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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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abgesehen hast. Denkst du, unsereins ist blind? Willst du die Herrin über uns alle werden? Da wirst du Pech haben, Herzchen! Dirnen wie dich gebraucht man, aber man verleiht ihnen keine Ehrbarkeit!«
    »Nein!«
    Tiphanies Aufschrei entlockte ihrer hinterhältigen Richterin nur ein verächtliches Schnauben. »Denkst du, man sieht ihn nicht, wenn er morgens aus deiner Kammer schleicht? Die Kleider schnell geschlossen, mit der Miene eines Mannes, den eine Hexe an die Grenzen seiner Kräfte getrieben hat? Du bist nicht viel ehrbarer als die billigen Huren, die sich am Stadtwall verkaufen! Du hast keinen Grund, hochnäsig auf ehrbare Frauen herabzusehen, das lass dir gesagt sein!«
    »Aber das tu ich doch gar nicht«, flüsterte Tiphanie hilflos. Sie begriff nicht, weshalb sie mit diesem Unrat überschüttet wurde. Womit hatte sie dieses Maß an Hass nur verdient?
    »Eine wie du gehört an den Pranger!«, zeterte Amandine, die eben von der fassungslosen Unbeflecktheit gereizt wurde, die das junge Mädchen aus jeder Pore verströmte. Reines Teufelswerk war das in ihren sittenstrengen Augen. Was wurde aus der Welt, wenn die Dirnen wie Engel aussahen?
    Marron sah sich gezwungen, die unliebsame Störung seiner Ruhe zu ahnden. Er erhob sich mit einem imponierenden Gähnen und reckte sich. Dann trat er zwei Pfotenbreiten auf Amandine zu und bedachte sie mit einem drohenden Grollen.
    »Willst du mir deinen Höllenhund auf den Hals hetzen?« Die Frau war derart in Rage, dass sie sogar die übliche Angst vor dem Hund vergaß. »Wenn’s dazu beiträgt, dass die Herrin endlich durchschaut, was du für eine lasterhafte Hure bist, dann tu es ruhig! Dann hat mein Tod wenigstens einen Sinn!«
    »Was habe ich Euch nur getan, damit Ihr mich so hasst?«, flüsterte Tiphanie, völlig entwaffnet von so viel Niederträchtigkeit.
    »Das fragst du noch?«, keifte Amandine schrill, und die junge Frau entdeckte plötzlich eine Ähnlichkeit mit Loyse Rouzic, die ihr bisher noch nie aufgefallen war. »Elende Dirne! Scheinheilige Metze, die der Herrin Ergebenheit vorspielt und hinter ihrem Rücken die Beine für den Seigneur breit macht!«
    Tiphanie fehlten die Worte. Sie griff nach Marrons Halsband, um ihm trotz allem Einhalt zu gebieten. Dass Amandine es wagte, ihre Ergebenheit für Jannik de Morvan auf dermaßen zotige Weise in den Schmutz zu ziehen, verschlug ihr die Sprache.
    Der Kammerfrau bedauerlicherweise nicht. »Flittchen! Miststück!«, kreischte sie aus vollem Hals. »Ich werde deine Schande im ganzen Palast verkünden! Alle sollen wissen, dass du eine Hure bist! Unter Schande sollen sie dich davonjagen!«
    »Hast du den Verstand verloren, Weib?«
    Keine der beiden Frauen hatte Jannik de Morvan eintreten hören und seine donnernde Stimme ließ sie zu einem Tableau des Schreckens erstarren. Tiphanies Finger krampften sich um das Leder an Marrons Hals. Amandine rang totenbleich die Hände, ehe sie sich mit dem Mut der Verzweifelten auch dem unerwarteten zweiten Gegner zuwandte, von dem sie ahnte, dass er zu Tiphanie halten würde.
    »Es ist mir klar, dass Ihr die Hure verteidigt, Messire!«, rief sie heiser. »Sie hat Euch verhext! In ihren Alkoven gezerrt und mit Zauberbanden gefesselt. Seht Ihr nicht, dass sie des Teufels ist? Dass sie auf den Scheiterhaufen gehört! Eine Hexe!«
    »Gütiger Himmel, man hört euch bis auf den Gang hinaus schreien, was ist hier los?« Dame Marthe eilte in das Gemach und sah fassungslos von einem zum anderen. »Amandine! Ich habe dich immer für eine vernünftige Person gehalten, was soll dieses Gezeter?! Man könnte meinen, hier findet der Fischmarkt statt!«
    »Die Frau ist irrsinnig«, erklärte Jannik de Morvan kalt, und die Dienerin wich vor ihm zurück. In diesem Moment wurde ihr siedend heiß klar, dass sie einen verhängnisvollen Fehler gemacht hatte. Der Seigneur gehörte nicht zu den Männern, die man ungestraft verärgerte.
    »Was ist geschehen?«
    Amandine fühlte sich in ihren schlimmsten Befürchtungen bestätigt, als Dame Marthe diese Frage Tiphanie stellte und nicht ihrer treuen, vertrauten Kammerfrau.
    »Ich weiß es nicht«, entgegnete jene wie üblich leise und mit niedergeschlagenen Augen. Sie versuchte, den Streit zu verharmlosen. »Ich glaube, das ist alles nur ein Missverständnis.«
    »Ein Missverständnis, dass diese Kreatur es wagt, dich eine Hure zu schimpfen?«, hob Jannik de Morvan seine klangvolle Stimme. »Mir scheint, du bist ebenfalls krank im Kopf. Schickt dieses

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