Tina und Tini 05 - Die geheimnisvolle Rumpelkammer
Stück von dem Tuch ab, in das das Bild gewickelt gewesen war, und knebelte Berni.
„Pfui Teufel, haben Sie nicht was Sauberes da“, schimpfte Tobbi .
„Deinetwegen werd ich meine beste Seidenkrawatte nehmen“, höhnte der Boxertyp .
„Danke, dann ist mir der Lumpen da schon lieb...“, war alles, was Tobbi noch herausbringen konnte, dann war auch er geknebelt.
Nun sehen wir das Schauspiel doch wenigstens aus der Ehrenloge! fuhr es ihm durch den Kopf. Hoffentlich erschien Herr Kohnekamp bald und hatte das Bedürfnis, sich mit ihnen zu unterhalten, damit sie wenigstens diese ekelhaften Knebel loswurden. Wo wohl der Boxer so schnell hergekommen war? Vielleicht hatte er im Lager übernachtet? Hatte sie seelenruhig wie in eine Falle an sich vorbeispazieren lassen und ihnen dann den Fluchtweg abgeschnitten. Offenbar war er der Ansicht, sie hätten das Bild zurückholen wollen.
Der Orang-Utan hatte den Elektrokocher mit Wasser gefüllt und ging ins Lager hinüber. Tobbi versuchte, sich mit Berni per Augensprache zu verständigen, aber viel kam dabei nicht heraus, denn keiner wußte, ob der andere ihn wirklich verstanden hatte. Der Mann mit der Boxernase und den behaarten, tätowierten Armen kam zurück, in der Hand eine Dose Pulverkaffee und eine Tasse, die er aus der Auslage des Schaufensters genommen hatte. Tobbi las in Bernis Blick nacktes Entsetzen und mußte lachen. Die Tasse durfte — nach Bernis Blick zu urteilen — mindestens zweihundert Mark wert sein.
Jetzt drehte sich ein Schlüssel in der Ladentür. Die Vorstellung konnte beginnen.
„Kleine Überraschung für Sie, Boß. Sie haben Besuch bekommen.“
Kohnekamp watschelte herein und erstarrte. „Was soll das, bist du verrückt geworden? Was hast du mit den Jungen gemacht?“
„Na, was schon?“ blökte der Boxer. „Hab sie auf frischer Tat ertappt, als sie das Bild stehlen wollten!“
Kohnekamp fuhr überrascht herum und starrte erst Tobbi , dann Berni an. Beide schüttelten heftig die Köpfe.
„Hm, hmhm , hmhm , hm, hm!“ machte Tobbi und wies mit dem Kopf Richtung Schreibtisch.
„Was soll ich mit ihnen machen, Boß?“
Kohnekamp wußte offensichtlich vorerst überhaupt nicht, was er sagen sollte. Aber selbst wenn er es gewußt hätte, wäre er nicht mehr dazugekommen, denn schon näherten sich die nächsten Darsteller der Bühne.
„Soll ich sie abknallen?“ fragte der Boxer.
„Blödsinn!“ knurrte Kohnekamp , was Tobbi durch eifriges Nicken unterstrich. „Pst! Da kommen die Herren. Bring die beiden ins Lager, bis das Gespräch beendet ist.“
Während der Mann mit der Boxernase sich abmühte, die Knoten, die er so liebevoll festgezogen hatte, wieder aufzupulen , beugte Herr Kohnekamp sich unter den Schreibtisch, um das Bild hervorzuholen.
„Ha!“ schrie er auf und stieß sich vor Überraschung den Schädel an der Schreibtischplatte. Fassungslos starrte er Tobbi an. „Mach ihm den Knebel ab! Ich muß mit ihm reden — oh, guten Morgen, meine lieben Freunde!“ unterbrach er sich und war plötzlich die Liebenswürdigkeit in Person.
Die beiden Araber sahen auf die gefesselten Jungen und traten drohend auf Kohnekamp zu. Ein Schwall unverständlicher Worte prasselte auf den fetten kleinen Händler nieder. Der hielt — wie zur Abwehr — das Bild der „Lucia“ vor sich, als könne er damit die aufgebrachten Kunden besänftigen.
„Vorsicht! Sie haben das falsche Bild in der Hand, Herr Kohnekamp !“ rief Tobbi , der von seinem Knebel befreit worden war.
„Hä?“ machte Herr Kohnekamp verwirrt und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Jetzt zeigte sich, daß einer der beiden Araber sehr wohl Deutsch verstand.
„Das falsche Bild? Was soll das heißen?“ Er stürzte sich auf Herrn Kohnekamp , der eben das andere Bild unter dem Schreibtisch hervorzog.
„Geben Sie sich keine Mühe“, sagte Tobbi , „das ist auch eine Kopie. Er will Sie reinlegen!“ rief er dem Araber zu.
„Was heißt hier reinlegen, du hast mich reingelegt, verdammter Bengel, du und die beiden Mädchen! Aber das werdet ihr mir büßen! Ich werde euch...“
„Zu spät, Kohnekamp . Büßen werden Sie! Sie sind verhaftet!“ kam eine Stimme von der Tür her.
Der kleine Raum füllte sich. Hinter dem Inspektor und einem Polizisten erschienen Konsul Stanner mit Tina und Tini und schließlich Frau Paulsen.
„Höchste Zeit, daß ihr kommt“, seufzte Tobbi erleichtert, „ich fing gerade an, es ungemütlich zu finden.“
Tina und Tini befreiten
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