Tina und Tini 11 - Tina und Tina und der unheimliche Strandwaechter
Sie haben ihre Taschenlampen mit den Händen abgedeckt und immer nur kurz aufflammen lassen.“
„Das stimmt. Sonst hätte man mehr gesehen. Du lieber Himmel, Tini — glaubst du, es sind...“
„Verbrecher? Eine Räuberbande? N-nein...“, antwortete Tini zögernd. „Der Gedanke kommt mir irgendwie blödsinnig vor. Die schweren Stiefel... Sie machten eher den Eindruck von Fischern... oder Soldaten. Soldaten bei einer Nachtübung.“
„Fischer auf dem Weg zu ihren Booten! Vielleicht fahren sie schon vor dem Morgengrauen aufs Meer hinaus?“
„Möglich. Nur, bis zum Morgengrauen ist es noch ziemlich lang. Und dort, wo sie hingegangen sind, gibt es keinen Hafen und keine Boote.“
„Bist du sicher?“
„Nun, fast sicher“, sagte Tini. „Aber wir können ja mal einen Spaziergang in die Richtung machen und sehen, was es da gibt.“
„Psst! Hör doch mal! Da ist es wieder...“
„Komm!“ Tini hüllte sich in ihre Decke und schlich zum Fenster. „He! Sie kommen zurück!“ Leise öffnete sie das Fenster. Neben ihr erschien Tina, ebenfalls in eine Decke gewickelt.
„Sie flüstern. Kannst du sie sehen?“
„Ich sehe nur Schatten. Ich habe den Eindruck, als wären es jetzt mehr geworden als vorhin.“
„Nein, sie sind nur... nur irgendwie kleiner.“
„Kleiner? Das gibt’s doch nicht!“, flüsterte Tini. „Nein, sie schleppen etwas —Säcke oder Kisten!“
„Hast du gehört?“, fragte Tina aufgeregt. „Da hat was geklirrt!“
„ Pssst !“
Unten am Strand hörte man jemanden leise fluchen. Es gab eine kurze Auseinandersetzung, ein erregtes Murmeln, doch Worte waren nicht zu verstehen.
„Ich möchte zu gern wissen, was die da unten treiben und wer das ist!“, wisperte Tini.
Da flammte für Sekunden eine Taschenlampe auf.
„Licht aus!“, zischte eine Stimme.
Tina und Tini hielten den Atem an. Für den Bruchteil eines Augenblicks hatten sie im schwachen Lichtschein der Lampe ein Gesicht gesehen und sofort erkannt — das Gesicht des grimmigen Strandwächters.
Die Männer verschwanden im Dunkel der Nacht. Stille lag über dem Strand. Auf dem Meer draußen entfernte sich tuckernd ein Fischkutter.
„Die Vorstellung ist vorbei“, sagte Tini. „Komm, gehen wir schlafen. Heute Nacht werden wir das Rätsel sowieso nicht mehr lösen.“
„Nein, sicher nicht. Menschenskind, Tobbi wird staunen, wenn wir ihm von unserer nächtlichen Beobachtung berichten!“
Fröhliche Handwerker
„Alle Achtung, das sieht ja aus, als hätte es unser Meister gemalt!“, lobte Gerhard, als Tini ihm das sauber gestrichene Fenster vorführte.
Tini strahlte.
„Und meins? Ist das etwa nicht so schön?“, fragte Tina.
„Es ist sogar ausgezeichnet. Nur das Glas hast du ein wenig mitgestrichen, siehst du, hier. Versuch die Farbe vorsichtig mit einem sauberen Tuch zu entfernen. Wenn es schmiert, nimm Terpentin zu Hilfe.“
„Mach ich.“
„Und du, Sportsfreund? Was macht die Tür? Oh, sehr gut, aber pass auf, dass du die Farbe nicht zu dick aufträgst.“
Gerhard begutachtete Tobbis Werk, dann trat er ans Fenster und schaute aufs Meer hinaus.
Tina gab Tini ein Zeichen.
„Gerhard, wir wollten dich was fragen“, begann Tini. Sie stellte den Pinsel zurück in den Topf und trat neben den Malergesellen. „Wir haben heute Nacht hier unten am Strand eine merkwürdige Männergesellschaft gesehen. Sie kamen vom Dorf und gingen dann dort hinüber. Eine halbe Stunde später kamen sie zurück. Sie schienen etwas Schweres zu schleppen. Hast du eine Ahnung, wer das war?“
Gerhard hatte sich bei Tinis Worten abrupt zu ihr umgedreht und ihr mit weit aufgerissenen Augen zugehört. Jetzt wandte er sich ab und schaute gleichgültig auf den Strand hinunter.
„Keine Ahnung“, murmelte er. „Wer soll das gewesen sein?“
„Das wollten wir eben von dir wissen“, sagte Tina lauernd. Ihr war die Überraschung in Gerhards Gesicht nicht entgangen.
„Woher soll ich das wissen? Ich pflege um die Zeit zu schlafen. Außerdem wohne ich am anderen Ende des Dorfes, wie soll ich wissen, wer hier nachts spazieren geht?“
„Also, Spaziergänger waren das sicher nicht“, bemerkte Tini. „Die verhalten sich anders.“
„Ich weiß nicht, was ihr daran so interessant findet“, wehrte Gerhard ab. „Ein paar Männer wandern nachts am Strand entlang. Vielleicht kamen sie aus der Kneipe, vielleicht waren’s ein paar Tramper, ein paar Obdachlose, was weiß ich. Lasst sie doch, wenn es ihnen Spaß macht. Seid froh,
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