kurzer Zeit wie Herr Piepenhahn bei Herrn Kohnekamp verbringt!“
„Nun — nehmen wir einmal an, es handelt sich da um ein ganzes Team, das zusammenarbeitet. Sie haben einen Maler darunter, der ein solches Bild kopieren kann. Herrn Piepenhahns Künste reichen dazu nicht aus. Also arrangiert man das so: Herr Piepenhahn bringt das echte Bild und nimmt die Kopie des Bildes wieder mit nach Hause, das er zwei Wochen früher gebracht hat. Später bekommt er das echte Bild noch einmal, um es zu übermalen“, meinte Tina.
„Nein, nein, nein!“ Tobbi hob abwehrend die Hände. „Das wäre doch viel zu umständlich! Überleg dir doch mal das Risiko, dabei erwischt zu werden. Er muß es irgendwie anders machen.“
„Was haltet ihr davon“, fragte Tini lauernd, „wenn wir unserem lieben Herrn Piepenhahn noch mal einen Besuch abstatten?“
„Keine schlechte Idee — heute nachmittag , wenn deine Mutter Besuch hat. Komm, wir rufen gleich Berni an.“ Tina sprang auf.
„Sollten wir nicht zuerst Konsul Stanner anrufen?“ meinte Tobbi . „Wir müssen ihm doch sagen, was wir entdeckt haben!“
„Jetzt schon? Ach was, erst wollen wir die Geschichte völlig aufgeklärt haben. Wenn Konsul Stanner erst Bescheid weiß, dann übergibt er den Fall der Polizei, und wir werden mit einem freundlichen ,Dankeschön’ abgeschoben. Kommt nicht in Frage!“
„Tini hat recht. Was soll schon groß passieren? Herr Kohnekamp und seine Komplizen fühlen sich doch vollkommen sicher. Sie werden immer so weitermachen. Vielleicht ist Herr Piepenhahn gerade dabei, das nächste Bild für seine reichen Ölscheichs zu präparieren.“
Gegen den energischen Einspruch der beiden Mädchen konnte Tobbi nichts ausrichten. So wurde zunächst einmal Berni von dem geplanten Unternehmen am Nachmittag unterrichtet.
Es dämmerte schon, als sie sich der Villa Konsul von Stanners näherten. Herbstnebel kroch über den Rasen und hing in Büschen und Bäumen.
„Wie in einem Krimi bei Sherlock Holmes“, meinte Tina.
Auf
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