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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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den flüchtigen Gedanken zu verfolgen, der beim Stichwort »Kloster« durch seinen Kopf flog. »Ich will Euch helfen, und wenn ich es genau nehme, möchte ich auch Jannik helfen. Eine innere Stimme sagt mir, dass beides das Gleiche ist.«
    »Dann behaltet mein Geheimnis für Euch!«, flehte sie inständig.
    John Chandos entdeckte, dass auch er den türkisfarbenen Augen nicht widerstehen konnte. »Versprecht mir, dass Ihr Euch an mich wendet, wenn Ihr Hilfe benötigt!«
    »Habt Dank, aber das wird nicht der Fall sein«, lehnte sie höflich ab.
    Sie gönnte ihm eine hastige Reverenz und flüchtete verwirrt an die Seite von Dame Marthe. John Chandos bedauerte es, aber er konnte sie nicht aufhalten.
    Keiner von beiden beachtete den grobschlächtigen Lakaien in den Farben des Herzogs, der dem Mundschenk zur Hand ging. Er tat diese Arbeit, weil er über außergewöhnlich gute Ohren verfügte und nicht, weil er soviel von Wein verstand. Er verzog den wulstigen Mund zu einem Grinsen und schlüpfte mit verblüffender Geschwindigkeit durch die Menschenmenge davon. Eine Edeldame, von der niemand wissen sollte, dass sie in Wirklichkeit aus einem zerstörten Kloster kam. Diese Neuigkeit würde ihm in Gold aufgewogen werden.
    »Sicher? Was heißt schon sicher?«
    Das Hinterzimmer der verrufenen Schänke, die sich wie eine hässliche Warze an die Stadtmauer von Rennes klammerte, war so düster wie die hinterste Ecke der Hölle. Ein blakendes Öllicht warf eine Pfütze aus gelblich diffusem Licht über den schmutzigen Schragentisch. Sie reichte gerade, um die hölzernen Becher zu erkennen und die Gesichter aus dem Schatten treten zu lassen, wenn sich einer der Männer vorbeugte, die auf den Bänken rundherum saßen. Galgenvogelgesichter, welche die Spuren von Gewalt und Zügellosigkeit trugen. Alle wandten sich dem Sprecher zu, der an der Wand lehnte und bisher nur diese Worte von sich gegeben hatte.
    »Ganz sicher, Herzog!« Der Mann hatte die Lakaienuniform längst abgelegt, die er dem Diener gestohlen hatte, dessen Leiche vielleicht irgendwann in den Abflussgräben der Burg gefunden werden würde. »Morvan gehört zu den Vertrauten des Herzogs. Er hat in den Wochen nach der Schlacht von Auray eine ganze Reihe von geheimnisvollen Aufträgen im Namen seines Herrn erledigt. Ein geschwätziger Stallmeister hat mir bestätigt, dass er mehrmals in Auray war und beim letzten Mal ein Mädchen mitgebracht hat, das auf einem Maultier gereist ist.«
    »Und woher willst du wissen, dass ausgerechnet diese Reiterin zu den verschwundenen Novizinnen gehört?«, bellte der Mann an der Wand heiser. »Hast du das zweite Gesicht, oder regt meine ausgesetzte Belohnung deine schmutzige Vorstellungskraft so an?«
    »Wenn Ihr sie seht, werdet Ihr keinen Zweifel haben!« Der Söldner beugte sich in seine Richtung, als könne er damit seinen Worten noch mehr Nachdruck verleihen. »Sie ist keine gewöhnliche Person. Sie hat den wildesten Jagdhund des Herzogs gezähmt, und er folgt ihr nun wie eine Hauskatze bei jedem Schritt. Sie verfügt über Wunderkräfte!«
    »Wunderkräfte«, schnaubte der Mann an der Wand verächtlich. »Wie erklärst du dir die Tatsache, dass sie den falschen Namen trägt?«
    Er war mit einem schnellen Schritt beim Tisch und packte den Sprecher am Wams. Seine gedrungene, muskulöse Statur erklärte, warum er ihn mühelos hochheben konnte und der Mann wie ein Fisch an der Angel zappelte. Ebenso gelähmt von der Kraft der Arme wie vom Bann der gelben Raubvogelaugen, die unter buschigen grauen Brauen tödlich funkelten. Jeder im Raum wusste, dass Paskal Cocherel, der selbst ernannte Herzog von St. Cado, in solchen Momenten über ein teuflisch reizbares Gemüt verfügte.
    »Morvan will nicht, dass man sie mit Auray in Verbindung bringt«, stammelte der Spion. »Tristane oder Tiphanie, das klingt doch ohnehin fast gleich!«
    »Du könntest ausnahmsweise sogar recht haben!« Paskal Cocherel ließ den Kerl so abrupt los, dass er wie ein klumpiger Mehlsack auf die Bank zurückplumpste und seine wenigen Zähne hart aufeinander schlugen. »Außerdem, einen Versuch ist die Sache wert. Wenn wir die Falsche erwischen, entledigen wir uns des Mädchens eben.«
    »Aber vergesst den Hund nicht«, wagte der Söldner dennoch eine Warnung.
    »Halt’s Maul!«, beschied ihn der Herzog von St. Cado. »Wenn ich dir Fragen stelle, hast du zu antworten, ansonsten schweigst du!«
    Er hielt nur mühsam seine Wut in Grenzen. Seine Männer mochten sich ja mit

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