Tina und Tini überlisten den Meisterdieb
Müller.
„Auweia!“ flüsterte Tina.
Ehepaar Müller ging an ihnen vorbei, ohne die beiden Mädchen überhaupt wahrzunehmen.
„Das kommt alles von deinem verdammten Sonnenöl! Nimm doch deine Ringe gefälligst ab, wenn du zum Sonnen oder Schwimmen an Deck gehst!“
Was Herr Müller seiner Mausi noch alles Freundliches sagte, konnten die Mädchen nicht mehr hören.
„Na, die Sorgen haben wir wenigstens nicht!“ Tini ließ sich aufseufzend auf ihr Bett fallen...Sind wir glückliche Menschen!“
Wer ist Madame Yvonne?
Die „Lucia“ nahm Kurs auf Madeira.
„Das wird euch gefallen!“ sagte Frau Paulsen. „Eure Mutter muß mit euch eine Fahrt im Ochsenschlitten machen, das dürft ihr euch nicht entgehen lassen!“
Tina aalte sich in der Sonne und blinzelte.
„Wenn ich denke, daß sie zu Hause jetzt Eis und Schnee haben — und in Bergheim über den Schularbeiten schwitzen! Mann, geht’s uns gut!“
„Habt ihr denn keine Lust, mal ein bißchen für die Schule zu arbeiten?“ fragte Frau Greiling mit einem versteckten Lächeln. Ein Aufschrei der Empörung antwortete ihr.
„Aber Mutti!“ ereiferte sich Tobbi. „Lieber werden wir, wenn wir zurück in Bergheim sind, Tag und Nacht arbeiten. Aber auch nur einen Augenblick dieser Reise versäumen? Kommt gar nicht in Frage! Wer weiß, ob wir jemals wieder eine solche Kreuzfahrt mitmachen können.“
Die Mädchen stimmten Tobbi mit heftigem Kopfnicken zu. Frau Greiling lachte.
„Ich würde es auch gar nicht von euch verlangen. Ferien sind Ferien, und keiner von euch ist zum Glück in der Schule so schwach, daß er das Versäumte nicht schnell nachholen könnte.“
Die Großeltern erschienen auf dem Verandadeck, gefolgt von einer Dame. Tina stieß Tini an. War das nicht...? Natürlich war das die elegante Dame, die ihnen schon in der Alfama in Lissabon aufgefallen war.
„Darf ich euch Madame Yvonne aus Lausanne vorstellen?“ sagte die Großmutter.
Die Damen gaben sich die Hand. Dann wies die Großmutter auf die Kinder.
„Das ist mein Enkelsohn Tobbi, das seine Schwester Tina und dies hier ihre Freundin Tini, die Tochter unseres verehrten Kapitäns.“
„Reizend, ganz reizend!“ sagte Madame Yvonne. Ihre Augen waren hinter einer riesigen Sonnenbrille versteckt.
Tini runzelte die Stirn. Ihr kam die Stimme irgendwie bekannt vor, aber sosehr sie sich bemühte, es wollte ihr nicht einfallen, wo sie sie schon einmal gehört hatte.
Die Erwachsenen plauderten über das Wetter und die weiteren Stationen der Reise. Die Kinder trollten sich davon, um eine Partie Decktennis zu spielen.
„Was ist los, du bist so still?“ fragte Tina die Freundin.
„Ich weiß nicht, ich grübele die ganze Zeit darüber nach, wo ich diese Madame Yvonne schon einmal gesehen habe.“
„Du kennst sie?“
„Nein, das ist es ja — na, vielleicht fällt es mir noch ein.“
Madame Yvonne machte sich bei Großmutter unentbehrlich. Sie umsorgte sie wie eine Tochter, holte ihr Dinge, die sie vergessen hatte, ein Buch oder die Brille, lud sie zu Erfrischungen ein, spielte mit ihr Mühle oder erzählte ihr Geschichten aus Lausanne.
„Die arme Person, sie ist so schrecklich einsam nach dem Tode ihrer Lieben. Sie muß sehr an ihrer Mutter gehangen haben“, sagte die Großmutter. Ihr tat die Gesellschaft von einer so überaus höflichen, wohlerzogenen Begleiterin sichtlich gut. Aber auch sonst machte sich Madame Yvonne unter den Passagieren beliebt. Sie war strahlender Mittelpunkt der abendlichen Feste und verstand es, auch diejenigen, die sich bisher vom gesellschaftlichen Leben auf der „Lucia“ zurückgezogen hatten, in ihren Kreis zu ziehen.
„Fällt dir an Madame nichts auf?“ fragte Tini, als sie abends in ihren Betten lagen und bereits das Licht gelöscht hatten.
„Nein, was?“ fragte Tina gähnend zurück.
„Madame Yvonne gibt sich nur mit Frauen ab. Und nur mit sehr reichen Frauen.“
„Ist das wahr?“
„Denk doch mal nach...“
„Du hast recht. Mit einer Ausnahme: meine Großmutter —die ist doch nicht reich!“
„Aber wohlhabend. Und sie hat sehr schönen Schmuck.“
„Na und?“
„Ich weiß nicht. Aber diese Madame Yvonne kommt mir irgendwie nicht ganz echt vor. Vielleicht glaubt sie, daß deine Großmutter sehr reich ist. Denk an die inkognito reisende Milliardärin...“
„Du meinst, sie ist eine — Hochstaplerin? Laß das bloß niemand hören, mit solchen Verdächtigungen kann man sich ganz schön in die Nesseln
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