Tina und Tini überlisten den Meisterdieb
setzen!“
„Ich sag’s ja auch nur dir. Damit du die Augen offenhältst.“
„Wir werden morgen mit Tobbi darüber reden.“
Als Tina, Tini und Tobbi am nächsten Morgen zum Frühstück kamen, herrschte im Speisesaal große Aufregung. An allen Tischen steckte man die Köpfe zusammen und tuschelte, die Besatzungsmitglieder machten besorgte Gesichter.
„Was ist denn hier los, warum wirken alle wie aufgescheuchte Hühner?“ fragte Tobbi.
„Es ist etwas sehr Unangenehmes passiert“, berichtete der Großvater. „Einer Dame ist heute nacht, während sie noch mit ihrem Mann in der Bar saß, aus der Kabine ein sehr wertvolles Schmuckstück gestohlen worden.“
„Mein armer Vater, das ist schlimm für ihn!“ rief Tini erschrocken aus. „Hat man den Dieb erwischt?“
„Nein, leider nicht — man tappt völlig im dunkeln. Dein Vater wird in Madeira die Polizei an Bord holen müssen. Es ist eigentlich ausgeschlossen, daß jemand von der Besatzung es war. Es sind alles ausgesuchte und jahrelang erprobte Leute. Aber das macht den Fall nicht einfacher.“
„Haben Sie schon gehört? Ist es nicht entsetzlich?“ Madame ; Yvonne war an den Tisch getreten. „Keine ruhige Minute werde ich mehr haben!“
So beunruhigt sah sie eigentlich gar nicht aus, fand Tini.
„Eins steht fest“, fuhr Madame Yvonne fort, „mein Schmuck bleibt fortan im Tresor! Ich werde mir nur das herausholen, was ich gerade tragen möchte! Das sollten Sie übrigens auch tun — unbedingt! Man kann nicht vorsichtig genug sein!“
„Das ist wahr“, antwortete die Großmutter. „Andererseits finde ich, man soll nicht immer gleich das Schlimmste befürchten. Vielleicht findet die Sache eine ganz natürliche Aufklärung. Es wird soviel geklatscht...“
„Sie setzen zu großes Vertrauen in die Menschen.“ Madame Yvonne ergriff die Hand der Großmutter...Ein großes Herz! Ich wußte es gleich, als ich Sie kennenlernte!“ (Was für ein Theater! dachte Tina.) „Nun, was mich betrifft, ich werde von jetzt an auf der Hut sein.“
„Beeilt euch, in einer halben Stunde legen wir in Madeira an“, sagte Tini. „Und vorher muß ich unbedingt noch mit meinem Vater sprechen!“
Sie stopften die Reste ihres Frühstücks in sich hinein und folgten Tini auf die Brücke.
Kapitän Paulsen sah blaß und übermüdet aus.
„Kinder, ich habe jetzt keine Zeit für euch“, sagte er kurz und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
Tina, Tini und Tobbi schlichen bestürzt hinaus und kletterten auf das untere Sonnendeck, um von hier aus das Anlegemanöver zu beobachten. Tina und Tobbi hatten den Kapitän bald vergessen, zu schön war der Anblick, wie die „Lucia“ sich langsam der Insel näherte, die leuchtend und verheißungsvoll vor ihnen lag. Nur Tini war tief in Gedanken versunken und schien gar nicht wahrzunehmen, was um sie herum vorging. „Was ist los?“ fragte Tina schließlich.
„Ach“, antwortete Tini kläglich, „ich mache mir Sorgen um meinen Vater. Dieser Diebstahl, weißt du — und das bei der ersten größeren Reise auf seinem neuen Schiff — ich wünschte, ich könnte ihm helfen.“
„Vielleicht können wir’s —alle drei zusammen?“
„Aber wie? Ich gebe zu, ich hatte einen Verdacht — aber jetzt scheint mir doch alles wieder zu unwahrscheinlich.“
„Du meinst, Madame Yvonne?“ fragte Tobbi.
„Ja — aber würde sie dann alle Leute dazu überreden, ihren Schmuck im Tresor aufzubewahren? Wenn sie es auf den Schmuck anderer Leute abgesehen hätte, würde sie sich doch mit einem Stück nicht zufriedengeben?“
„Sicher nicht. Außerdem hat sie selbst doch viel kostbareren Schmuck. Sie muß sehr viel Geld haben“, bestätigte Tobbi. „Vielleicht sind die Dinger nicht echt?“ meinte Tina.
„Nun, wer weiß.“
„Du siehst also — es ist sinnlos, sie zu verdächtigen.“
„Aber wer könnte es dann gewesen sein?“ fragte Tini verzweifelt. Und seufzend fügte sie hinzu: „Es wäre wunderbar, wenn wir die Sache aufklären könnten, bevor mein Vater die Polizei an Bord holen muß!“
Sie schwiegen eine Weile nachdenklich.
Dann fragte Tobbi plötzlich: „Habt ihr ,Puppengesicht’ in den letzten Tagen gesehen? Mir ist er seit Lissabon nicht mehr über den Weg gelaufen.“
„Mir auch nicht“, sagte Tina.
„Nicht, seit er in dem Haus in der Alfama verschwand.“
„Ob er noch an Bord ist?“ überlegte Tina.
„Wir müssen versuchen, es rauszukriegen“, sagte Tobbi energisch. „Vielleicht hat er etwas
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