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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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Gemäuern hausen auch ein paar üble Galgenvögel, die das Licht des Tages scheuen ...«
    »Zumindest dieses Problem erledigt sich in Kürze von selbst«, knurrte der Seigneur, denn um sie herum wurden bereits die Laternen entzündet und die Läden zugeklappt. Die Nacht senkte sich über Rennes.
    Der Wind hatte weiter aufgefrischt. Er riss den Bürgern die Läden aus der Hand und machte flackernde Schemen aus den Fackeln und Laternen. In Kürze würde man kaum noch die Hand vor Augen sehen.
    »Ich werde ...« Jannik de Morvan brach mit einem Schlag ab und riss Erwann hastig in den Schutz des nächsten Hauseingangs.
    »Was ...«
    »Kein Wort!«
    Der Knappe erstarrte und beobachtete verblüfft Marron, der sich gegen die Leine stemmte und alles, was neben den Verbänden von seinem Fell zu sehen war, wütend sträubte. Trotzdem gehorchte er dem Befehl und gab nicht den kleinsten Laut von sich, bis Jannik de Morvan einen leisen Fluch knirschte.
    »Hast du den Kerl gesehen, der dort in dem Toreingang verschwunden ist? Ich möchte mein Schlachtross gegen ein altersschwaches Maultier wetten, dass es Gordien war, der schurkische Hauptmann des Wolfes von St. Cado. Und es hat den Anschein, als hätte Marron seine Bekanntschaft ebenfalls schon einmal gemacht!«
    »Wie sollte das möglich sein?«, widersprach Erwann. »Die Stadttore sind bewacht. Niemand betritt Rennes, ohne von der Garde des Herzogs kontrolliert zu werden! Schon gar nicht ein solcher Schurke!«
    »Denkst du im Ernst, Cocherels Männer reiten mit ihrer Standarte ein?« Jannik schüttelte den Kopf. »Der Wolf weiß so gut wie der Herzog, dass der Kampf bevorsteht. Wenn er Spione schickt, werden sie Mittel und Wege finden, ungesehen in unsere Mauern zu schlüpfen!«
    Erwann runzelte die Stirn und betrachtete Marron, der immer noch seltsam alarmiert und beunruhigt wirkte. Er kam zum selben Schluss wie sein Herr. »Ihr denkt, Dame Tristanes Verschwinden könnte etwas mit der Anwesenheit dieses Galgenvogels zu tun haben?«
    Jannik schwieg grimmig. Er hatte Mühe, seine eigenen Gedanken zu ordnen. Plötzlich passte alles viel zu gut zusammen. Das Mosaik, das vor seinen Augen entstand, erschreckte ihn allerdings mehr als alles andere zuvor. Er hatte Tiphanie Neugier und überflüssige Fragen ersparen wollen, indem er sie mit seiner Tante zu Tristane de Branzel machte, aber er hatte nicht berücksichtigt, dass sie in Gefahr sein könnte.
    Dabei wäre es leicht zu erraten gewesen, wenn er nicht gewaltsam jeden Gedanken an ihr persönliches Schicksal aus seinem Kopf verbannt hätte! Paskal Cocherel hatte schließlich ein Kloster ausgelöscht, um hinter das Geheimnis des Kreuzes von Ys zu kommen. Der Wolf glaubte an das sagenhafte Juwel und wollte es um jeden Preis besitzen. Infolgedessen war jeder, der etwas davon wusste, in Gefahr. Erst recht eine Novizin, die als einzige das Massaker im Kloster überlebt hatte. Blieb lediglich die letzte Frage, wie er von dieser Tatsache erfahren und wie er Tiphanie gefunden hatte?
    »Ich fürchte, ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie dort im Haus ist«, sagte er nun mit beträchtlicher Verzögerung. »Sieh dir den Hund an! Er hat uns, ohne zu zögern, hierher geführt. Sie ist in Cocherels Gewalt! Wenn er ihr auch nur ein Haar gekrümmt hat, werde ich ihm persönlich die Eingeweide herausreißen!«
    Der Knappe starrte jedoch nicht den Vierbeiner, sondern seinen Seigneur an. Eine solche ungestüme Drohung von einem Manne, der nicht einmal in der heißesten Schlacht die Nerven verlor, hatte er noch nie vernommen.
    Marrons energischer Zug an der Leine machte allen nutzlosen Grübeleien ohnehin ein Ende. Der große Hund strebte unzweifelhaft auf das verfallene Gemäuer zu, neben dessen Eingang das rostige Schänkenschild im Wind schwankte.
    »Schsch! Warte«, raunte de Morvan und hielt sowohl den Hund wie den Knappen noch im Schutze des Verstecks zurück.
    Da war etwas seltsam an diesem Haus, und der nächste Atemzug brachte ihm die Erkenntnis. Natürlich, der Lärm, der normalerweise aus einer solchen Spelunke drang, fehlte völlig. Kein Laut war zu hören. Nur das Brausen des Sturmes, das Klappern loser Schindeln und das Quietschen der Eisenkette über ihnen.
    »Entweder ist das Haus verlassen, oder seine Bewohner legen keinen Wert auf Besuch«, teilte er seine Überlegungen mit Erwann. »Nachdem Gordien hineingegangen ist, nehme ich Letzteres an. Wir müssen mit einer Wache rechnen. Die Halunken können keinen durstigen Gerber

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