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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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dieser elenden Kaschemme zufrieden geben, solange der Wein in Strömen floss, er hatte sich freilich seinen Aufenthalt in Rennes anders vorgestellt. Bei Auray war er noch der vorsichtig respektierte Waffengefährte Montforts gewesen, der ihm zu seinem Sieg verholfen hatte, aber nun? Hinter den vorsichtig ausgetauschten Botschaften steckte eine Brüskierung nach der anderen. Jean de Montfort hielt ihn hin, versuchte Zeit zu schinden, um seine Kräfte zu stärken.
    Nichts lief so, wie er das geplant hatte. Aber wenn es ihm trotz aller Hindernisse gelang, das Kreuz von Ys in seinen Besitz zu bringen, würden sich die Dinge wenden, daran gab es keinen Zweifel. Irgendwo musste das Juwel versteckt sein. Er würde nicht zulassen, dass die alte Hexe von Äbtissin ihn noch im Tod besiegte.
    »Hast du den Eindruck, die Männer aus Cado laufen vor einem Köter davon?«, schnauzte Gordien, der Hauptmann des Söldnerführers, den Spitzel mittlerweile an. »Vielleicht sollten wir dir eine kleine Kostprobe unserer Fähigkeiten geben? Eine Belohnung hast du dir für deine Mühen ja verdient ... Der schrille Schmerzensschrei des Mannes verhallte zwischen den rußgeschwärzten Mauern der Spelunke, und das Gelächter der übrigen Schurken enthielt auch einen Gutteil Erleichterung darüber, dass nicht sie es waren, deren Knochen da unter Gordiens Pranken knackten.
    Der Wirt der Kaschemme lag ohnehin schon hinter seinen leeren Weinfässern im Keller. Sein halb zerschmettertes Gesicht zeigte noch im Tod das fassungslose Erstaunen eines Opfers, das nicht begriff, wie ihm geschah.

12. Kapitel
    Tiphanie beugte sich emsig über das nadelgespickte Klöppelkissen und versuchte, die Blicke von Dame Marthes Kammerfrau einfach zu übersehen. Sie saß in der Fensternische der großen Kemenate, während die Dienerin damit beschäftigt war, Umhänge und Tuniken in eine Kleidertruhe zu schichten. Amandine legte feine Leinentücher dazwischen und kleine Kissen mit getrocknetem Lavendel, die das Gemach nach Sommer und Sonne duften ließen. Sie verrichtete ihre Arbeit wie üblich höchst behäbig und langsam, während Tiphanies Finger die feinen Knoten und Schlingen in geübter Schnelligkeit legten.
    Seit Dame Marthe vor wenigen Augenblicken zur Herzogin gerufen worden war, herrschte frostiges Schweigen zwischen ihnen. Lediglich Marron gab ab und zu ein leises Fiepen von sich, wenn er in seinen Träumen zu jener Jagdleidenschaft auflief, die ihm im normalen Leben fehlte. Er lag schwer auf Tiphanies Fußspitzen und wärmte sie vor dem kalten Luftzug, der unter der Türschwelle hindurch zum Fenster führte, weil die Rahmen nicht ganz dicht schlossen.
    Trotzdem fühlte sie sich in Gegenwart der misslaunigen Kammerfrau nicht wohl. Ihre Gedanken verweigerten die gewohnten Bahnen, wenn sie ständig aus hämischen Augen bespitzelt wurde. Sie war an Strenge gewöhnt, an Gleichgültigkeit und Einsamkeit, aber nicht an jene Art von bösartiger Missgunst, die Amandine aus jeder Pore ihrer Haut verströmte. Sie hatte dieser Frau nichts getan, weshalb begegnete sie ihr mit solchem Groll? Was konnte sie tun, um sie zu besänftigen.
    Tiphanie verhaspelte sich bei einem der zierlich gewundenen Knoten und ließ die Arbeit mit einem Seufzer in ihren Schoß sinken. Es hatte keinen Sinn, sich den Worten zu verweigern, die offensichtlich gesagt werden mussten. Es war an der Zeit, die Lage zwischen ihnen zu klären. So konnten sie nicht weiterleben.
    »Könnt Ihr mir sagen, was ich Euch getan habe, dass ich Euch so sehr missfalle?«, fragte sie geradeheraus und bedachte Amandine mit ihrem aufmerksamen Blick.
    Die Gestalt im dunklen, strengen Gewand einer Dienerin gab einen undefinierbaren Laut von sich und stemmte die Arme in die Hüften. Von den steifen Flügeln der gefältelten Leinenhaube bis hinunter zum schweren Saum des Rockes, ein einziges Bild empörter, heuchlerischer Entrüstung.
    »Das fragst du noch?«, schnaubte sie und baute sich verächtlich vor ihr auf. In einer Entfernung, die mehr dem Respekt vor Marron als dem vor Tiphanie entsprach. »Denkst du, ich merke nicht, dass du hinter deiner unschuldigen Fassade und dem bescheidenen, frommen Getue nicht viel mehr als eine gewöhnliche Dirne bist?«
    »Ihr seid närrisch, Amandine!« Tiphanie lief rot an und sprang auf. Mit so viel bösartiger Verleumdung hatte sie nicht gerechnet.
    »Mich kannst du nicht täuschen«, zischte die Kammerfrau feindselig. »Ich hab’ gleich gesehen, dass du’s auf den Seigneur

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