Tina und Tini suchen den geheimnisvollen Schatz
Herrn her. „Bitte, verzeih uns. Nur dieses eine Mal noch. Weißt du...“
„Ich will keine Ausreden hören“, sagte der Großvater. „Ihr werdet tun, was ich gesagt habe...“
Tina begann vor Müdigkeit und Enttäuschung zu weinen. Sie stampfte mit dem Fuß auf und schrie: „Das geht nicht! Das geht nicht! Großvater, du bist ungerecht! Du solltest lieber hören, was Tobbi sagen will.“
„Tina!“ rief er entrüstet und blieb in der offenen Tür stehen. „Sei nicht unverschämt. Wenn ich noch mehr solchen Unsinn höre, werde ich euch sofort hinaufschicken.“
Das Mädchen wollte nicht, daß die beiden Jungen kein Mittagessen erhielten, deshalb wischte sie ihre Tränen ab und sagte nichts mehr. Sie gingen niedergeschlagen ins Eßzimmer und setzten sich.
„Du darfst Großvater nicht erzürnen und mit ihm streiten, Tina“, sagte die Großmutter und stellte ihnen gewaltige Portionen von kaltem Fleisch, Kartoffeln und Salat hin. „Es war wirklich mehr als gedankenlos von euch, wieder so spät zu kommen. Dafür müßt ihr bestraft werden. Nun will ich weiter kein Wort hören. Eßt jetzt.“
Sie nahm eine Zeitung und setzte sich. Die drei waren sehr hungrig und aßen schnell. Großmutter hatte gerade die Stachelbeeren und die Sahne ausgeteilt, da läutete das Telefon. Das Mädchen kam ins Zimmer: „Herr Sack ist am Apparat, Frau Greiling.“
Großmutter stand auf und ging hinaus in die Halle. Sie ließ die Tür offen, und ihre Enkel hörten jedes Wort, das sie sprach. „Guten Tag, Herr Sack“, sagte sie und horchte dann. — „Oh, das ist sehr liebenswürdig von Ihrer Frau, daß sie mit den Kindern solch ein schönes Picknick machen will. Doch es tut mir leid, daß ich absagen muß. Sie können auf keinen Fall kommen. — Nein, krank sind sie nicht, aber, um es ehrlich zu sagen: sie haben sich nicht gut benommen und deshalb für den Rest des Tages Stubenarrest. — Wie? — Ja, sie müssen im Haus bleiben, sie dürfen überhaupt nicht hinaus... Sie verstehen, daß sie unmöglich zu dem Picknick gehen dürfen. Aber bitte, sagen Sie Ihrer Frau meinen herzlichen Dank. Einen anderen Tag vielleicht.“ Dann schwieg Großmutter eine Zeitlang, weil wohl Herr Sack redete. Schließlich sprach sie wieder: „So! Ich freue mich, daß Sie sich endgültig zum Kauf entschlossen haben. Ja, der erste Juni, das ist also übermorgen. Sie bringen die Papiere zur Unterschrift mit — gut. Wir werden unseren Rechtsanwalt benachrichtigen. Ist es Ihnen recht, wenn wir um zehn Uhr am Vormittag verabreden? Dann wird die ganze Angelegenheit erledigt. Ja... ja... auf Wiedersehen.“
Großmutter legte den Hörer auf. Die drei Kinder hätten gern miteinander gesprochen, aber sie wagten es nicht. Es war ein großer Schock, was sie da gehört hatten: am übernächsten Tag sollte alles erledigt werden, und gewiß suchte und fand der Geldsack am nächsten Morgen den Schatz, ihren Schatz, für den sie sich so geplagt hatten! Furchtbar. Tränen liefen über Tinas Gesicht und fielen in ihr Stachelbeerkompott.
Großmutter kehrte ins Zimmer zurück. „Frau Sack wollte euch für heute nachmittag zu einem Picknick einladen. Da habt ihr euch selbst um ein Vergnügen gebracht.“
„Ich will gar nicht zum Picknick“, rief Tina. „Ich bin froh, daß wir nicht hinmüssen. Diese gräßlichen Leute mag ich nicht.“
„Du solltest so etwas nicht sagen, Tina“, mahnte die Großmutter scharf. „Herr Sack wird Greilinghaus kaufen, und ihr müßt höflich zu ihm sein, wenn ihr jemals unser altes Haus wieder besuchen wollt.“
„Großmutter, bitte verkauft es ihm nicht“, bettelte Tobbi. „ Großchen , wir werden den Schatz finden, bestimmt!“
„Rede keinen Unsinn, mein Junge“, erwiderte sie. „Du denkst wahrscheinlich an die alte Karte. Nun, ich bin sicher, daß sie gar nichts bedeutet.“
„Aber Großmutter, wir werden wirklich...“, fing Tobbi wieder an, doch sie ließ ihn nicht zu Ende reden.
„Es genügt, Tobbi“, sagte sie. „Seid ihr fertig mit essen? Dann geht hinauf. Und denkt daran: ihr müßt für den Rest des Tages oben bleiben.“
„Wir sind wirklich traurig, Großmutter“, sagte Oliver leise und hoffte, er könnte sie doch noch umstimmen. „Dürfen wir nicht am Nachmittag mit Racker Spazierengehen?“
„Ganz bestimmt nicht“, antwortete der Großvater, der in diesem Augenblick hereinkam. „Davon ist überhaupt keine Rede. Geht jetzt hinauf — und kann ich mich darauf verlassen, daß ihr im Zimmer
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