Tina und Tini überlisten den Meisterdieb
komplizierten Fall haben wir noch nie geknackt!“
Der geheimnisvolle Dieb
Die „Lucia“ glitt — vergoldet von der untergehenden Sonne — au§ dem Hafen und fuhr wieder aufs offene Meer hinaus. Tina, Tini und Tobbi standen auf dem oberen Sonnendeck genau über der Brücke und ließen sich den Abendwind über die inzwischen sonnenverbrannten Nasen wehen.
„Ich glaube, ich spinne!“ sagte Tina plötzlich. „Seht ihr das auch? Da vorne, diesen glänzenden Streifen über dem Wasser!“ Tini schaute in die angegebene Richtung. Plötzlich weiteten sich ihre Augen.
„Mann, haben wir ein Glück!“ rief sie aus. „Fliegende Fische! Ich habe schon mal welche gesehen. Los, kommt, von unten erkennen wir sie besser!“
Sie stürmten die Treppen hinunter und drängten sich an die Reling. Allmählich waren auch andere Passagiere auf das Schauspiel aufmerksam geworden. Es war ein eigenartiger Anblick, wie ein Schwarm glitzernder Fischleiber sich aus dem Wasser erhob, die langen Flossen als Flügel benutzend, fast eine halbe Minute lang über der Wasseroberfläche dahinschoß und erneut ins Meer tauchte.
„Warum fliegen sie eigentlich? Nur so zum Spaß?“ fragte Tina.
„Unsinn! Um vor einem Feind zu fliehen natürlich! Und wenn du genau hinschaust, siehst du auch, vor welchem!“
„Was ist denn das?“
„Erkennst du sie nicht? Delphine!“
„Tatsächlich! Ich hätte nie geglaubt, sie mal so in freier Wildbahn zu sehen...“
Die Sonne versank am Horizont, und auf Deck wurde es still. Die Passagiere zogen sich in ihre Kabinen zurück, um sich für den Abend umzuziehen. Heute sollte ein Kostümball stattfinden, und die Passagiere waren aufgefordert, sich als Piraten zu verkleiden.
Tina, Tini und Tobbi verzogen sich in den gemütlichen Salon des Kapitäns.
„Was wünschen die Herrschaften heute zu speisen?“ Steward Uwe machte eine Verbeugung und schwang seine Serviette dabei wie einen Hut.
„Einen blutenden Piratensäbel mit Kanonenkugeln und Schrot.“ Tobbi lehnte sich behaglich zurück. „Ach ja —und dann vielleicht noch ein paar Ohr- und Nasenringe. Wenn schon Piratenfest auf der ,Lucia’ gefeiert wird.“
„Wird gemacht, Sir.“ Uwe grinste breit und verschwand.
Tina, Tini und Tobbi vertieften sich in die herumliegenden Journale und hatten Tobbis verrückte Abendbrot-Bestellung längst vergessen, als plötzlich das Licht ausgeschaltet wurde.
„Du lieber Himmel, was ist jetzt los?“ fragte Tina ängstlich.
Jemand betrat im Dunkeln die Kabine und ging leise zum Tisch. Ein Klappern und Knistern, dann wurde ein Streichholz angerissen. Im gleichen Augenblick schossen bläuliche Flammen empor.
„Der Piratensäbel!“ sagte Uwe mit Grabesstimme.
Vor sich hatte er einen langen Spieß mit verschiedenen Fleischstücken auf einer Silberplatte. Uwe schüttelte eine Flasche.
„Das Blut, Euer Ehren!“ sagte er und goß reichlich Ketchup über die brennenden Steaks. „Und hier — das Schrot.“ Er öffnete eine Schüssel mit Reis. „Die Kanonenkugeln.“ Er hob den Deckel einer zweiten Schüssel, in der zarte grüne Erbsen dampften. „Die Ohr- und Nasenringe.“ Er zauberte eine Platte mit ringförmigen, cremegefüllten kleinen Törtchen auf den Tisch. „Und zuletzt — der Piratenwein.“ Er stellte eine große Flasche Johannisbeersaft dazu.
Tina, Tini und Tobbi jubelten.
„Uwe, meine Dankbarkeit wird Sie bis ins Grab verfolgen!“ posaunte Tobbi.
Tina seufzte tief. „Daran werde ich immer denken müssen, wenn’s in Bergheim abends trockene Butterbrote gibt!“
„Man ist nicht jeden Tag auf See“, sagte Uwe grinsend. Geschickt schob er die Fleischstücke von dem langen Spieß und legte sie den drei Kindern auf den Teller. „Wird es auch reichen?“ fragte er mit einem verschmitzten Seitenblick auf Tobbi.
Aber der ließ sich nicht auf den Arm nehmen. Er schnitt ein Stück Fleisch ab, kostete es, nickte zustimmend und sagte: „Ja, er ist gerade richtig durch, Sie können den Ochsen bringen.“
Uwe begann, in der Kabine ein wenig Ordnung zu machen, und die Kinder aßen schweigend und mit Genuß.
„Uwe — kennen Sie einen Passagier namens Alain?“ fragte Tobbi plötzlich.
„Den Prinzen mit dem Babygesicht?“ Uwe lachte.
„Prinzen?“ riefen Tina und Tini zugleich aus.
„Ja, irgend so ein russischer Prinz. Er ist schon einmal auf einem Schiff gereist, auf dem ich Steward war. Er fuhr in Begleitung eines älteren Herrn. Beide hatten so komplizierte Namen, die kein Mensch
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