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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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machen wollen? Seid Ihr toll?«
    Tiphanie verfolgte den Streit mit angehaltenem Atem. Sie hatte den Eindruck, dass beide ihre Anwesenheit vergessen hatten und einen Kampf austrugen, der nicht erst heute begonnen hatte.
    »Und wenn ich es täte? Bei Gott, ich würde besser für sie sorgen als jeder Kammerdiener, königliche Schreiber oder Lakai, den Ihr vielleicht als einfältigen Ehemann für sie im Sinn habt. Sie verdient mehr als die langweilige Ehrbarkeit einer frommen Matrone! Wollt Ihr diese Anmut und Reinheit tatsächlich irgendeinem durchschnittlichen, lieblosen Kerl ausliefern?«
    »Ihr müsst verrückt sein!« Dame Marthes Schock wich unverkennbarem Ärger. Ihre Augen blitzten, und sie drückte die Schultern durch, als stelle sie sich dem Gegner in einer Schlacht. »Was denkt Ihr, wie Eure Braut auf einen solchen Skandal reagieren würde?«
    »Meine Braut?«, stellte Jannik in gefährlicher Schärfe die Frage, die Tiphanie auf der Zunge lag. »Ich weiß nichts von einer Braut!«
    »Unsinn!« Der Ton seiner Tante verlor jede Verbindlichkeit. »Stellt Euch gefälligst nicht so einfältig. Ihr wisst genau, dass es höchste Zeit ist, dass das Haus Morvan einen Erben erhält. So sehr ich Anne-Maries Tod bedauere, aber es geht nicht an, dass Ihr Jahre um Jahre um sie trauert! Ich habe bereits mit Ihrer Gnaden der Herzogin über die Angelegenheit gesprochen, und sie ist meiner Meinung. Sie favorisiert ebenfalls eine Verbindung mit dem Haus von Blois. Der Zeitpunkt ist ideal, und Eure Ehe könnte die Wunden heilen, die nach dem Tod von Charles de Blois ...«
    »Verdammt noch mal! Nein!«
    Marthe de Branzel runzelte die Stirn. Die strikte Ablehnung hatte die ohnehin schon gereizte Stimmung in ihrer Kemenate in pures Eis verwandelt. Jannik de Morvan verschränkte die Arme vor der Brust und warf seiner Tante einen Blick zu, der seine Soldaten mühelos in reglose Standbilder verwandelte. Die energische Edeldame war jedoch aus einem anderen Holz geschnitzt. Sie schnalzte ungeduldig mit der Zunge und suchte nach der Schuldigen für dieses Nein.
    »Erzählt mir nicht, Ihr wollt Tristane zur Frau nehmen. Das wäre schlicht lächerlich!«
    Tiphanie erbebte unter dem verbalen Schlag. Bis zu diesem Moment war sie fest davon überzeugt gewesen, dass Dame Marthe sie schätzte, ja, sie vielleicht sogar ein wenig gern mochte. Weshalb sonst hätte sie ihr dieses Leben bei Hofe ermöglicht, das sich in seiner luxuriösen Heiterkeit so sehr von allem unterschied, das sie bisher kennen gelernt hatte? Allein, die frostklirrende Endgültigkeit des Wortes »lächerlich« riss eine schwere Bresche in diese vermeintliche Sicherheit.
    »Wollt Ihr Euch zum Gespött des ganzen Hofes machen, Neffe?«, präzisierte die Edeldame ihre Ansichten noch genauer. »Sicher, das Kind ist reizend und liebenswürdig, eine Freude für jedes Männerauge. Aber Ihr könnt Euch unmöglich mit einem Geschöpf verbinden, das seine Ehre als Frau so leichtsinnig dahingegeben hat. Ist das nicht bereits ein Zeichen dafür, dass sie minderwertiges Blut in den Adern hat? Die Mutter des Erben von Morvan muss über jeden Zweifel erhaben sein. Ihr Name muss zu den Edelsten des Landes gehören, und sie sollte sich eines untadeligen Rufes und größter Zurückhaltung erfreuen. Von einer vernünftigen Mitgift ganz zu schweigen!«
    Tiphanie hatte es längst aufgegeben, unter der Flut dieser vernichtenden Feststellungen so etwas wie Haltung und Stolz zu bewahren. Sie stand reglos da, die Hand um Marrons Halsband geklammert. Die Wärme des Hundes, der sich an Ihre Gestalt schmiegte, als wolle er ihr Schutz und Halt geben, drang nicht bis in ihr Herz vor. Es kam ihr vor, als habe es zu schlagen aufgehört. Da war nur noch ein schwerer, harter Brocken in Ihrer Brust, der jeden weiteren Atemzug zur reinen Qual machte.
    Ganz im Geheimen hatte sie Dame Marthe manchmal als die Mutter angesehen, die ihr das Schicksal nicht gegönnt hatte. Sie wäre nie auf den Gedanken verfallen, dass sie im umgekehrten Fall höchstens für eine Art von Zeitvertreib gehalten wurde. Für eine Zerstreuung in Zeiten der Langeweile, die Dame Marthe, wenn der Reiz des Neuen vorüber sein sollte, an einen Ehemann abschieben wollte. Unwillkürlich sah sie zu Jannik, der ihr letzter verzweifelter Halt in einer Welt war, die um sie her in Trümmer fiel.
    Er schien den Blick zu spüren, denn er sah kurz in ihre Richtung, ehe er seinerseits für klare Verhältnisse sorgte. Unmissverständlich und ohne höfliche

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