Tina und Tini 11 - Tina und Tina und der unheimliche Strandwaechter
dagegen die schlanken Segeljachten betrachtete, die auf der anderen Seite leicht in den Wellen schaukelten und ihre Masten träge hin- und herbewegten, sich zueinander neigten und wieder entfernten, als erzählten sie sich von ihren Abenteuern im Sommer. Möwenschwärme warteten kreischend auf die Abfälle, die von den eben eingelaufenen Kuttern ins Wasser gekippt wurden. Eine scheußliche Brühe war das. Tobbi schauderte bei dem Gedanken, er müsste hier ein unfreiwilliges Bad nehmen.
Ganz am Ende des kleinen Hafens lag das Fährschiff, das einmal am Tag zu den Inseln hinüberfuhr. Und daneben hatte ein kleiner Frachtdampfer festgemacht, dem man die vielen Schiffsjahre in Sturm und Wellen ansah. Der braucht dringend etwas Farbe !, dachte Tobbi gerade, als sein Blick auf den Namen des Schiffes fiel. Luise III stand, da. Die Schrift war vom Salzwasser gebleicht und abgeblättert, aber deutlich lesbar. Luise III! Tobbi blieb interessiert stehen und betrachtete das Schiff genauer.
Es schien niemand an Bord zu sein. Fässer und Kisten waren mit Planen abgedeckt, ein paar aufgerollte Taue lagen herum und am Heck stand ein leerer Käfig, in dem man wohl Schafe oder Schweine transportiert hatte. Es gab nichts Auffälliges an dem kleinen Frachter, aber eins machte Tobbi stutzig: der übermäßig große und moderne Ladekran an Bord der Luise III. Wozu brauchte ein so kleines Schiff einen so gewaltigen Kran?
Hinter Tobbi tauchten jetzt Tina und Tini auf, im Arm das in dicke Schichten Zeitungspapier gewickelte Paket mit den Krabben.
„Na, hast du was entdeckt?“, fragte Tina neugierig’
„Hm, was haltet ihr zum Beispiel davon?“ Tobbi deutete auf den Namen des Frachters.
„Ist es das?“
„Quatsch, das Boot, das an der alten Mole lag, war doch viel kleiner! Immerhin ist die Namensgleichheit bemerkenswert...“
„...und überhaupt nicht erstaunlich, wenn du das hier siehst!“, sagte Tini und zeigte auf etwas, das am Bug des Frachters unter einer Plane verborgen lag.
„Was ist das?“, fragte Tina.
„Ein Außenbordmotor. Und wenn du genau hinschaust, siehst du, dass dieser Motor an einem Boot sitzt, einem gut verpackten, schnellen kleinen Boot.“
„Natürlich, das ist es! Und den Kran brauchen sie, um das Boot ins Wasser zu hieven!“
Vom Hafenplatz her kam ein Mann, der dem Strandwächter wie aus dem Gesicht geschnitten schien. Die Schirmmütze hatte er weit in den Nacken geschoben, zwischen den grimmig zusammengepressten Lippen hielt er einen kalten Zigarrenstummel.
„Ist was?“, fragte der Mann misstrauisch.
„Nein, nein“, sagte Tini freundlich. „Wir haben uns nur gerade darüber unterhalten, ob dies auch ein Fischerboot ist. Wissen Sie, wir verstehen nichts davon, wir kommen aus der Stadt.“
„Das ist kein Fischerboot. Das ist ein Frachter!“, brummte der Mann und sprang mit einem Satz an Bord. „Und das daneben ist ein Fährschiff, das solltet ihr euch mal ansehen, das ist interessanter.“
„O ja, danke schön!“, flötete Tini.
„Der will uns loswerden“, flüsterte Tina. „Na schön, tun wir ihm den Gefallen und bewundern wir die Fähre.“
Die drei Freunde schlenderten zur Fähre hinüber und taten, als unterhielten sie sich eifrig über das blendend weiße, gepflegte Schiff. Dabei ließen sie den Mann auf der Luise III nicht aus den Augen. Der machte sich zunächst auf der Ladefläche zu schaffen, dann verschwand er durch eine Luke im Inneren des Schiffes.
„Wir müssen herausbekommen, wem die Luise III gehört und wo sie hinfährt“, sagte Tobbi. „Aber wie?“
„Fragen wir zuerst mal Tante Ella. Sie kennt die Leute im Dorf, vielleicht weiß sie etwas?“, schlug Tini vor.
„Okay, ich hab sowieso schon wieder einen Bärenhunger.“
„Und ich will das Fischpaket so schnell wie möglich loswerden“, stöhnte Tina. „Sonst rieche ich bald selbst wie ein ganzer Fischkutter!“
Beim Mittagessen horchten sie Tante Ella nach den Fischern des Dorfes aus. Tina erzählte von dem netten jungen Mann, der ihnen die Krabben geschenkt hatte, von den Booten, die sie gesehen hatten, dem Fährschiff und schließlich dem Mann auf dem Frachter.
„Wir haben uns ein bisschen mit ihm unterhalten“, berichtete Tini, obwohl das ja eigentlich übertrieben war. „Er sieht dem Strandwächter, diesem... diesem Plock , sehr ähnlich. Die könnten Brüder sein. Weißt du etwas über ihn?“
„Stiefbrüder sind es.“ Tante Ella zog abfällig die Mundwinkel herunter. „Ungehobelte
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