Tina und Tini 09 - Geisterstimmen im Park
bereits oben im Baum saß. „Gib mir bitte mal den Korb rauf.“
„Da. He — war das nicht das Telefon? Das ist bestimmt Mutti, die vergessen hat, uns etwas zu sagen. Vielleicht sollen wir einkaufen gehen. Wartet, ich laufe schnell!“
Tina rannte ins Haus und kam bald darauf mit strahlendem Gesicht zurück.
„Es war tatsächlich Mutti. Stellt euch vor, was für eine gute Nachricht sie hatte. Der Doktor muß heute zu einem Gerichtstermin in die Stadt, und die Praxis bleibt geschlossen. Mutti kommt gleich nach Hause und hat den ganzen Tag freibekommen — als Ausgleich für den gestrigen Abend! Sie will mit uns einen Ausflug machen!“
„Hurra!“ jubelte Tobbi. „Das wurde auch mal Zeit!“
„Aber was wird aus den Kirschen?“ fragte Tini.
„Die müssen vorher geerntet werden. Mutti hilft uns dabei. Los, laßt uns schnell machen, um so eher sind wir fertig. Bis Mutti kommt, können wir schon einen großen Teil gepflückt haben.“
„Klar. Die wird Augen machen!“
Tina, Tini und Tobbi arbeiteten um die Wette. Die Finger flogen nur so durch die Zweige, die Körbe füllten sich immer schneller, und als die Mutter kurze Zeit später erschien, war der halbe Baum bereits abgeerntet.
Mit Frau Greilings Hilfe hatten sie in einer weiteren Stunde alles geschafft.
„Schafft ihr die Körbe hinein, ich bereite uns inzwischen einen Picknick-Korb vor. Und packt eure Badesachen ein. In zwanzig Minuten können wir fahren.“
„Hast du schon ein bestimmtes Ziel, Mutti?“ erkundigte sich Tina.
„O ja“, Frau Greiling lächelte geheimnisvoll, „aber ich verrate es nicht. Laßt euch überraschen.“
Eine halbe Stunde später rollten sie in Frau Greilings kleinem Wagen den Bergen entgegen. Eine kurze Strecke legten sie auf der Autobahn zurück, dann bogen sie ab und fuhren auf romantischen kleinen Nebenstraßen weiter, unter dichtbelaubten Alleebäumen, inmitten blühender Wiesen und reifender Kornfelder.
Durch Bauerndörfer ging die Fahrt, an blühenden Gärten und buntbemalten Häusern vorbei. Auf den kunstvoll geschnitzten Holzbalkons blühten Geranien in allen Tönen von Rosa und Rot. Tina und Tini konnten sich gar nicht satt sehen.
Jetzt ging es in die Berge hinauf. In scharfen Kurven schlängelte sich die Straße nach oben, und bald lag das ganze Tal wie eine Spielzeuglandschaft unter ihnen.
Frau Greiling bog in einen Waldweg ein, durchquerte ein Tannenwäldchen und parkte den Wagen seitlich vom Weg.
„Von hier ab müssen wir ein Stück laufen, dann kommen wir an einen herrlichen Picknickplatz. Nimmst du den Korb, Tobbi? Ich hole die Decke aus dem Kofferraum.“
„Hm, wie das hier duftet!“ Tina reckte sich genießerisch. „Nach Wiesenkräutern und Tannen! Es prickelt richtig in der Nase!“
„Fast so schön wie frische Meeresluft“, schwärmte Tini. „Schau mal in die Tannen hinauf, wie die sich im Wind wiegen! Man wird ganz betrunken davon!“
„Tatsächlich! Wenn man eine Weile hinschaut, dann meint man selbst zu schwanken!“
„Schwankt nur ruhig weiter“, rief Tobbi. „Mutti und ich holen euch auf dem Rückweg wieder ab. Hoffentlich können wir euch dann noch von den Tannen unterscheiden!“
„He, da will einer mal wieder das ganze Picknick für sich allein haben! Los, Tini — wer zuerst am Rastplatz ist! Hier lang, Mutti?“
„Ja, immer dem Weg nach. Bis ihr an eine geschützte Lichtung kommt mit einem weiten Blick ins Tal und über die Berge. Ihr könnt die Stelle nicht verfehlen.“
Tina und Tini rannten los. Aber bald verlangsamte sich ihr Tempo, zu steil führte der Weg bergauf. Tobbi lachte spöttisch, als er die beiden Mädchen schnaufend an einem Baum lehnen sah.
Wenige Meter weiter führte der Weg in einer scharfen Kurve um einen Felsvorsprung herum. Dahinter lag eine kleine Kiefernschonung, dicht mit Heidekraut bewachsen lag sie in der Sonne wie ein verstecktes Nest. Unterhalb des Weges fiel der Berg steil ab. Über die Tannenwipfel hinweg sah man ins Tal hinunter — und weiter bis ins nächste und übernächste Tal. Und vor ihnen, hinter der gegenüberliegenden Seite der Hügel, erhoben sich in der Ferne schneebedeckte Berggipfel.
„Mutti! Ist das toll hier!“
„Super!“ Tina seufzte andächtig.
„Man fühlt sich wie in einer Kirche. In einer von diesen riesig hohen“, meinte Tini. „Da ist es genauso — so geheimnisvoll still. Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll.“
„Ich verstehe schon, was du meinst“, sagte Frau Greiling
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