Tina und Tini 11 - Tina und Tina und der unheimliche Strandwaechter
dass ihr in euren schönen warmen Betten liegen könnt.“ Tina, Tini und Tobbi warfen sich einen bedeutungsvollen Blick zu. Es war offensichtlich, dass Gerhard mehr wusste, als er zugab. Aber ebenso klar war auch, dass er kein Wort mehr sagen würde, als er bis jetzt gesagt hatte.
„Na ja, so wichtig ist es ja auch nicht“, sagte Tini beiläufig. „War nur eine Frage.“
„Was meinst du, sollen wir die Decke farbig oder weiß streichen?“, wechselte Tina das Thema. „Das Muster der Tapete ist lindgrün, gelb und zart orange. Wir dachten daran, die Decke vielleicht gelb zu streichen?“
„Das sieht bestimmt hübsch aus, ja. Würde ich machen. Sagt mir Bescheid, wenn ihr so weit seid, ich helfe euch dann, die Farbe zu mischen. Ich muss jetzt zurück an meine Arbeit. Bis später!“
„Er weiß was!“, platzte Tina heraus, als sich Gerhards Schritte auf der Treppe entfernten.
„Ja, es war ihm nicht besonders angenehm, dass ich ihn danach fragte“, meinte Tini. „Wir müssen der Sache auf den Grund gehen!“
„Warum habt ihr mich nicht geweckt!“, sagte Tobbi verärgert. „Vielleicht hätte ich verstehen können, was sie reden. Oder ich wäre ihnen nachgegangen!“
„Das hättest du sicher genauso wenig getan wie wir. Schließlich konnten es ja wirklich harmlose Nachtschwärmer sein, oder?“
„Nächste Nacht werde ich aufpassen, darauf könnt ihr Gift nehmen. Ich lasse mein Fenster weit offen, dann höre ich sie bestimmt.“
„Wenn sie überhaupt wiederkommen“, meinte Tini. „Denn wenn die jede Nacht hier vorbeipilgerten, hätte Tante Ella sicher längst etwas gemerkt. Auch wenn ihr Zimmer nach der anderen Seite raus liegt.“
„Also können wir die Sache ruhig vergessen, meinst du?“ In Tinas Stimme schwang leises Bedauern mit.
„Nun, das nicht gerade, wir werden auf jeden Fall Augen und Ohren offen halten. Aber ich glaube nicht, dass sie noch einmal kommen, während wir hier sind.“
„Ist auch besser so. Wenn wir jetzt in ein Abenteuer reinschlittern, wird dein Zimmer nie fertig — geschweige denn all die Dinge, die wir uns noch vorgenommen haben. Konzentrieren wir uns lieber auf unsere Arbeit“, sagte Tobbi.
Tina und Tini hoben das nächste Fenster aus seiner Verankerung und legten es auf den Arbeitstisch. Bald waren sie wieder ganz in das komplizierte Unternehmen vertieft, die schmalen Sprossen sauber und gleichmäßig mit weißer Lackfarbe zu streichen, ohne mit dem Pinsel auf die Glasscheiben zu rutschen.
Aber vergessen konnten sie das nächtliche Abenteuer doch nicht. Vor allem Tinas Fantasie ging die ungewöhnlichsten Wege um eine Erklärung für die stumme Prozession am Strand zu finden. Und als sie später unten in der Halle dem Klempner und seinem Gesellen begegneten, brachte sie das Gespräch sehr bald auf das Thema, das sie so beschäftigte.
„Gibt es eigentlich westlich von Seebrook noch einen Hafen?“, erkundigte sie sich.
„In der Nähe? Nein, der Nächste ist gut dreißig Kilometer weit entfernt. Dazwischen liegen nur zwei kleine Badeorte, da kannst du allenfalls ein Ruderboot mieten. Warum, genügt dir unser Hafen hier nicht?“, fragte der Klempner grinsend. „Ist dir nicht vornehm genug, wie?“
„Unsinn, ich hab nur gedacht, da drüben gibt es vielleicht noch einen anderen Fischereihafen.“
„Wie kommst du denn darauf?“ Der Klempner warf ihr einen misstrauischen Blick zu.
„Ich habe nachts Männer gesehen, die dorthin gingen. Männer mit schweren Stiefeln. Ich dachte, es wären Fischer, die aufs Meer hinauswollten.“
„Männer am Strand? Hier vorm Haus? Das hast du geträumt!“
Hinter dem Klempner tauchten zwei weitere Arbeiter auf, der eine war Maurer, der andere gehörte zu den Malern.
„Aber nein, ich habe es genau gehört, sie gingen am Strand entlang nach Westen. Nach ungefähr einer halben Stunde kamen sie zurück.“
Der Klempner schüttelte unwillig den Kopf.
„Was willst du denn im Stockfinstern gesehen haben? Das war das Meer, die Wellen, die an den Strand rollen. Da meint man öfter, es wären Stimmen oder Schritte. Kieselsteine rollen aufeinander, der Sand knirscht. Wenn du erst einmal eine Weile hier bist, wirst du dich daran gewöhnen.“
„Aber ich habe sie gesehen!“, beharrte Tina. „Zugegeben, nicht richtig deutlich, nur die Umrisse, ein paar flackernde Lichter, Stiefelspitzen, aber ich bin mir ganz sicher, dass es Männer waren!“
Die Arbeiter warfen sich einen raschen Blick zu. Dann trat der Maurer vor, ein
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