Tina und Tini 10 - Tina und Tini und die spanischen Zwillinge
Glasgow, in der St.-Mungo-Kathedrale, im Museum, das im ältesten Haus der Stadt untergebracht war und vieles enthielt, was die Kinder sonst brennend interessiert hätte, auf den Straßen und Plätzen, die sie durchwanderten, hatte nur ein Gedanke in ihren Köpfen Platz: wie sie Maria und Isabella so schnell wie möglich aus der Gewalt der Señora Pichòn befreien könnten.
Die Nasen tief in die Reiseführer gesteckt, unterhielten sie sich flüsternd über dieses Problem. Und während die Augen über alte Mauern, Skulpturen oder Altarbilder wanderten, sahen sie doch nichts anderes vor sich als die unglücklichen Gesichter der Zwillinge.
Nicht einmal das Mittagessen konnte sie von ihren Grübeleien ablenken. Dabei waren die Steaks wirklich saftig und die Auswahl an leckeren Süßspeisen war imponierend. Herr Greiling würzte die Mahlzeit mit einem Dutzend alter Schottenwitze, aber Tina, Tini und Tobbi lachten nur höflich. Hätte man sie gefragt, was er ihnen erzählt hatte, sie hätten es nicht sagen können.
„Meint ihr nicht, wir sollten mit den Eltern darüber reden“, flüsterte Tina, als sie nach dem Essen den Bus bestiegen um eine Rundfahrt über Land zu machen.
„Ich weiß nicht. Vielleicht sollten wir damit noch warten“, meinte Tobbi . „Auf jeden Fall müssen wir vorher mit Maria und Isabella sprechen.“
„ Tobbi hat Recht“, sagte Tini. „Wir sollten nichts unternehmen, bevor wir mit den beiden nicht in Ruhe gesprochen haben. Wir müssen unbedingt versuchen, sie heute in ihrer Kabine zu besuchen, sobald wir wieder auf dem Schiff sind. Und wenn es sein muss, probieren wir es nachts.“
„Hoffentlich schließt Señora Pichòn die beiden nicht ein. Dann müssen wir uns mit Briefen verständigen, die wir unter der Tür durchschieben“, überlegte Tina. „Irgendetwas wird uns schon einfallen. Schließlich sind Isabella und Maria auch nicht auf den Kopf gefallen.“
„Das kannst du laut sagen!“, platzte Tobbi heraus. „Wie geschickt mir Isabella den Zettel zugespielt hat! Ich habe überhaupt nichts gemerkt — plötzlich hatte ich ihn in der Hand. Der reinste Taschenspielertrick!“
„Ja, Not macht erfinderisch. Da sieht man’s mal wieder.“
„Das würde uns genauso gehen. Wenn ich mir überlege, ich wäre in der Situation“, Tini rieb sich nachdenklich die Nasenspitze, „also, mir würde eine Menge einfallen.“
„Kein Zweifel!“ Tobbi verzog spöttisch die Mundwinkel. „Du hättest Señora Pichòn schon längst aus dem Hause geekelt. Bei deiner Fantasie...“
„Kinder, ist es hier nicht himmlisch?“ Frau Greiling drehte sich zu ihnen um und zeigte aus dem Fenster. „Der See dort drüben — die Spiegelung des Himmels und der Wolken! Zauberhaft, nicht wahr?“
„Ja, Mutti, wirklich, ich bin ganz sprachlos, so schön ist es hier“, sagte Tina mit schlechtem Gewissen. „Hier möchte ich gern mal meine Ferien verbringen. Seht mal, die Schafherde da drüben!“
„Die liefern die Wolle für die zahlreichen Pullover und Schottenstoffe, die deine Mutter zweifellos noch kaufen wird“, neckte Herr Greiling seine Frau. „Hm. Hier Schlossherr zu sein, das würde mir auch gefallen!“
„Oh bitte, tu’s doch, Vati! Kauf einen alten schottischen Herrensitz mit einem großen Kamin in der Halle und vielen Pferden im Stall. Dann darf Tini immer bei uns wohnen — und Maria und Isabella dürfen auch, damit es nicht zu einsam wird!“, schwärmte Tobbi .
„Und wir engagieren Señora Pichòn als Hauslehrerin!“, sagte Herr Greiling lachend.
„Nie! Niemals! Kommt nicht in Frage!“, riefen die drei durcheinander. „Das kannst du uns nicht antun! Dann lieber kein Schloss in Schottland.“
„Als sie gegen Abend auf die Lucia zurückkehrten, waren Señora Pichòn und die Zwillinge bereits zurück. Da der Swimmingpool verwaist war — die meisten Passagiere waren noch an Land —, durften die beiden Mädchen eine halbe Stunde schwimmen. Aber als Tina, Tini und Tobbi dann in Badesachen ebenfalls am Swimmingpool erschienen, waren die Spanierinnen schon wieder gegangen.
„Mist!“, schimpfte Tina. „Nun bekommen wir sie sicher den ganzen Abend nicht mehr zu Gesicht.“
„Es wird dringend Zeit, dass wir Señora Pichòns Regiment ein Ende machen!“ Tobbi schlug wütend auf das Wasser, dass es hoch aufspritzte. „Wenn man nur wüsste, was sie als Nächstes anstellt, damit man sie auf frischer Tat ertappen könnte!“
„Ja, wenn man das wüsste...“
Eine Weile tummelten sie
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