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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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rief Dame Marthe entsetzt.
    »Man hat den armen Kerl brutal niedergeschlagen«, sagte Jannik ratlos.
    »Und was bedeutet das? Wo ist Tristane? Die beiden sind doch unzertrennlich?!«
    Marron jaulte, als er den vertrauten Namen hörte. Er machte einen hilflosen Versuch, sich aufzurichten, aber er brach wieder zusammen. Er hatte seine letzten Kräfte in dem mörderischen Versuch verbraucht, verletzt aus dem reißenden Fluss zu klettern. Hilfe zu holen und den Seigneur zu finden, der seiner armen Herrin beistehen konnte. Die Hiebe, die ihn getroffen hatten, wären für einen anderen Hund tödlich gewesen.
    »Holt eine Decke«, kommandierte Jannik de Morvan. »Wenn mehrere Männer anpacken, können wir ihn ins Haus bringen, dort werde ich mich um ihn kümmern. Erwann, wir brauchen den Hundemeister, er wird wissen, was zu tun ist!«
    Seine Autorität verschaffte ihm unmittelbaren Gehorsam. Und so bekamen die Neugierigen ein höchst seltsames Schauspiel zu Gesicht, als die kleine Prozession durch die große Halle der Burg marschierte und auf Befehl des Ritters das Wohngemach von Dame Marthe ansteuerte. Wenig später tauchte ein alarmierter Hundemeister auf, dem die Gerüchte zugetragen hatten, dass er eine lebensgefährlich zerfleischte junge Edeldame vorfinden würde.
    »Unsinn!«, erklärte Jannik de Morvan unwirsch und deutete auf das verletzte Tier. »Ihr seht doch, dass es um Marron geht. Ich setze meine ganze Hoffnung auf Euch, dass Ihr etwas für ihn tun könnt, guter Mann!«
    Der Mann im Lederwams machte sich nicht einmal die Mühe, Marron näher anzusehen. Die Wunde zwischen seinen Ohren genügte für ein Urteil.
    »Wie es aussieht, hat er endlich seinen Meister gefunden. Ich kann mir kaum vorstellen, dass dies die kleine Dame war, die ihn gezähmt hat.«
    »Ihr sollt dem Hund helfen und keine Maulaffen feilhalten«, schnauzte der Ritter wütend und erntete einen Blick, in dem es merklich an Untertänigkeit fehlte.
    »Dem ist nicht zu helfen, Seigneur! Und wenn Ihr mich fragt, dann ist es kein Verlust, wenn diese Bestie krepiert. Mit Ausnahme seiner respektablen Größe hat der Hund keine Vorzüge.«
    »Lasst!« Dame Marthe griff besänftigend nach dem Arm ihres Neffen, der den Eindruck machte, als wolle er mit den Fäusten auf den Zwingerwärter losgehen. »Ich habe nach meinem Stallmeister geschickt, er ist ein fähiger Mann, der uns sicher helfen wird.«
    »Niemand wird diesem Tier helfen können«, knurrte der Hundewärter, in seiner Ehre als Fachmann beleidigt. »Ihr werdet es sehen.«
    »Geht!«
    Die Mischung aus Zorn, Furcht und Erschütterung, die Jannik de Morvan durchtobte, machte ihn noch schroffer als sonst. Er beugte sich über den Hund und befühlte das verfilzte, feuchte Fell, während sich der Mann verstimmt aus dem Staub machte. Als er die Hand wieder zurückzog, hingen grüne, schleimige Fetzen an seinen Fingern. Vorsichtig verrieb er sie zwischen den Kuppen und roch daran.
    »Algen und Schlamm! Er muss in einem Graben gewesen sein ...«
    »... oder im Fluss!«, warf Dame Marthe ein. »Die Vilaine fließt in der Nähe der Burg vorbei. Aber wie sollte er in das Wasser gekommen sein?«
    »Wer auch immer ihn erschlagen wollte, er wird ihn für tot gehalten und in den Fluss geworfen haben«, vermutete Jannik und konnte der viel wichtigeren Frage nicht länger ausweichen. »Aber wo ist Tiphanie? Ich bin mir sicher, dass er verletzt wurde, als er sie verteidigt hat!«
    »Der Stallmeister, Messire!«
    Erwann hatte die Tür geöffnet, und ließ den Mann herein, auf den Dame Marthe so viel Vertrauen setzte. Dass sie es mit Recht tat, bewies er ohne große Worte. Mit Janniks und Erwanns Hilfe wusch er Marrons Wunden mit einer Mischung aus, die je zur Hälfte aus Wasser und Wein bestand. Unter seinen erfahrenen Fingern jaulte Marron, aber er leistete keinen Widerstand.
    »Es sieht so aus, als sei kein Knochen gebrochen«, sagte er nach gründlichem Abtasten. »Sein Schädel muss wahrhaftig aus Eisen sein. Wäre er ein Mensch, ich würde sagen, er wird noch einige Zeit gewaltiges Schädelbrummen haben und er sollte sich schonen, aber er wird sicher bald wieder auf seinen vier Pfoten stehen.«
    Dame Marthes Stallmeister verteilte großzügig den Wundbalsam, den er sonst für die Pferde verwendete, auf Marrons Kopf und Schultern, dann wies er Erwann an, die Stellen mit Leinenbinden zu bedecken. Seine Behandlung machte aus dem gefährlichen Jagdhund ein eher komisches Geschöpf, das eine Mischung aus Mitleid

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